Herz- und Reha-Sportgemeinschaft „Wenn eine Rippe bricht, spielt das keine Rolle“

Die Besucher durften selbst Hand anlegen und an den Puppen Widerbelbungsmaßnahmen einstudieren. Foto: m

Mühlheim (m) – „Wichtig sind die Angehörigen“, betont Vorsitzender Michael Jäger. Sie müssen im Notfall die lebensrettenden Handgriffe kennen. Gut 100 Interessierte folgten in der vergangenen Woche der Einladung der Herz- und Reha-Sportgemeinschaft zu Beratung und Belehrung rund ums Thema Erste Hilfe und Gesundheitsprävention.

Zur Vorsorge bot Apotheker Dr. Christoph Michel mit einem Kollegen an, Blutdruck und -zucker zu messen, wovon fast alle in der Dietesheimer Sporthalle Gebrauch machten. Dr. Josef Hahn stellte die Angebote der Hospizgemeinschaft vor. Manchmal sind es die Angehörigen von Kranken, die Halt benötigen, weiß der Vorsitzende aus Erfahrung. Fragen zum persönliche Gesundheitszustand beantwortete der Internist und Kardiologe, Vereinsarzt Dr. Siegmund Drexler.

30-mal drücken, zweimal beatmen, am besten durch den Mund, demonstrierte Franz-Xaver Neumaier vom Roten Kreuz an einer Demo-Puppe. „Das ist effektiver als durch die Nase“, empfahl er bei Patienten, bei denen die Atmung ausgesetzt hat. „Wenn beim Druck auf den Brustkorb eine Rippe bricht, spielt das keine Rolle“, stellt der Ausbilder klar.

Zusammen mit Dominik Christ von der Kreis-Bereitschaftsleitung unterrichtet der DRK-Mann zahlreiche Zuhörer darüber, wie die Wiederbelebung funktioniert. Und wenn ein AED, ein automatischer externer Defibrilator, zur Hand ist, erleichtert das die Prozedur. Das Gerät nennt jeden einzelnen Schritt exakt, nachdem es die Herzwerte über Sensoren ermittelt hat. Vor jeder Aktion gilt es, über die Telefonnummer 112 einen Notarzt zu rufen. 1986 formierte sich eine kleine Gruppe unter dem Dach der Versehrtensport-Gemeinschaft. Heute zählt der Verein mehr als 200 Mitglieder, die von vier Ärzten und acht lizensierten Übungsleitern begleitet werden. Die Geselligkeit pflegen sie bei Wanderungen, Radtouren, Ausfügen und Mehrtagesfahrten, Experten halten Vorträge zu aktuellen Gesundheitsthemen.

Das Angebot der Herz- und Rehasportgemeinschaft Mühlheim richtet sich an Menschen mit Funktions-, Belastungs- und Aktivitätseinschränkungen. Patienten trainieren nach Herzinfarkt, Schlaganfall oder Krebserkrankung mit qualifizierten Trainern und unter ärztlicher Aufsicht. „Durch eine bessere körperliche Fitness gehen berufliche und häusliche Aufgaben wieder leichter von der Hand“, erklärt Vorsitzender Jäger. Vor allem steige auch das Vertrauen in den eigenen Körper, stärke also die psychische Stabilität.

Spiel und Sport tragen spürbar zur Genesung bei, erweitern die Beweglichkeit von Armen und Schultern, lassen den Körper neu wahrnehmen und die Balance von Körper, Geist und Seele erleben, wirbt die Gemeinschaft. Der Verein möchte Betroffenen und ihren Angehörigen Wege aufzeigen, mit einer Erkrankung „lebensbejahend und optimistisch in die Zukunft zu schauen und Lebensfreude zu erfahren“. Der Teilnahme an einem Kurs sollte ein Beratungsgespräch vorausgehen. Jeder Arzt kann Rehasport verordnen, sodass die Krankenkasse die Genehmigung erteilen und die Kosten übernehmen kann. Der Verein akzeptiert aber auch Selbstzahler. Montags von 17 bis 18 Uhr läuft Rehasport nach Brustkrebs sowie nach Herzerkrankungen (drei Kurse ab 18, 19 und 20 Uhr) an der Dieselstraße. Fußballtennis steht freitags ab 18 Uhr in der Halle des Friedrich-Ebert-Gymnasiums auf dem Plan.

Informationen gibt’s bei Michael Jäger, Telefon 06108 6 73 15.