Srdjan Arsic ist Schiedsrichter in der Volleyball-Bundesliga „Mühlheim gehört zur bundesdeutschen Spitze“

Der Volleyball-Bundesliga-Schiedsrichter Srdjan Arsic mit Ehefrau Mirjana und Tochter Nevena. Foto: man

Mühlheim (man) – Ganz sicher jedenfalls, was das Schiedsrichterwesen betrifft. Srdjan Arsic fährt sei drei Jahren während der Saison fast jedes Wochenende durch Deutschland. Der Mühlheimer pfeift in der Volleyball-Bundesliga, sowohl bei den Männern, als auch bei den Frauen. In der Ballsportart geht es zwar disziplinierter zu als beim Fußball, mit Gelben und Roten Karten lenkt der Unparteiische kann der Unparteiische jedoch auch hier das Spiel lenken.

In der Kindheit spielte der 36-jährige Fußball und Basketball. Als Srdjan Arsic über Freunde schließlich zum Volleyball fand, merkte er schnell, „das ist mein Ding“. Ihm gefiel, dass es sich zwar um eine Mannschaftssportart handelt, sich die Gegner aber körperlich nicht attackieren. Kein Verteidiger holt einen Stürmer von den Beinen, niemand greift dem Werfer in den Arm. Am Trikot lässt sich auch nicht ziehen.

Aber man beäugt sich. Arsic erklärt, wie der Zusteller gleichzeitig die Positionen des Gegners und der eigenen Mannschaft analysiert, ohne sicher sein zu können, den Ball tatsächlich zu bekommen. Der Fußballer kann das Leder führen, bis ihn jemand entscheidend stört. Der Volleyball muss nach nur einem Kontakt weiterfliegen. Ein Moment, der öfter zu einem Dissens zwischen Spielern und Schiedsrichter führt. Dann divergieren die Antworten auf die Frage, „gab es beim Pritschen einen Doppelkontakt?“.

Arsic erzählt, wie er einer Frau die rote Karte zeigte, weil die sich nach einer Entscheidung umdrehte und in Richtung ihrer Mannschaftskameradinnen die Bewegung eines Scheibenwischers imitierte. „Rot“ bedeutet beim Volleyball jedoch nicht, das Spielfeld verlassen zu müssen. Der Disziplinmangel wirkt sich unmittelbar auf das Ergebnis aus, „die andere Mannschaft bekommt einen Punkt“. Schiedsrichter bilden in jeder Sportart eine Projektionsfläche. Wenn es für eine Mannschaft ohnehin nicht läuft, stellen Spieler Entscheidungen besonders häufig in Frage.

Generell gilt, was auch beim Fußball gefallen könnte, „nur der Kapitän darf den Schiedsrichter nach einer Entscheidung ansprechen“. Auf den neun mal neun Meter tummeln sich sechs Spieler, „ginge es zu, wie beim Fußball, herrschte Chaos“.

Die eigene Volleyball-Karriere stoppten Verletzungen. Mit 16 brach sich Srdjan kompliziert den Köchel, später kamen massive Schulterprobleme hinzu. Auf hohem Niveau konnte der 1,92 Meter große Mann mit 25 nicht mehr spielen. Freund und Trauzeuge Vladimir Stojanac, selbst Schiedsrichter in der zweiten serbischen Liga, überredete Arsic, den gleichen Weg zu gehen. Der legte bald darauf die A-Lizenz als Referee ab.

Vor sechs Jahren zog der Bauingenieur nach Deutschland, um eine Mühlheimerin zu heiraten. Mirjana Arsic kannte Srdjan schon seit Kindheitstagen. Beide stammen aus der 50 Kilometer nördlich von Belgrad gelegenen Kleinstadt Ruma. Als die Erzieherin aus dem Kindergarten am Bürgerpark einmal in die Heimat fuhr, lernten die beiden einander neu kennen.

Ohne viel mehr als „guten Tag“ auf deutsch sagen zu können, erschien Arsic in der Turnhalle der Offenbacher Schillerschule zum Volleyball-Training des BSC 1899 Offenbach. Nach einem Jahr als Spieler übernahm Arsic die Damenmannschaft als Trainer. Von da an fanden etliche neue Spielerinnen den Weg zum BSC. „Das gute Training von Srdjan sprach sich herum“, erklärt der Abteilungsleiter Dieter Höhn. In vier Jahren stieg das Team dreimal auf.

Als Schießrichter pfiff sich Arsic rasant nach oben. Am 4. Dezember konnten die Fernsehzuschauer beim Sender „Sport1“ in der Bundesliga-Partie „Allianz MTV Stuttgart“ gegen „Schwarz-Weiß Erfurt“ der Frauen sehen. Das Spiel ging ohne Aufreger über die Bühne. Der Deutsche Meister aus Schwaben gewann glatt mit 3:0. Arsic tritt in der gesamten Republik an, von Lüneburg bis Friedrichshafen, von Berlin bis Herrsching, „wenn meine Frau nicht mitmachte, könnte ich das vergessen“.

Das Ziel des eines Schießrichter liegt letztlich darin, anonym zu bleiben. Wenn sich nach dem letzten Punkt auf die Frage nach dem Unparteiischen niemand an Srdjan Arsic erinnert, „dann lief das Spiel für mich super“.