Frankfurter Klasse begeistert Besucher im Schanz Skurriles aus dem Alltag

Die Frankfurter Klasse in Aktion: Ein Bewerbungsgespräch kann so manches Witziges zu Tage fördern. Foto: m

Mühlheim (m) – Zwei fliegende Händler werfen mit ihren Süßigkeiten um sich. Was soll’s, das Leben ist kurz, vor allem für die Bienen! Die kleinen Brummer sterben aus! Vor dem Start der Frühling- und Sommersaison füllt Szenisches die Schanz-Bühne, der Kulturverein Eigenart holte die „Frankfurter Klasse“ in die Carl-Zeiss-Straße, angriffslustige Comedy ganz im Stile des Hessen-Duos Mundstuhl.

Es sind Tim Karasch und Jochen Döring, die längst eine treue Fan-Gemeinde um sich scharen. Ihrer Aufforderung „Geh ma bitte nach Hause!“ folgte das Publikum in der ausverkauften Kult-Adresse erst nach dem letzten Satz und jubelndem Applaus.

Die „Klasse“ verbreitet Millieu-Comedy und Gossen-Charme, da muss auch schon mal das Bienenvolk herhalten. Es wird von einer Frau regiert, erinnert sich der eine beim Blick aufs Honigglas. „Kein Wunder, dass es ihnen geht wie den Engländern“, lautet die Reaktion. Mit Gebiss, Damen-Klamotten, Perücke und Lippenstift aus der Tasche des Partners schlüpft einer der beiden in die nächste Rolle. Der Zuschauer lernt Mohamed und Torben kennen, Veganer und Mitglieder einer Trommelgruppe.

Noch mehr Alltagswitz verpackten die Zwei in ein Bewerbungsgespräch. Die bärtige „Interessentin“ Zeynap begegnet einer Kindergarten-Leiterin mit Mickey-Maus-Stimme, staunt Bauklötze über das Telefon mit Wählscheibe und ohne Display. „Und das Kabel geht bis Amerika“, es ist also ein „Gerät von Zukunft“, erklärt „Alder“ dem „Dicken“ am anderen Ende der Leitung. „Du bist nicht im Kindergarten, du bist bei der NSA, die hören alles mit, du musst dein Handy ausmachen!“. „Ich hab noch nie im Leben mein Handy ausgemacht!“

Ein von der Comedy gern beackertes Feld verkörpert „Kamasutra Kirsch“. Er wandelt Zahlungswillige im Dreiphasen-Seminar vom Schatten- zum Sonnenmenschen, führt die „Reise zum inneren Raubtier“, zu Seelenfrieden und Harmonie. Nabil hat sich aber nur im Stockwerk geirrt, will nur einen Stempel vom Job-Center, sonst gibt’s keine Kohle.

„In der Heimat bin ich die Kartoffel, bei den Kartoffeln der Kanacke“, klagt Nabil. „Schwimm dich frei“, lautet der Rat des spirituellen Meisters, der schon bald vom unfreiwilligen Gast mit seinen eigenen Worten belehrt wird, „ich rede, ich habe den Ball!“. So ist das Leben, „Maßnahme hier, Maßnahme da“, Karasch und Döring erzählen mit skurrilen Geschichten Alltägliches flott, hessisch und witzig.