Theatergruppe Quer-Beet mit ihrem neuen Stück „Erpresser & Co“ „Prostitution auf italienisch? Nute-la“

Das neue Stück „Erpresser & Co“ gewährt den Zuschauern Einblicke in den ganz normalen Alltag einer korrupten Gesellschaft. Foto: m

Mühlheim (m) – Wer so viel Bühnenerfahrung, so viele Talente und eine so gute Ausstattung in seine Reihen wie die Truppe im katholischen Gemeindezentrum St. Markus hat, der vermag es auch eine Komödie mit professioneller Akribie aufzuführen. Das Ensemble Quer-Beet trägt seinen Namen nicht zufällig, das unterstrichen die Laien jetzt mit „Erpresser & Co“. Das heitere Stück gewährt Einblicke in den ganz normalen Alltag einer korrupten Gesellschaft. Es geht um Missverständnisse, Zweideutigkeiten und natürlich um reichlich kriminelle Energie, verrieten die Darsteller ihrem Publikum in einem fein Firmenchef Heinrich Bangemann ist verstorben, aber keine Bange, Boris, seine rechte Hand mit dem irritierenden italienischen Akzent, regelt das schon. Witwe Erika vermietet das Büro aber auch an ihre Freundin Mathilde, die ein Bestattungsunternehmen führt. Diese Konstellation allein verspricht schon viel Amüsement. Weil eine Komödie aber immer auch ein bisschen übers Ziel hinausschießt, bringen in dem Krimi aus der Feder von Hans Schimmel auch die Kunden reichlich Probleme mit.

Die löst im Zweifelsfall nicht die Polizei, sondern – Geld! „Hatten sie einen kleinen Seitensprung oder das Finanzamt betrogen? Dann beten sie, dass Boris und seine Erpresserbande ihnen nicht auf die Schliche kommt.“ Die Handreichung auf Papier allein steigert den Appetit auf Theater, mehr noch die Figuren im Rampenlicht, die sich köstlich selbst definieren. Warum hat Bangemann auch seinem Bruder und nicht seiner Ehefrau das Geschäft überschrieben? Ausgerechnet der naive Kommissar Kleinlich im Colombo-Trenchcoat und seine begriffsstutzige Assistentin Miesling schnüffeln im Büro herum. Und zu allem Überfluss taucht noch Heinrich Bangemanns Bruder Paul auf, der als Alleinerbe die Firma auf Vordermann bringen will, von Tuten und Blasen allerdings keine Ahnung hat. Kluge Erkenntnisse lauten anders. Zum Beispiel, „fährst du rückwärts an den Baum, verkleinert sich der Kofferraum“. Boris hat’s auch drauf: Prostitution auf italienisch?„Nute-la“. Sprachwitz ist durchaus die Sache von Quer-Beet, der Gruppe, die sich in den vergangenen zwölf Jahren eher anspruchsvollen Bühnenstücken hingezogen fühlte. „Aber das Publikum möchte lachen“, erkannte Regisseurin Gabi Schmunck, die ihre Aufgaben diesmal mit Christine Moore teilte.

Den Ausflug zur Komödie bereute keiner, auch sie forderte die geübten Talente heraus. So stellte das Team dem lauten Klamauk eine filigrane Zeichnung von Charakteren entgegen, die sie mit viel Liebe zum Detail ihrer Leiter konsequent durchspielen. Dabei lassen die Mimen keine Schwächen erkennen, vielmehr Fachwissen für Bewegung und Sprache auf der Bühne.

Die Kollision mit den zeitgleichen Vorstellungen in Dietesheim schadete zumindest der Gruppe an der Pfarrgasse nicht. Vermutlich hat jede Gruppe in der erfreulich vielfältigen Laientheater-Szene in Mühlheim ihr Stammpublikum.

Es spielten Thorsten Weberstaedt den Boris, Doris Tachezy (Boris’ Nichte Romina), Dijana Seiwerth (Haushälterin Thea), Petra Bauer (Heinrichs Witwe), Luthar Juli (Heinrichs Bruder Paul), Regina Music (Erpressungsopfer Frederike), Hans Günter Wagner (Kommissar Kleinlich), Malle Vörk (Assistentin Miesling), Iris Schulz (Bestatterin Schreiner) und Pascale Braun (lustige Witwe Frieda Paulus). Die Maske hatten Andrea und Jasmin Fritz übernommen, Stefan Haus, Carolin Brehm und Nico Vondung leiteten Technik, Bühnenbau und Dokumentation.