Aufsuchende Jugendarbeit geht neue Wege Mühlheimer Streetworker sind jetzt mobil

Der Streetworx-Wagen steht montags und dienstags im Bürgerpark, jeden ersten und dritten Mittwoch am Mainufer Dietesheim, jeden zweiten und vierten Mittwoch an der Skate-Anlage Lämmerspiel. Text/Foto: Prochnow

Mühlheim (m) – Das Zugpferd zieht jetzt einen Zirkuswagen durch die Stadt: Das Projekt Streetworx ist mobil am Start. In der vergangenen Woche griffen Kreisbeigeordneter Carsten Müller und Bürgermeister Daniel Tybussek zum Pinsel und malten noch ein Flugzeug auf eine Fensterlade. Das Gefährt mit Veranda zieren auch Basketballer und Skater, der Wasserturm und ein Wolf.

In die „aufsuchende Jugendarbeit“ investiert die Stadt jährlich 70.000 Euro, informierte der Rathauschef. Diese günstige Version macht ein Vertrag möglich, den der Fachbereich Jugend und Soziales mit Zugpferd geschlossen hat. Der Verein am alten Forsthaus beschäftigt die Sozialpädagogen Christoph Kleinschmidt und Anni Wald als Streetworker. Zur Vorstellung des Angebots brachte der Kreisbeigeordnete Carsten Müller einen Scheck über 4.000 Euro für die Ausstattung des Wagens mit. Das Geld stammt aus der Stiftung „Miteinander leben“ des Kreises.

Sechs Schüler haben den Wagen im Frühjahr mit der Kunstpädagogin Birgit Gutmann gestaltet. Die kreativen Köpfe identifizieren sich mit ihrem Werk, freut sich Christoph Kleinschmidt. Bei der Eröffnungsfeier führten sie die Theke unter der ausfahrbaren Markise vor, boten Kaffee und Kuchen an, Limo aus der Flasche und Würstchen vom Grill.

Etwa acht Quadratmeter misst der Innenraum, der mit einer naturnahen Holzverkleidung Wärme ausstrahlt. Am Kopfende prangt ein Bild mit Bullys, ein paar einfache Sitzgelegenheiten sind um einen Tisch gruppiert, der mit einer Kette an der Decke befestigt ist und hochgeklappt werden kann. Im vorderen Teil ist ein Regal installiert, auf dem einige Gesellschaftsspiele bereitstehen. Für den Winter wird noch ein Ofen installiert, kündigten die Sozialarbeiter an, auch ein Stromanschluss und ein Werkzeugkoffer, damit auch mal ein Plattfuß an einem Fahrrad geflickt werden kann, kommen noch. Dann sollen Sportgeräte, Musikanlage, ein Internet-Zugang und das Equipment für ein Open-Air-Kino folgen. Das ist ein großer Wunsch vieler Jugendlicher, wie Umfragen zeigen.

Jugendliche ansprechen

Dank einer Anhängerkupplung kann das Gefährt auch von einem Pkw gezogen werden. Das war den Leuten vom Zugpferd wichtig ist, damit die Einrichtung wirklich mobil ist. Denn ein wichtiges Angebot von Kleinschmidt und Wald ist, Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen anzusprechen. „Viele schleppen schulische, soziale und private Probleme mit sich herum und brauchen einen Ansprechpartner“, wissen die Pädagogen, andere suchen einen Ausbildungsplatz. „Unser Ziel ist es, mit den Jugendlichen in Kontakt zu kommen und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen“, erklärten die erfahrenen Streetworker. „Für viele Mädchen und Jungen sind Plätze wie die Skateranlage im Bürgerpark zum eigentlichen Lebensmittelpunkt geworden.“ Oft sei es schwierig, einen Zugang zu ihnen zu finden.

Besonders im Winter ist es für die Sozialarbeiter nicht einfach, die jungen Leute zu erreichen. Das soll sich mit dem unübersehbaren Gefährt ändern. Der Wagen, der rund 25.000 Euro gekostet hat, dient ferner als Büro, sodass er auch Mietkosten spart. Der Bürgermeister blickt zurück auf die ersten Schritte, die der Arbeitskreis Konfliktmanagement bei Kindern und Jugendlichen im Präventionsrat ging. Die Gruppe strebte bereits vor zwei Jahren an, die Angebote von Jugendpflege und Schulsozialarbeit in Mühlheim und den und den Stadtteilen zu vernetzen.