Spendenlauf der Ahmadiyya-Gemeinde bringt 4300 Euro ein Rennen für guten Zweck

Die Spannung vor dem Start: Auch wenn es um eine gute Sache ging, wollte beim Spendenlauf der Ahmadiyya-Gemeinde doch jeder am Ende möglichst weit vorne liegen. Foto: man

Mühlheim (man) – Jetzt klingelte es in den Kassen der DLRG-Ortsgruppe und des Freundeskreises der Flüchtlinge jeweils vierstellig. Zu verdanken ist das vor allem Mitgliedern der islamischen Ahmadiyya-Gemeinde. Sie veranstalteten einen Spendenlauf und zeigten sich darüber hinaus sehr großzügig.

Die Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde liegt nicht gerade dort, wo in Mühlheim der Bär tobt. Am Ende der Anton-Dey-Straße sagen sich eher Fuchs und Hase gute Nacht. „Wahrscheinlich nahm deshalb Eva Scholz mit uns Kontakt auf“, vermuten die beiden Kirchenvorsteher Michaela Schwebe-Karau und Joachim Strauch. Die Integrationsbeauftragte der Stadt hatte angerufen, um nachzufragen, ob es möglich sei, das Areal der evangelischen Gemeinde für das Drumherum von „Charity Walks“ zu nutzen. Die Kirchenvorsteher gingen eigentlich davon aus, Tische und Bänke aufstellen zu müssen, doch die Mitglieder der Ahmadiyya-Gemeinde brachten alles selbst mit.

Die angrenzende Walachei eignet sich ideal, um die Sportschuhe anzuziehen und loszulaufen. Als Veranstalter des Spendenlaufs hatte sich bei der Stadt die Vereinigung Majlis Ansarullah schon zum zweiten Mal gemeldet, eine Unterorganisation der Ahmadiyya Muslim Jamaat. In dem Club organisieren sich Männer jenseits der 40, aber es helfen auch jüngere aus.

Erwachsene zahlten sieben Euro Startgebühr, Studenten drei und Kinder nichts. Muhammad Yaqoob, einer der Organisatoren, zählte 135 Läufer, 100 von ihnen gehören der islamischen Religionsgemeinschaft an. Den Erlös teilen sich die Mühlheimer Vereinigungen noch mit dem Verein Humanity First Deutschland, eine der Ahmadiyya nahestehende Hilfsorganisation, die sich in Katastrophengebieten engagiert.

Moderator Izhar Ahmad Bangwi sprach von rund 300.000 Euro, die Majlis Ansarullah während der 22 bisherigen Läufe in diesem Jahr republikweit bereits sammelte. Insgesamt stehen in diesem Jahr 51 Charity Walks auf dem Terminplan.

Nach den parallel gestarteten Rennen über fünf und drei Kilometer zählte Pressesprecher Malik Hamood ur Rehman einen Betrag von 4300 Euro. Der Löwenanteil der Summe setzt sich aus Spenden zusammen, „auch von jenen, die wegen Krankheit oder berufsbedingt nicht erschienen“. An Mühlheimer Prominenz traten unter anderem Hüsamettin Eryilmaz, Vorsitzender des Ausländerbeirats, und Bürgermeister Daniel Tybussek an.

Am Rande erzählte Mobin Awan von etwa zehn Mühlheimer Familien, die der Ahmadiyya-Gemeinde angehören. Der 20-Jährige beginnt demnächst ein Mathematik- und Bioverfahrenstechnikstudium an der Goethe-Universität.

Wie im Christentum gibt es auch im Islam unzählige Gruppen, die einander nicht grün sind. Die Salafiyya-Freunde um den deutschen Prediger Pierre Vogel betrachten die über 50 Millionen Ahmadiyya-Mitglieder als Ungläubige, die in der Hölle landen. Der Grund: Die Gemeinschaft erkennt den 1835 geborenen Mirza Ghulam Ahmad als weiteren Propheten nach Mohammed an. In Pakistan gelten dessen Anhänger durch eine Verfassungsänderung von 1974 als unislamische Minderheit. Die Historie der Pogrome reicht weiter zurück.

Laut Uwe Wagishauser (66), in jungen Jahren studentischer Aktivist der 68er-Bewegung und seit 1984 Bundesvorsitzender der Ahmadiyya Muslim Jamaat, ist die Ahmadiyya hierzulande die einzige islamische Gemeinschaft, deren Mitglieder statistisch häufiger das Abitur ablegen als Deutsche ohne Migrationshintergrund.

Das Rennen über die fünf Kilometer gewann der 18-Jährige Ussama Naseem Mir. Seine Zeit wusste er zunächst noch nicht genau, „um die 20 Minuten“. Knapp 33 Minuten brauchte Daniel Tybussek bis ins Ziel. In seiner Ansprache lobte der Bürgermeister das Zusammenspiel der Religionsgemeinschaften. Für Humanity First Deutschland bleiben 800 Euro, die Macher der DLRG und der Flüchtlingshilfe dürfen sich über jeweils 1750 Euro freuen.