„Die Partei“ nominiert Kandidaten für die Kommunalwahlen Satirische Lösungen für Aufgaben auf lokaler und überörtlicher Ebene

Mit flotten Sprüchen und illustren Plakaten präsentierte sich „Die Partei“ jüngst im Schanz. Foto: m

Mühlheim (m) – „Erstmal Schwimmflügel verteilen, damit die Leute irgendwie rüberkommen.“ Sie nennen sich „Die Partei“ und bevorzugen surreale, satirische Lösungen für die Aufgaben auf lokaler und überörtlicher Ebene. Dabei findet die „Protest-Partei“ offenbar immer mehr Freunde. Wegen der neuen Zeit kamen allerdings nur 15 Mitglieder zum „Partei“-Tag ins Schanz, um die Kandidatenlisten für die bevorstehenden Urnengänge aufzustellen.

Rund 150 Angehörige zählt der Kreisverband der alternativen Politiker. „Wir sind in den vergangenen zwei Jahren stark gewachsen“, verkündete Helge Kuhlmann. Als Gründe nannte der Spitzenkandidat in der Mühlenstadt die Europawahl, Politikverdrossenheit und „weil wir sehr gut sind“! Innerhalb von 50 Minuten sind sie „einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Weltherrschaft“ voran gekommen, erklärt Sprecher Daniel Pfeiffer aus Offenbach.

Die überschaubare Tagesordnung war Corona geschuldet, doch sie pflegen sowieso eine „Turbopolitik: Wir sind von der schnellen Truppe! Wer handlungsfähige und -willige Politiker möchte, der muss uns wählen“, warb Kuhlmann. Die ersten Schlagwörter für den Wahlkampf standen im Raum. In Offenbach werden größere Schlaglöcher in Badeseen verwandelt, kleinere als Minigolf-Löcher genutzt, steht auf ihrer Wahlwerbung.

Dann gelte es, die Trinkhallen-Kultur zu beleben. So sei der Kiosk am heutigen Sana-Klinikum früher ein Treffpunkt von RAF-Mitgliedern gewesen! Auch gegen den Fluglärm gibt’s längst ein Rezept – die Flieger sollen unterirdisch auf dem Tarik-Al-Wazir-Gedächtnisflughafen landen. In der Mühlenstadt sei der Verkehrsversuch Einspurigkeit gescheitert, die B43 sei ebenfalls unter die Erde zu verbannen. Und anstelle der Fähre werde unter Beibehaltung des Führungskabels über den Main ein Zeppelinverkehr für Pkw und Lkw eingerichtet. Fußgänger und Fahrradfahrer gelangen mit Schnellbooten über den Fluss, erläuterten die Männer knochentrocken.

Immerhin, in Frankfurt, Hanau und Fulda sitzen bereits Bürger mit „Partei“-Buch in den Parlamenten. Folgerichtig haben die Mitglieder eine Direktkandidatin für den Bundestag gekürt. Stephanie Birkle, Online-Marketing-Managerin aus Langen, versuchte bereits, sich für den Bürgermeistersessel in Langen zu bewerben und ist zugleich eine der Kanzlerkandidatinnen der „Partei“. In jedem Wahlkreis tritt jemand für Angies Nachfolge an, „klar, das gibt ein Hauen und Stechen“, erwartete Kuhlmann. Birkles Stellvertreter ist Steven Tereshchenko-Schuster (Offenbach).

Um einen Sitz in der Mühlheimer Stadtverordnetenversammlung ringen Christian Scheeff, Helge und sein Bruder Eike Kuhlmann, Jan Siebert, Vincent Hoff und Allan Careinou da Silva. Sie wollen sich demnächst in den Straßen der Mühlenstadt vorstellen, um die Sorgen und Nöte der Mitbürger aufnehmen und Aktionen vorbereiten zu können. An Info-Ständen versuchen sie zudem, die genügend Unterstützer-Unterschriften für die Kandidaturen zu sammeln.

Notwendig ist jeweils die doppelte Anzahl der Parlamentssitze, für den Kreis brauchen sie also 174 Vorschlagende pro Bewerber, in Offenbach 138, in Mühlheim 90 und für die Direktkandidatin für Berlin genau 200. „Für den Kreistag sind wir noch im innerpolitischen Findungsprinzess“, umschiffte Polit-Profi Kuhlmann die Frage nach den Themen für die Region.

„Wir sind eine ganz normale Partei und müssen alle Formalien erledigen“, betonte Pfeiffer. Wobei der „deutsche Gesetzgeber satireresistent und digital noch immer nicht einreichbar“ sei. Außerdem, „wenn man sich für die Demokratie engagiert, ist das nie umsonst“, reagierten die Kandidaten auf den Einwurf, dass sie möglicherweise nur wenige Wählerstimmen auf sich vereinen werden. „Könnten wir nicht antreten, wäre die Demokratie zu Ende. „Wir sind vielleicht käuflich, aber nicht bestechlich!“, fügte der Sprecher hinzu.

Interessierte sind zum Stammtisch eingeladen, der an jedem ersten Donnerstag im Monat im Künstlertreff Akademie für interdisziplinäre Prozesse am Goetheplatz in Offenbachstattfindet. Die Gruppe ist auch per E-Mail zu erreichen: dieparteiof[at]outlook[dot]de.