Stadtmuseum wird zum Klassenzimmer – Ausstellung des Heimat- und Geschichtsvereins Mühlheim Die Mühlheimer Schulgeschichte

Auf den alten Klassenfotos erkennt man den ein oder anderen Schulfreund wieder und mit etwas Glück findet man auch sich selbst. Foto: m

Mühlheim (m) – Rechtzeitig zu Ferienende und Unterrichtsbeginn verwandelte der Geschichtsverein das Stadtmuseum in ein Klassenzimmer. Gerda Brinkmann dokumentierte mithilfe von Hans-Jürgen Mloschin „Mühlheimer Schulgeschichte – Lehrer, Schüler, Prügelstrafe“, ordnete Exponate von vielen Bürgern in die aktuelle Ausstellung ein.

Die Besucher fühlten sich zwischen Wandkarten und hölzernen Pultbänken und -tischen wie in ihre eigene Schulzeit zurückversetzt. Vereinsvorsitzender Karl-Heinz Stier befand bei der Vernissage am Freitagabend, „es gibt im Leben entscheidende Erlebnisse wie die Schulzeit, die von der Gesellschaft eingerichtet wurden“. Diese Momente legen die Grundlagen, mit denen man in der Gemeinschaft zurechtkommen soll. „Da wird nicht nur Wissen, sondern auch soziales Verhalten und Respekt vermittelt, und davon hängt es oft ab, wie erfolgreich sich der Schüler entwickelt.“

Die Sammlung repräsentiere als „Erinnerungsstätte“ die Zeit von 1608 bis 1978, erläuterte Leiterin Brinkmann und lud die Eröffnungsgäste ein, vor allem mit den Büchern den jeweiligen Zeitgeist nachzuspüren. Sie sollen auch die Rechenschiebern ausprobieren, nicht aber den Rohrstock, den ihre Großmutter aufgehoben hatte. Ihre Zuhörer amüsierte sie mit den Versen über den Streich mit der „Blutblas’“. Stier überreichte der Organisatorin eine kleine, mit Leckereien gefüllte Schultüte.

Schwerpunkt der Ausstellung ist die Phase nach dem Zweiten Weltkrieg. Mehrere Teilnehmer an der Eröffnungsfeier fanden sich auf den Klassenfotos aus Goethe-, Geschwister-Scholl- und Lämmerspieler Grundschule wieder. Letztere teilte sich Räume mit der Gemeindeverwaltung im Rathaus. Für die Gruppenfotos standen jeweils fast 40 Mädchen und Jungen mit ernster Mine und dunkler Kleidung auf den Stufen vor den Einrichtungen

Schultische vor der Relief-Karte von Hessen mit roten Flecken für die Orte, die heute Stadtteile sind, abgegriffene Leder-Ranzen, riesige „Rechenmaschinen“, kleine Schiefertafeln und Schulhefte mit Süterlinschrift riefen die Jugendzeit ins Gedächtnis. „Durchweg positive Erinnerungen“ verbindet Harald Winter mit seiner Schulzeit in Dietesheim und lobte die Initiatorin für ihre gute Recherche und den Bürgern für ihre Leihgaben. Ihr Anblick mache wieder jung, befand der Politiker.

„Jeder von ihnen hat erlebt, wie wichtig dieser Abschnitt in seinem Leben war“, begründete Stier das Thema. „Nicht umsonst gibt es aus diesen Zeiten viele Bilder, die daran erinnern, mit wem und wo man von welchen Lehrern unterrichtet wurde.“ In den Archiven des Vereins schlummere ein umfangreiches Repertoire. Gerda Brinkmann steuerte als Pädagogin Zeugnisse, Material über Unterrichtsmethoden, Schulspeisungen und Klassenstärken bei.

In einer Abteilung werden Miniatur-Klassen aus Holz und mit Porzellanfiguren präsentiert. Vitrinen zeigen Tintenfedern und die passenden Schachteln, alte Schaufensterpuppen tragen die Kinderkleidung von vor 100 Jahren. Arbeitsblätter und Spiele führen die Betrachter zurück in die eigene Schulzeit.

Im Erzählcafé plaudern am 1. September Zeitgenossen über den Beginn der Schulzeit, am 11. September berichteten Christel Moll und Rainer Klohoker, die ehemaligen Leiter von Brüder-Grimm- und Goetheschule aus der Vergangenheit. Die Ausstellung bis zum 22. September sonntags von 11 bis 16 Uhr geöffnet.

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