Misereor-Aktion mit Auktion und leckerem Essen Mühlheimer Pfarrei St. Markus hilft Aleppo

Die Misereor-Aktion der Pfarrei St. Markus am Sonntag lief zugunsten eines Krankenhauses in Aleppo. Foto: Prochnow

Mühlheim (m) – Mit einem leckeren Mahl und fundierten Informationen organisierte die Gruppe „Fairer Handel“ in der Pfarrgemeinde St. Markus Unterstützung für ein Krankenhaus in Aleppo. Es sei eines der letzten noch funktionierenden, hörten die Zuhörer im gut besuchten Gemeindezentrum, und werde von Franziskanern und dem Hilfswerk Misereor geführt.

Bis zum Ausbruch des Krieges lebten in der Hauptstadt Damaskus Angehörige vieler Religionen und Völker friedlich vereint, berichtete Wael Aldhem über seine Heimatstadt. Heute wohnt er mit seiner Frau und den drei Kindern bei der Familie Brinkmann in der Mühlheimer Altstadt. Der Tourismus-Fachmann beantwortete Fragen von Pfarrgemeinderat Bernd Klotz und erläuterte auch, wie wichtig das Mobiltelefon ist. Damit halte er den Kontakt zu Familienmitgliedern in Syrien. Aldhem ist heute Kantor in der orthodoxen Gemeinde und singt im Chor.

Fastenessen mit Hähnchenfleisch

Aktive der Pfarrei hatten ein Fastenessen mit Reis, Gemüse und Hähnchenfleisch zubereitet, dazu ein köstliches Dessert nach arabischem Rezept. Die Gastgeber verkauften Kaffee, Tee, Kakao und andere fair gehandelte Produkte und statteten eine amerikanische Versteigerung aus. Klotz präsentierte einen süßen, einen herzhaften und einen arabischen Geschenkkorb, letzteren mit einem Gutschein von der Flüchtlingshilfe für die Einführung in die arabische Küche. Die Auktion erbrachte 221,50 Euro für die Klinik in Aleppo. In Syrien seien auch Jesuiten in der Flüchtlingshilfe tätig, versorgen täglich 15.000 Menschen mit Wasser, 70.000 mit Medikamenten und versuchen, 1,000 Kinder zu unterrichten. Nach sechs Jahren Bürgerkrieg seien rund 465.000 Einwohner getötet worden, 1,9 Millionen verletzt. Die Hälfte der Bevölkerung sei auf der Flucht, teilte Lothar Juli anhand von Bildern, Grafiken und einem Fernsehbeitrag mit.

Infrastruktur ist völlig zerstört

Die Wirtschaft, die Textil- und Chemieindustrie, Öl- und Gasförderung, sei eingebrochen, die Infrastruktur völlig zerstört, die meisten Kliniken seien außer Betrieb. „Das Assad-Regime und Russland bombardieren gezielt Krankenhäuser, damit die Rebellen nicht wieder auf die Beine kommen“, sagte Juli. Die Schulen seien geschlossen, der Nachwuchs traumatisiert: „Drei Millionen Kinder haben immer nur Krieg erlebt“, hieß es, mehr als die Hälfte der Syrer sei auf Hilfe angewiesen, fünf von sechs Großstädten seien teilweise oder komplett zerstört.

Juli zeigte auch die kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung des Vielvölkerstaats auf und skizzierte die Entstehung der Kämpfe: Das Assad-Regime habe Kinder verschwinden lassen und auf Demonstranten geschossen. Zu den kriegsführenden Parteien zählen der Iran und die Hisbollah-Miliz, sie stärken die schiitische Bevölkerungsmehrheit. Russland bombe als langjähriger Verbündeter Assads gegen sie sowie gegen islamistische Rebellen, die Freie syrische Armee und den Islamischen Staat. In den Konflikt verwickelt seien auch die Türkei, Saudi-Arabien, die USA und Kurdenstämme. Manche könnten sich noch erinnern, wie es 1945 in Mühlheim aussah, mahnte Pfarrer Johannes Schmitt-Helfferich. Am Sonntag vor 72 Jahren marschierten die Amerikaner in die Stadt ein.