Nach 635 Tagen hatte das Warten vorerst ein Ende / Fähre nach kurzer Zeit wieder außer Betrieb Seilriss zwingt Mühlheimer Fähre erneut zum Stillstand

Nur kurz war die Fähre am Montag im Einsatz, bevor das Führungsseil riss und die Fähre vorerst wieder außer Betrieb genommen werden musste. Foto: m

Mühlheim (man) – Am Montag sollte die Fähre nach fast zwei Jahren Stillstand wieder an den Start gehen. Der verzögerte sich erst um ein paar Stunden. Schließlich setzten dann doch hüben und drüben die ersten Autos, Radfahrer und Fußgänger über. Alles lief wie am Schnürchen, bis ein Seil riss. Der Schiffsverkehr musste ruhen, Feuerwehren und Polizei hatten alle Hände voll zu tun.

Noch auf der Pressekonferenz am Samstag in den Räumen des Mühlheimer Rudervereins hatten sich zuvor die Bürgermeister und Landräte von beiden Seiten des Mains erleichtert gezeigt, dass die Fähre die Gemeinden bald wieder verbände. „Mehr an kommunaler Zusammenarbeit geht nicht“, fasste es Oliver Quilling zusammen.

Der Landrat des Kreises Offenbach meint vor allem die finanzielle Seite. Auch die Stadt Maintal und der Main-Kinzig-Kreis beteiligen sich zu gleichen Teilen wie Mühlheim und der Kreis Offenbach an den Kosten des Fährbetriebs. Landrat Quilling erklärt, der Kreis hätte sich als Eigentümer dafür entschieden, die Sanierungsarbeiten erst in Gang zu setzen, wenn ein neuer Betreiber gefunden sei. Kein Kinderspiel. Der Heusenstammer Mahir Kolbüken war der Einzige, der sich auf die Ausschreibung meldete. Ursprünglich galt der 1. Juni als Termin für den Startschuss. Quilling erklärt die Verschiebung damit, dass der Kreis als Eigentümer noch bestimmte Sanierungsarbeiten habe vornehmen lassen. Dadurch habe die Fähre eine Fahrlizenz für die nächsten fünf Jahre, ansonsten hätte der TÜV nur für zwei Jahre gereicht. Nichtsdestotrotz muss Kolbüken seit dem 1. Juni Personalkosten decken.

Kolbüken erklärt, es habe von der ersten Kontaktaufnahme bis zum heutigen Tag 16 Monate gedauert, „darunter gab es schöne und auch weniger schöne Tage“.

Besonders lobt der 56-jährige Heike Overländer vom „Fachdienst Dienstleistungszentrum“ des Kreises Offenbach, „sie war jederzeit für meine Fragen erreichbar“. Am Rande erzählt Overländer, bei dem Thema sei sie jetzt so fit, „dass ich bei ‘Wer wird Millionär’ vor keiner Fähren-Frage Angst haben müsste“. Der Betreiber lobt auch die „Bürgerinitiative Fähre“, insbesondere deren Sprecherin Waltraud Kaiser, „die haben mich stets bestens informiert“. Oliver Quilling spricht von 90.000 Euro, die es bedurfte, das Schiff und die Hochseilanlage wieder flott zu bekommen.

Die lange Liegezeit und „unsachgemäß montierte Anbauten“ hätten entsprechende Schäden verursacht. Thorsten Stolz, der Landrat des Main-Kinzig-Kreises, berichtet, in seinen Bürgersprechstunden habe das Thema an erster Stelle gestanden, „der Gesprächsbedarf war enorm“. Monika Böttcher erlebte das ähnlich. Die Bürgermeisterin von Maintal erklärt, in ihrer Amtszeit hätten die Leute kein Thema so emotionalisiert diskutiert, „für die Region ist heute ein guter Tag“. Die Gemeinde Maintal werde die nächsten drei Jahre, solange der Vertrag mit Mahir Kolbüken läuft, jährlich bis zu 25.000 Euro für Wartung und Reparaturen zur Verfügung stellen, „gegen Vorlage von Rechnungen des Betreibers“.

Mühlheims Bürgermeister Daniel Tybussek nennt den gleichen Betrag und verspricht, die geplante Feier zu Einweihung sei nicht aufgehoben, sondern nur verschoben, „auf nach den Ferien, wenn alle wieder da sind“. Die für den Samstagmittag geplante Probefahrt mit den Vertretern aus Politik und Bürgerinitiative hatte Kolbüken schon absagen müssen. Die Seilwinde war noch nicht installiert, außerdem klemmte die Hebebühne. Kein gutes Omen für den Montag, als sich der Start der ersten Überfahrt gut zwei Stunden verzögerte. Dann lief alles wie am Schnürchen, bis gegen 11 Uhr ein Seil riss. Länger als zwei Stunden dauerte es, bis Polizei und verschiedene Feuerwehren die Fähre samt Benutzern an Land bringen konnten. Der Schiffsverkehr musste derweil ruhen. Wenn dann doch alles reibungslos laufen wird, dann gilt: Die seit 2002 nicht mehr erhöhten Preise kann der Betreiber natürlich nicht mehr halten, wenn die Fähre täglich von 6 bis 21 Uhr verlässlich fahren soll. Fußgänger zahlen 70 Cent, Radfahrer einen Euro und die Überfahrt für einen PKW kostet 1,80 Euro. Beim Kauf von Zehnerkarten gibt es deutlichen Rabatt.