Traditionelles Frühjahrskonzert zum 70-jährigen Bestehen des Blasorchesters der Sport-Union Mühlheim Eine musikalische Zeitreise

Das Schüler- und Jugendorchester unter der Leitung von Lukas Wempe und Holger Sondergeld eröffnete den geschichtsträchtigen Abend bei der Sport-Union. Foto: m

Mühlheim (m) – 1949 muss ein guter Jahrgang gewesen sein. Die Amerikaner schicken Hilfe per Marshall-Plan, in Bonn klopfen sie das Grundgesetz fest. Und bei der der Sport-Union heben sie das Blasorchester aus der Taufe. Das feierte die aktuelle Besetzung jetzt mit einer Zeitreise und seinem traditionellen Frühjahrskonzert.

„Bis heute führten nur drei Leiter das SUM-Orchester“, erinnerte Moderator Thilo Schäfer, „und jeder hatte seine Besonderheit“. Der Ort mit der höchsten Kneipendichte hatte vier Sportvereine, und jeder von ihnen unterhielt einen eigenen Spielmannszug mit Trommeln und Flöten.

1949 erweiterte Valentin Glater die Truppe von der Friedenstraße um Trompeten, Fanfaren und Hörnern zu einem Musikzug. „Das war bundesweit revolutionär und gab wesentliche Impulse in den Deutschen Turnerbund“, schilderte Schäfer. Diesen Umbruch dokumentierte das Orchester auf der Bühne mit einem Marsch-Potpourri „Aus alter Zeit“, arrangiert von Hans Hartwig.

1967 übernahm Theo Ehatt die Abteilung und hat sie zu einem Blasorchester entwickelt. Mit der Erweiterung um Klarinette und Saxophon hat er seine Vorliebe für den Big-Band-Sound vermittelt. Daran erinnerten die Aktiven jetzt mit Filmmusik von Ennio Morricone: Die Melodien von „Zwei glorreiche Halunken“ und „Spiel mir das Lied vom Tod“ lässt die Bilder im Kopfkino erscheinen, das Geklapper der Hufen lässt die Cowboys vorüberpreschen, der Staub kribbelt in der Nase. Die abrupte Pause, die zarte, harmonische Bläserphase, die zum Happy End führt – alles wie im original Soundtrack. 1996 kam Sven Greifenstein. „Er hat aufgebaut, was an Musikern und Qualität da war“, erläutert Schäfer. Und er hat aufgerüstet, Oboe, Fagott, echte Waldhörner formten ein sinfonisches Blasorchester. „Die Percussion ist nicht nur Schlagzeug, die Jungs sind am Rotieren, das ist echt Action“, lenkt der Conferencier den Blick auf die oberste Etage. „Die müssen jetzt auch Noten können!“

Die Literatur wurde anspruchsvoller, diesen Schritt repräsentierten „Les Miserables“ von Victor Hugo. Das Werk prägt sanftes Glocken- und Xylophonspiel, ein Fagott und dazwischen immer wieder donnernde Pauken. Die Bläser verstärken den Rhythmus und stampfen mit den Füßen auf.

Jetzt ist die SUM „On Th Way To 100 Years“. Auch für die Zeitreise „Voyage, Flight Into A Hopeful Future“, den „Flug in eine hoffnungsvolle Zukunft“, wählten sie einen japanischen Komponisten. Viel Freude bereiteten zuvor das Schüler- und das Jugendorchester unter Lukas Wempe und Holger Sondergeld, die ebenfalls mannigfaltige, fordernde Werke einstudiert hatten.

Abteilungsleiterin Iris Schulz blickte kurz zurück in die Vergangenheit. Horst Jung war mit 84 Jahre der älteste aktive Musiker. Erst 1991 stieß er hinzu, hatte daneben auch den Orchesterkühlschrank gefüllt - „für Musiker wirklich wichtig“, hieß es. Er wurde noch von Ehatt ausgebildet, das formte eine Freundschaft beider Familien. „Es war eine Freude, mit euch zu musizieren“, sagte Jung und erhielt stehende Ovationen von den Kameraden. „Ich bin stolz, dass ich in diesem fantastischen Orchester fast 30 Jahre mitspielen durfte.“ Vor allem die Turnfeste haben ihn überwältigt.

Für den Schnuppertag am 13. Juni bedeute das, „auch im reiferen Alter kann man noch beginnen“, warb Iris Schulz. Zum Frühjahrskonzert übernahm die Feuerwehr die Bewirtung, an Christi Himmelfahrt spiele das Orchester spielt zum Vatertag, ein weiteres Konzert folgt am 22. September.