Anbau bietet den älteren Lerngruppen Möglichkeiten der Entfaltung Montessorischule feiert Erweiterung

Hans-Günter Zach und Brigitte Johannsen durchschnitten bei der Einweihungsfeier das Absperrband. Foto: Prochnow

Mühlheim (m) – Sie ist Herz und Seele der Einrichtung und fordert, Kindern Räume zu geben, damit sie Fähigkeiten und Wünsche präsentieren können. Am Samstag durchschnitt Brigitte Johannsen, Leiterin und Mitbegründerin der Montessori-Schule am Bahnhof, zusammen mit Vermieter Hans-Günter Zach das Band für den jüngsten Trakt für die ältesten Schüler, die beiden „grünen Gruppen“.

„Kinder suchen und finden ihre eigene Lösungen“ auf dem Weg zum selbstbewussten Erwachsenen, zeigte Johannson am Beispiel der Videoproduktion der Teenager, „sie brauchen Selbsterfahrung und -bestätigung, damit sie die Welt verantwortungsvoll mitgestalten können“. Den Reigen der Redner bei der akademischen Feier eröffnete Kreisbeigeordneter Carsten Müller. Er informierte, dass der Kreis als Schulträger fast 100 Millionen Euro im Jahr für die Erhaltung der Schulen ausgebe. Die Vielfalt der Schullandschaft sei „ein hohes Gut und ein Standortvorteil für die gesamte Region“, meinte er, „Eltern sollen ein Wahlrecht haben und die Schulform nutzen können, die für ihr Kind am besten ist.“ Müller brachte Schecks von Kreisausschusses und Verwaltungsrat der Sparkasse Langen-Seligenstadt mit.

Glücksfall für die Stadt

Für Stadtverordnetenvorsteher Harald Winter ist der Neubau ein „in Stein gefasster Beweis, dass Ideen mit viel Enthusiasmus, Leidenschaft und Beharrlichkeit umgesetzt ein absolutes Erfolgsmodell“ ermöglichen. Hans-Günter Zach sei ein „Glücksfall für die Stadt“. Bürgermeister Daniel Tybussek erkannte, „Begeisterung macht Schule“. Man benötige jedoch Motivation, um sich im Bildungswesen zu engagieren. Für die neuen Räume brachte er eine Wanduhr mit, sie soll anregen zurückzublicken. „Sie können sich jederzeit der Unterstützung der Stadt sicher sein“, bestätigte der Rathauschef.

Die Zahlen sprechen für das Konzept, erkannte Susanne Meißner vom Schulamt. Derzeit wüchsen aber alle Schulen in Stadt und Kreis, teilte sie mit und berichtete von einem regen Austausch: „Wir lernen und profitieren voneinander“. Kinder verbringen viel Zeit in der Schule, darum sei es wichtig, dass sie sich dort wohlfühlen. Die helle und freundliche Ausstattung sei ein „guter Ort für Bildung und Erziehung“. Der eingeschossige Flachbau enstand auf einer Fläche von 300 Quadratmetern hinter dem privaten Museum der Familie Zach. Es bietet zwei etwa 85 Quadratmeter große Klassenräume für die beiden „grünen Gruppen“, Schüler der Jahrgangsstufen sieben bis zehn. Dazu hat Architektin Kirsten Becker aus Oberursel einen 60 Quadratmeter großen Fachraum eingeplant, sanitäre Einrichtungen und Platz für die Spinde der Teenager.

Wegen der Bahnlinie in unmittelbarer Nähe mussten Fenster eingebaut werden, die Geräusche bis zu 46 Dezibel fernhalten. Auf der Südseite übernimmt Mineralwolle anstelle von Styropor die Wärmedämmung: Sie übernimmt auch eine Brandschutzfunktion, weil die nächsten Gebäude nur wenige Meter entfernt sind, erläutert die Fachfrau. Durch die Erweiterung gewann auch der Schulhof Fläche, auf der Ostseite hat Kunst-Sammler Zach einen Skulpturengarten errichtet. Die Jüngsten gestalteten die Feier mit flottem Chorgesang mit.

Inzwischen 150 Schüler

Das Bauwerk stand nach nur fünf Monaten. Allerdings nahm die Vorbereitung fünf Jahre in Anspruch. Die Baubehörde beim Kreis Offenbach befürchtete nach Bohrungen, dass giftiges Kieselrot im Boden verborgen liegt, der Kampfmittelräumdienst vermutete Blindgänger aus dem Krieg. Erst ein Beleg aus dem Jahre 1962 brachte Sicherheit, er dokumentiert, dass die Bahn die Aufschüttung von fast drei Metern Höhe vorgenommen hat. Die private Einrichtung besuchen derzeit fast 150 Mädchen und Jungen, informierte Anja Lyssy vom Trägerverein Montessori Mainbogen. Im Jubiläumsjahr 2016 haben die ersten Abgänger ihre Abschlüsse an der Friedrich-Ebert-Schule abgelegt. Etwa 30 Lehrkräfte unterrichten sechs altersgemischte Lerngruppen.