Im Siedlergemeinschaftshaus Mühlheimer Altstaedter verbreiten närrischen Frohsinn

Die Altstadt-Sänger brachten mit Gassenhauern viel Schwung in den Saal. Foto: pro

Mühlheim (pro) – Die Männer mit der Melone mögen das Mikrofon – und die Frauen auch. Ob in der Bütt oder mit Notenständer auf der Bühne, die Leute vom Mühlheimer Fastnachtsclub (MFC) „Die Altstaedter“ kommen stets mit Klamauk im Koffer. Den verbreiteten sie am vergangenen Freitag im Siedlergemeinschaftshaus Rote Warte.

In den vergangenen Kampagnen hatte sich der kleinste Karnevalverein nah und fern im Jugendzentrum eingerichtet. Das spendet gerade Flüchtlingen ein Dach übern Kopf, der Saal an der Henri-Dunant-Straße gab den Fastnachtern mehr Raum und Licht. Mit ihrer familiär-geselligen Atmosphäre erfüllten sie auch diesen Ort, mit ihrer unkomplizierten, spontanen Art, wie sie eines Narren würdig ist.

Die Aufgaben sind klar verteilt – der Zweite Vorsitzende Frieder Gruber führte durchs Programm, Chefin Gisela Eisner verteilte Orden und Küsschen und die „Hauskapelle“ Richard Kress übernahm mit Tasten und Schaltern schon mal die Regie, frisierte mit einem Tusch die Pointe. Ein Plus an Spaß im lockeren Reigen der Altstaedter, die so noch etwas Ursprüngliches der närrischen Bräuche verbreiten.

Zugmarschallin Barbara Bohn vom MKV erhielt den ersten Orden des Abends. Sie grüßte den „Verein mit Tradition und Konfetti im Blut“. Das „Beemsche“ ist nun Ritter der Sonnau, Roland Deis kam mit seiner Truppe in Dunkelgrün. In knallrotem Samt erschien das Prinzenpaar, „es hätte sonst Familienkrach gegeben, lächelte Prinzessin Lisa I. an der Seite von Julian I. mit Blick auf Oma und Altstaedter-Chefin Eisner.

Schinke, Lewwerwurst und Plunse

Frühmorgens wenn die Hähne krähe’, macht sich der Müllemer Bauer Thomas Bihn zu Traktorengeknatter auf den Weg zur Bühne. Sein Spielplatz war stets der Acker, verriet der Landwirt aus Leidenschaft, am liebsten sei er „auf klaane Säu geritten“ und „mit de’ Gaase um die Wett’ gerennt“. Seinen Refrain beherrschte bald der ganze Saal: „Schinke, Lewwerwurst und Plunse, wie schön, wenn Wutze’ grunze’.“ Als es dem Dietesheimer Glöckner zu viel wurde mit dem Abenteuer auf dem Hof, sagte er ade dem Wutze-Euter, „ich bleib’ doch lieber Glocke’-Läuter“.

Frieder Gruber ist sonst der Elferrat, manchmal aber auch ein „geplagter Ehemann“. Darum sei der „Playboy“ früh müd’ und abends abgeschlafft. Er selbst war ein „Bild von einem Mann“, als Elektriker beim Autoscooter hätte er es „sicher noch weit gebracht“, doch dann hat er die Luise kennen gelernt: die Figur vermanscht, auch nicht reich, die wollt keiner richtig - „ich hattse gleich“.

McMonny und de’ Karl sind Basaltkopp und Müllemer, Carlo Schmidt und Karl Feser. „Sind alle Müllemer Schlääschte?“ Und haben die Dietesheimer Hochhäuser ohne Fenster auf dem Wappen? Es seien Basaltsteine, lautet die Belehrung. Und mal sehen, was die Stadt aus der letzten Mühle macht.

Vorsitzende Eisner und Christa Knott tauschten Erfahrungen mit Ehemännern aus - und gerieten sich tüchtig in die Wolle. „Jubiläumsforscher“ Daniel Tybussek blickte in die Historie, ließ sein Publikum mitreimen. Und nach Dietesheim und Lämmerspiel feierte Müllem „ohne Schlecker“, aber mit „Rotes Pferd“-Becker. Der Bürgermeister gefiel mit überschlagender Stimme, schauspielerischem Talent und verpackte mit viel Elan in der Bütt.

Auto fährt mit Äppelwoi

„Müll-Sheriff“ Jens Niklaus klagte zum 35. Bütten-Jubiläum mit Polizeimütze und Warnweste. Die Bahnhofstraße sei sein Revier, dort müsse er im Akkord Strafzettel ausstellen. Eben noch stellte er Sitzmöbel vors Haus, tags darauf stünden sie in Warschau vorm Cafe. Als „Ehrengast“ bemerkte Robert Blumör, dass Männer rationeller und schneller seien. „Frauen sind nicht sehr wendig, sehr unselbstständig, sehen alles enger, brauchen sehr viel Zeit“, lamentierte er beim Anziehen, wobei nur seine Ehefrau weiß, wo die Socken sind.

„Heile, heile Gänsche’“ und „es gibt kein Bier auf Hawaii“, so sang Andy Sommer von der befreundeten Sonnau Stimmungs- und Schunkellieder. Er gestaltete auch das Finale mit Hits von Chris Roberts, führte so die ersten Paare aufs Tanzparkett.

„Unser Auto fährt mit Äppelwoi“, schmetterten die Altstadt-Sänger. Mit Gassenhauern brachten sie viel Schwung in den Saal. Einen Augenschmaus boten die Mädchen von der Bürgeler Ranzengarde, die artistische Figuren im Stil von Cheerleader formten.