Jährliche Buchausstellung in der Kindertagesstätte Regenbogeninsel „Der meiste Andrang herrscht direkt nach dem Gottesdienst“

In sich ruhend vor dem Kinderbuch: Leonard und Janina Vitale. Foto: man

Mühlheim (man) – Am Wochenende des 26. und 27. Oktober veranstaltete die Katholische Öffentliche Bücherei Lämmerspiel (KÖB) in den Räumen des Familienzentrums in der Kindertagesstätte Regenbogeninsel St. Lucia ihre jährliche Buchausstellung. Das Prinzip funktioniert wie folgt: Im Vorfeld bauen der Mühlheimer Buchladen und der Borromäus Verlag Bücher und andere Medien auf. Wer beim Durchblättern denkt, der Roman „Metropol“ von Eugen Ruge oder die Erzählung „Tanz mit mir, Aurelia“ von Titus Müller könnte was für den häuslichen Nachttisch sein, der bestellt die Bücher bei Petra Schad und Beate Kalesse, sie sich auch ansonsten um die KÖB kümmern.

Der meiste Andrang herrscht direkt nach dem Gottesdienst am Sonntag. Auch viele Messdiener kommen vorbei. Jeder der jungen Gottesdiensthelfer von St. Lucia bekam zum Dank für sein Engagement einen Büchergutschein im Wert von zwölf Euro. „Wer sich für ein teureres Buch entscheidet, bezahlt die Differenz“, erklärt Kalesse.

Am Rande erzählt die Frau von den eigenen Vorlesestunden mit ihrer Tochter, etwa von der Geschichte mit dem Hasen Felix, das Stofftier eines Mädchens, das plötzlich auf Reisen geht und von unterwegs Erlebnisberichte per Post nach Hause sendet. Bei den regelmäßigen Vorlesestunden für Vorschulkinder in der KÖB sind vor allem die Geschichten von „Pettersson und Findus“ der Renner, von dem alten Mann, der in Schwedens ländlicher Idylle mit einem Kater zusammen lebt, der unter anderem frustriert feststellen muss, dass im Garten verbuddelte Fleischklößchen mitnichten in vielfacher Menge nachwachsen.

Man merkt Kleinkindern in der Regel schnell an, ob sie in Haushalten aufwachsen, in denen Computer und Fernseher im Mittelpunkt stehen, oder in einem Umfeld, in dem eine Geschichte aus dem Kinderbuch zum allabendlichen Einschlafritual gehört.

Bei unter Dreijährigen schadet Fernsehen der Entwicklung des Gehirns. In dem Alter ist der Mensch noch nicht in der Lage, die schnelle Bildabfolge kognitiv zu verarbeiten. Der Erzieher Marc Hünermund, der mit seiner Frau Jasmin Kleinheider und den zwei Töchtern vorbeischaut, beobachtet in seinem Berufsalltag in Frankfurt, dass Kinder, die vorgelesen bekommen, „sich sprachlich wesentlich besser entwickeln als Altersgenossen aus Familien, in denen Bücher keine Rolle spielen“.

Eine Szene wirkt wie aus der Zeit gefallen: Janina Vitale sitzt mit ihrem Sohn am kleinen Tischchen und schaut zu, wie der zweieinhalbjährige Leonard mit einem ständigen „Guck mal!“ das Bilderbuch ansieht. Die Mutter guckt, ohne auch nur einen Hauch des Eindrucks zu erwecken, dass sich die Frau am liebsten mit etwas anderem beschäftigte, dass sie am liebsten ihr Smartphone zückte, um die 27 WhatsApp-Nachrichten der letzten zehn Minuten zu checken. Janina Vitale ist ganz bei sich und ihrem Kind, das tief entspannt blättert.