Mehr Aufmerksamkeit wäre schön Mühlheimer Senioren Union besteht seit drei Jahrzehnten

Auch wenn die Mühlheimer Senioren Union schon einmal wesentlich mehr Mitglieder hatte als heute, ist die Gruppe nach 30 Jahren immer noch aktiv. Foto: Mangold

Mühlheim (man) – Die Mühlheimer Senioren Union hatte Jens Niklaus zum Treffen ins Café Kinnel eingeladen. Der Ehrenvorsitzende der CDU war vor 30 Jahren zwar noch ein Jungspund von 44 Jahren, initiierte aber als örtlicher Parteichef die Gründung der SU. „Jens hatte die Senioren-Union zusammengetrieben“, blickte die Vorsitzende Gisela Castner scherzhaft zurück.

Jens Niklaus, der in den 80er Jahren im Rathaus in Offenbach als rechte Hand des damaligen Oberbürgermeisters Walter Suermann agierte, kannte eine Senioren-Union aus der Nachbarstadt. Die Organisation sollte in Mühlheim nicht nur älteren CDU-Mitgliedern offen stehen, sondern allen „mit gefestigtem Weltbild“. Angst vor Unterwanderung herrschte keine. Niemand habe fürchten müssen, „dass Knallrote dort eintreten“.

Im diesem Kontext erzählte Niklaus von der Zeit, als der damalige CDU-Vorsitzende Ewald Sinner zurücktrat und vom gesamten Vorstand verlangte, in solidarischen Akt den gleichen Schritt zu vollziehen. Niklaus fungierte als dessen Vize und sah das Prinzip von Ursache und Wirkung ausgehebelt, „ich konnte für den Schritt keinen Grund erkennen“. Eine Abstimmung des Vorstands endete knapp mit 8:7 gegen einen kollektiven Rücktritt.

Vielleicht dürfte Niklaus, der nach einem kommissarischen Übergang 1983 schließlich auch offiziell den Vorsitz übernahm, mit der neuen Senioren Union auf eine verlässliche politische Gruppe in der Mühlheimer CDU gehofft haben, die hilft, den Burgfrieden zu stabilisieren.

Gisela Castner erzählte von der ersten Vorsitzenden Margret Kress. Bei ihr handelte es sich um keinen Charakter für komplizierte Meinungsbildung und endlos langes Abwägen: „Margret Kress war Frankfurter Gastwirts- und Metzgerstochter“. Klar angesagt und glänzend organisiert habe sie. Später zog sie zum allgemeinen Bedauern nach Bayern.

Heinz Göbler war ihr Mitsteiter, den Niklaus „Der Reisemarschall“ nennt. Göbler baldowerte die Fahrten der Senioren-Union geschickt und vor allem günstig aus. Ingrid Förster hat bis heute den Verdacht, „dass der Heinz aus eigener Tasche drauf zahlte“. Der frühere Bürgermeister Bernd Müller verlieh Heinz Göbler für dessen Engagement den Mühlentaler der Stadt.

Damals kamen manche Reisen einem ausgedehnten Urlaub gleich. Zwei Wochen Klopeiner See in Kärnten standen etwa auf dem Programm, samt Morgengymnastik im Freien mit Blick aufs Gewässer. „Einmal habe ich mitgemacht, und dann das Geschehen nur noch beobachtet“, erinnert sich Gerda Brinkmann, Mühlheims prominente Stadtführerin, die sich als Beispiel nennt, dass es möglich ist, gleichzeitig Mitglied der Senioren Union aber nicht der CDU zu sein: „Ich gehöre keiner Partei an“.

Gisela Castner zeigte sich mit der Mutterpartei nicht nur zufrieden. Bürgermeister Bernd Müller habe sich um die Senioren Union gekümmert, der Landtagsabgeordnete Ismail Tipi kam ebenfalls auch mal zu Besuch, doch die Mühlheimer Parteispitzen interessierten sich nicht für die Senioren. Da sprang Stadträtin Erika Sickenberger dem CDU-Chef Stephan Fuchs und dem Fraktionsvorsitzenden Marius Schwabe zu Seite. Die Senioren Union treffe sich generell fast nur dann, wenn die beiden arbeitsbedingt beim besten Willen nicht erscheinen könnten. Castner ärgert jedoch, „dass die sich auch sonst nicht melden und auf nichts von uns eingehen“.

Die Senioren Union hatte in ihrer Anfangszeit mehr als 100 Mitglieder. „Mittlerweile sind es nur noch etwa 15“, bedauert die Vorsitzende. Das Bild dürfte in anderen Städten ähnlich aussehen. Den Zuspruch in früheren Zeiten bedingten wohl eher die Freizeitangebote der Senioren Union, als dass es die älteren Mühlheimer mit überwiegend konservativen Lebensentwürfen in einen hochpolitischen Debattierclub trieb. „Die Angebote für Senioren haben sich jedoch auch in Mühlheim in den letzten Jahren stark verbessert“, begrüßt Erika Sickenberger genauso wie Jens Niklaus die Entwicklung. Doch: „Uns Alten fehlt dadurch aber der Nachwuchs“. Dennoch stellte die Kommunalpolitikerin fest, von allen Gruppen der Union in Mühlheim seien die Senioren die verlässlichst aktive.