Rote-Warte-Schule feiert 50. Geburtstag Mühlheimer Kinder schnuppern Zirkusluft

Dreistöckige Menschen-Pyramiden bildeten die Schüler auf der Bühne in der RWS-Turnhalle. Foto: Prochnow

Mühlheim (m) – Kleine Künstler in schwarzem Tuch kreisen Poi-Bälle mit bunten Schweifen dran, schleudern Diabolos bis unter die Decke und fangen sie mit den Schnüren zwischen den Holzstäben wieder auf. Die nächste Nummer bildet dreistöckige Menschen-Pyramiden, wieder braust lauter Beifall auf. Die Besucher des Zirkus’ Toussini sind die Eltern der Artisten in der Manege der Turnhalle – und restlos begeistert von den Darbietungen ihrer Sprösslinge. Zu ihrem 50. Geburtstag macht die Rote-Warte-Schule (RWS) eine Woche lang nur Zirkus.

Turner, Jongleure und Clowns verzaubern ihr Publikum, nachdem sie acht Tage lang mit den Zirkusleuten aus Hamburg ihren großen Auftritt im Scheinwerferlicht einstudiert haben. Als „Schule mit Herz und Verstand“ präsentieren sich die 142 Mädchen und Jungen, acht Lehrerinnen und viele Eltern auf ihrem Fest, das nicht das letzte Jubiläum bleiben soll: Kreisbeigeordneter Carsten Müller bestätigte nach Jahren des Bangens, die Grundschule bleibt erhalten.

Das war zum 25. Geburtstag keineswegs klar, im Gegenteil. 1992 stand die Einrichtung vor ihrer Schließung, der Kreis als Schulträger verwies auf Bauschäden und Raummangel, wollte die Kinder aus der Siedlung an die Goetheschule schicken. Er hatte die Rechnung ohne die Mühlheimer gemacht, allen voran die damalige Schulleiterin Gabriele Findhammer. Es gab massive Proteste, einen Demonstrationszug durch die Stadt und einen einstimmig verabschiedeten Antrag aller Parteien im Stadtparlament zum Erhalt der Grundschule.

Demonstrationszug durch die Stadt

„1997 wurde dann durch einen Beschluss im Kreistag Geld für den Erhalt zur Verfügung gestellt“, erinnert Rektorin Silke Mahr an die Historie. „Das alte Gebäude wurde zunächst um einen Pavillon, dann durch einen Neubau erweitert.“ Seit dieser Zeit sichern steigende Schülerzahlen, mehrere bauliche Maßnahmen und Instandhaltungsarbeiten den Erhalt.

Die RWS entstand 1967 als Dependance der Goetheschule, wurde ’72 im Verbund mit der Rodauschule als eigenständige Schule deklariert. 1995 ist das Gründungsjahr des Fördervereins, der die Insel-Betreuung führt. Sie war anfangs in einem Container untergebracht und residiert heute in den sanierten Kellerräumen. Das Angebot startete als Kurzzeitbetreuung, mittlerweile gibt es auch Mittagessen, eine Begleitung der Hausaufgaben und Freizeitangebote.

Teilzertifikat Bewegung und Wahrnehmung

„Mit Stolz und Freude kann ich berichten, dass wir nun auch das zweite Teilzertifikat Bewegung und Wahrnehmung erhalten werden“, verkündete Silke Mahr. Bereits seit sieben Jahren führt die Bildungsstätte eine Auszeichnung für ihr Engagement im Bereich Ernährung und Verbraucherbildung. So steht auch das 2011 verabschiedete Leitbild auf den drei Säulen Gesundheit, Unterricht, soziales Lernen.

Aktionen und Schulkultur, „die wir gemeinsam tragen und leben“, lägen allerdings allein auf den Schultern der neun Pädagoginnen. Den Eltern dankte Leiterin Mahr für ihre Unterstützung. Ganz besonders hob sie ihren Schulkamerad Thomas Zahn hervor, der über die Scolari-Stiftung mit großzügigen Spenden das Steinatrium ermöglicht habe, ein Balancier-Spielgerät, die Markierungen für den Verkehrsunterricht und nicht zuletzt das Projekt mit den Zirkusleuten, das mit dem Fest seinen Höhepunkt findet. Daneben boten Lehrkräfte und Eltern Basteln und Schminken, Kaffee und Kuchen an, was wegen dem Regen in die Klassenräume verlegt werden musste.