Präventionsmaßnahme der Polizei in Mühlheimer Volksbank Filiale Polizei klärt über Trickbetrug auf

Sicherheitsberater Siegfried Fröhlich (rechts) spricht mit Bürgern, wie sie es Trickdieben schwer machen können. Foto: man

Mühlheim (man) – Zu hundert Prozent gefeit kann niemand davor sein, Betrügern auf den Leim zu gehen oder im öffentlichen den Geldbeutel geklaut zu bekommen. Aber es gibt Schutzmaßnamen, die Kriminellen die Ausübung ihrer Profession massiv erschweren. Darüber berieten vor kurzem in der Mühlheimer Filiale der Vereinigten Volksbank Maingau Polizeihauptkommissar Stefan Wagner und Sicherheitsberater Siegfried Fröhlich. Es ging um das Verhalten vor dem Geldautomaten oder die Frage, warum der Enkeltrick und seine Variationen immer noch funktionieren.

Eine 77-jährige spricht mit Hauptkommissar Stefan Wagner über ihr mulmiges Gefühl, wenn ihre Handtasche im Korb auf dem Fahrrad liegt, auch wenn die mit der Schlaufe festgebunden ist. Wagner gibt zu bedenken, dass gerade die Sicherung zu einem weit größerem Problem als Diebstahl führen kann, „dann greift jemand die Handtasche, und sie stürzen“. Die Frau will Geld und Karte ab jetzt wo anders unter bringen.

Die meisten Opfer von Trickbetrug schlagen sich hinterher gegen die Stirne: „Wie konnte ich nur.“ Siegfried Fröhlich erklärt Verhaltensregeln am Geldautomaten. Ratsam sei, zu erscheinen, wenn die Filiale geöffnet habe. Wen das Gefühl beschleiche, dass jemand zu dicht auf die Pelle rückt, „der soll sich umdrehen und um Abstand bitten“.

Immer noch muss die Polizei warnen, die EC-Karte zusammen mit der Geheimnummer aufzubewahren. Auch die vermeintliche Raffinesse, vor die Pin einen Namen samt Vorwahl zu setzen, durchschauen die meisten Täter. Und immer noch passiere es, „dass Leute ihre Geheimnummer auf die Karte schreiben“. Für Diebe kommt das der gebratenen Taube gleich, die einem in den Mund fliegt.

Trickbetrüger gehen meist perfide vor. Sie suchen sich ältere, gebrechliche Leute aus, die nicht merken, wenn jemand beim Eingeben der Nummer zuschaut. Dann wirft jemand einen Zehneuroschein auf den Boden und sagt: „Ich glaube, der gehört ihnen.“ Wenn die Seniorin sich bückt, zieht ein anderer die Karte raus und hebt nebenan Geld ab. In einem solchen Moment sollte einem bewusst sein: Jeder, der auch nur über einen Hauch von Kinderstube verfügt, höbe den Schein auf und gäbe ihn der Frau.

Fröhlich und Wagner berichten auch von falschen Polizisten. Die klingeln an der Haustüre und erzählen von einer Fahndung nach Falschgeld, weshalb man die Bargeldbestände inspizieren müsse. Neunzigjährige wuchsen in einer Zeit auf, als die Weisung eines Schutzmannes einem Gottesgebot gleichkam. Wagner rät dringend: „Nie jemanden reinlassen, den man nicht kennt.“

Auch nicht den Kerl im Blaumann, der von einem Rohrbruch faselt, weshalb er in der Wohnung nach dem rechten sehen müsse, „der falsche Handwerker lässt dann die Türe für den Mittäter auf“. Manchmal entdecken die Bewohner erst nach Wochen, dass Schmuck und Bargeld fehlen. Siegfried Fröhlich, pensionierter Hauptkommissar, rät den Bürgern, sich nicht zu scheuen, die Polizei anzurufen, wenn etwas komisch erscheine.

Was den berühmten Enkeltrick betrifft, sollte gelten, absolut niemals Geld abzuheben, weil sich das irgendwer am Telefon wünscht, seien es Enkel, Polizisten oder Freunde, die den Sohn im Ausland aus der Haft freikaufen wollen.

„Die Täter setzen die Leute am Telefon psychisch massiv unter Druck“, so Siegfried Fröhlich. Der 66-jährige erzählt von einem Fall, als ein aufmerksamer Bankangestellter bei einem älteren Kunden nachfragte, für was er die 20.000 Euro brauche. Als der mit „das geht Sie gar nichts an“, antwortete, sah er seinen Verdacht bestätigt und rief die Polizei hinzu. Den Beamten gelang es erst mit viel Zureden, den Mann nicht nur dazu zu bewegen, die Geschichte vom Anruf des angeblichen Enkels zu erzählen, sondern auch, die Nummer des richtigen Enkels zu wählen. Der ging dran und wusste nichts davon, sich in irgendeiner Bredouille zu befinden . Die Masche klappe vor allem bei Menschen, die schon lange alleine leben und sich freuen, wenn sich Verwandte einmal melden.

Um 20.000 Euro ging es auch in dem Fall, von dem Stefan Wagner erzählt. Ein Senior hatte das Geld als Baranweisung überwiesen, um seinen in Berlin lebenden Sohn aus dem Gefängnis in der Türkei zu kaufen. Auf die Idee, den Filius in Berlin einmal anzurufen kam der Mann allerdings nicht. Der Mann, der eigentlich einen vernünftigen Eindruck hinterlassen hatte, erklärte, er habe in dem Augenblick gehofft, „dass mein Sohn aus Dankbarkeit für meine Hilfe wieder in den Landkreis Offenbach zieht“.