Obst- und Gartenbauverein Lämmerspiel Sinnvoller Einsatz von Säge und Schere an Obstbäumen

Michael Keller ist beim Lämmerspieler Obst- und Gartenbauverein der Fachmann für das Beschneiden und die Pflege von Obstbäumen. Foto: Prochnow

Mühlheim (m) – Bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel, aber eisigem Wind ließen sich 35 Grundstückbesitzer über den richtigen Baumschnitt informieren. Michael Keller, Fachberater im Obst- und Gartenbauverein Lämmerspiel, demonstrierte den sinnvollen Einsatz von Schere und Säge an Apfelbäumen auf dem Gailenberg.

Eine Regel lautet, „spreizen, was nach innen oder steil nach oben wächst“. Ein sogenannter Wasserspross, der gen Himmel aufschießt, bringe keine Frucht, kann abgeknipst werden, zeigte Keller. Oder der Zweig wird heruntergebogen und fixiert. Um die Angriffsflächen gering zu halten, sollten die Schnitte möglichst klein gehalten werden, das Holz also nicht schräg durchtrennt werden. Jungen Bäumen soll der Boden frei von Gras gehalten werden. Dann könne die Feuchtigkeit besser ins Erdreich dringen, erfuhren die interessierten Zuhörer.

Hasendraht als Verbissschutz

Ein Hasendraht sei als Verbissschutz sinnvoll, da Rehen oder auch den weidenden Schafen die jungen Gehölze munden. Für eine angemessene Düngung könne der Obstbauer beim Amt die Bodenbeschaffenheit erfragen. Granulat, Basalt- und Granitmehl seien kostspielige Möglichkeiten, Wasser an den Wurzeln zu speichern. Humus diene der Pflanze über drei bis fünf Jahre. Blattläuse seien seltener unterwegs, aber der Frostspanner stelle eine Gefahr dar.

Die Weibchen krabbeln im September die Stämme hinauf und nisten sich in Astgabeln ein. Die Männchen können fliegen, nach wenigen Tagen schlüpfe der Nachwuchs und falle über die Blätter her, beschrieb der Experte. Leimstreifen, um die Weibchen auszubremsen, können nur auf glatten Rinden geklebt werden. Moosbefall schade zumeist nicht, könne aber Ursache sein, dass Feuchtigkeit an betroffenen Ästen schlecht austrockne. Auch Scherben gegen Wühlmäuse seien wenig hilfreich.

Alte Topas-Bäume bergen eine Gefahr

Die alten Topas-Bäume auf dem Gelände von OGV-Vorstandsmitglied Inge Schäfer bergen zudem eine andere Gefahr: Durch Windbruch können Spaziergänger verletzt werden, mahnte der Referent. Jeder Besitzer unterliege einer Sicherungspflicht, müsse morsches Holz entfernen. Andererseits möge man altes Holz „in Würde sterben lassen“, denn die Hohlräume eröffnen dem Kauz und vielen anderen Tierarten Lebensräume. Außerdem könne an jedem vierten, fünften Baum auf einer Streuobstwiese ein Nistkasten aufgehängt werden.

„Die frühe Schere ersetzt die späte Säge“, lautet ein weiterer Tipp von Keller, der den Hobbygärtnern verschiedene Werkzeuge und ihre Anwendung vorstellte. Und während auf offenem Areal die Früchte eher in luftigen Höhen reifen sollen, bevorzugt der Gartenfreunde im heimischen Garten sein Obst ohne Leiter ernten zu können. Entsprechend müsse der Erziehungsschnitt angesetzt werden, wies der Fachmann auf unterschiedliche Voraussetzungen hin.