TKG Sonnau Revue in der Willy-Brandt-Halle „Aus meinen Verlobungsringen kann ich Schneeketten basteln“

Immer gern gesehene Tänzer in Mühlheim: Das Männerballett aus Assenheim. Foto: man

Mühlheim (man) – Trump hält sich für Gott, verwegen gemixte Bowle landet ganz schnell mal in der Keramik und der Bürgermeister trifft manchen Ton präziser, als seine Söhne behaupten. Die TKG Sonnau hatte für den Freitag zu ihrer Revue in die Willy-Brandt-Halle eingeladen. Gut 270 Gäste erschienen. Moderator Stephan Mündelein bittet am Anfang zumindest gefühlt so ziemlich alle Karnevalsprinzen und Prinzessinnen aus der Region auf die Bühne. Jeden zu erwähnen, das hieße, für einen wie Elias Schwemmler keinen Platz mehr zu haben. Der junge Mann protokolliert eine häusliche Party während elterlicher Absenz. Im Laufe der Jahre bekommen die meisten den Dreh raus, sich nur in die Nähe des Empfindens zu trinken, an dem die Toilette oder die Gartenhecke ins Spiel kommen könnte. Elias gelingt das noch nicht. Die Erdbeerbowle kreiert der Junge nicht nur mit Wein, Sekt und Früchten, sondern auch mit einer Pulle Schnaps. Das Ergebnis: Im Wohnzimmer fackelt ein Grill alles mögliche ab, überall liegen Gäste komatös herum, während der Gastgeber im Bad die Schüssel umarmt. Am Ende relativiert Oma das Ereignis, „sie berichtet unverdrossen, den Bock hat dein Vater auch mal geschossen“. Vielleicht auch sein Opa, die Rede ist von Roland Deiss. Der 50. Ritter der Sonnau lamentiert über viel zu gut informierte Nachbarn und fehlende intellektuelle Unterstützung eines Singles im Alter: „Hab niemand, der zu mir gehört und mir die Witze erklärt.“

Davon hatte „Tante Lilli“ schon ganz viele. Hinter der Kunstfigur steckt der Travestiekünstler Guido Klode. Tante Lilli erzählt von einem unsteten Leben, getaktet von Lebensabschnittsgefährten: „Aus meinen Verlobungsringen kann ich Schneeketten basteln.“ „Tante Lilli“, die den Blick nach unten wirft: „Dieses Jahr geh ich von der Frühlingsrolle direkt in den Winterreifen.“ Ebenfalls kritisch lauscht sich Daniel Tybussek, der zusammen mit Karl-Christian Schelzke das Bürgermeisterkabarett bildet: „Wir können nicht singen, tun das aber trotzdem.“ Immerhin trifft der Rathaus-Chef zur Melodie von „Ich bin die fesche Lola“ manchen Ton, was die Söhne Tobias und Jonas Tybussek in ihrer Persiflage aufs Bürgermeisterkabarett nicht wirklich goutieren. Ihnen gelingt es, noch ein paar schiefe Töne mehr als Papa zu setzen. Allerdings mit Absicht. Die Puppe Konrad, das Alter Ego von Bauchredner Andy Franz, findet auch im Herbst des Lebens nicht zu gutem Benehmen. Ehrengäste will Konrad nicht begrüßen. Er wertet das Ritual als eine Variante von „Arschkriechen“. Zu den Sonnau-Buben gehört neben den Tybussek-Jungs noch Florian Eitel. Das Nachwuchstrio kann sich im Stil von Karl Valentin nicht über die Bedeutung der Begriffe „keiner“ und „niemand“ einigen. Gern gesehene Bühnenakteure in Mühlheim sind die strammen Kerle des Männerballetts aus Assenheim. Zum ersten Mal erscheinen die akrobatischen Frauen von „Tanzrausch“ aus Hainburg. Gesanglich haben Sonnau-Heroen wie Gerd Noll kein Problem, Töne zu treffen. Der frühere Ritter gehört zur Playback-Schlagergarde und gibt den Costa Cordalis, der von Anita aus Mexiko trällert. Der Hanauer Interpret Reinhard Paul singt Vicky Leandros. Nachdem der Partner mit dem gepackten Koffer durch die Türe geht, verkündet die Frau im Sinn von „lasse zische, haste Frische“, nicht ewig Trübsal zu blasen. Der Grund: „Du weißt, ich liebe das Leben.“

Bürgermeister a.D. Karl-Christian Schelzke berichtet, wie der Liebe Gott Erdogan, Putin und Trump während eines Treffens die Chance lässt, ins Paradies zu gelangen. Der türkische Staatschef verspricht, mit den Kurden Frieden zu schließen, der russische Präsident sagt etwas zu, das die Einheimischen wohl eher irritierte, „ich gebe die Krim an die Ukraine zurück“. Trump lässt sich auf keinen Deal ein. Stattdessen herrscht der Ami den Lieben Gott an: „Was machst Du auf meinem Thron?“

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