Montessori-Schule stellt ihr Konzept beim Tag der offenen Tür vor Spielerisch das Lernen üben

Spielerisch Lernen: Das übte der kleine Thiago mit Hilfe einer Lernbegleiterin. Foto: Jan-Niklas Eickhoff

Mühlheim (nj) – Das selbstständige Lernen kann für den ein oder anderen von Vorteil sein. Die Montessori-Schule in Mühlheim hat ihre Wege der Pädagogik unlängst beim Tag der offenen Tür vorgestellt.

Besucher konnten sich bei Experimenten und anhand ausgestellter Lehrmaterialien informieren, was es heißt, mit freiem Lernen den Realschulabschluss zu bewältigen. Seit mehr als zehn Jahren setzt die Montessori-Schule in Mühlheim dieses Konzept um. Vergangenes Wochenende waren alle Klassenräume offen und viele Lernbegleiter – die Lehrer der Schule – vor Ort. So bekamen Eltern und ihre Kinder, aber auch eventuelle Quereinsteiger, einen Einblick in die Welt des selbstständigen Lernens.

Direkt am Anfang lockte der Raum für Naturwissenschaften. Dort hatte Fachlehrer Markus Lehr zwei Experimente aufgebaut, bei denen Kinder nur durch das Einschütten von Wasser Münzen unsichtbar machen konnten oder das Speerfischen im Kleinen nachahmten. Das Geheimnis dahinter war die Lichtbrechung, die für ein verfälschtes Bild im Blickwinkel sorgt. Weitere Lernbegleiter informierten Eltern über den Alltag im Unterricht, der sich ganz anders gestaltet, als der in staatlichen Schulen. Bei einer Klassenstärke von etwa 25 Kindern begleiten meist zwei Pädagogen den Unterricht. Dabei ist es den Kindern selbst überlassen, wie sie lernen. Viel Material gibt es in den Unterrichtsräumen, mit denen die Schüler selbstständig Inhalte vermittelt bekommen.

Einen Frontalunterricht gibt es normalerweise nicht. Bis zur sechsten Klasse wird dieses Prinzip praktiziert. Aufgeteilt auf die Stufen eins bis drei und vier bis sechs schafft dieses Konzept eine komplette Durchmischung der Kinder. In der ersten Lerngruppe kommt es auch vor, dass es einen Pädagogen und einen Erzieher gibt. Das soll den fehlenden Montessori-Kindergarten ersetzen und so für einen problemlosen Einstieg ins Lernkonzept sorgen.

Mit Material aus dem Kindergarten wird so auch spielerisch das freie Lernen geübt. Doch der Kindergartenstoff sei „eher so ein Pausending“, sagt Tanja Kemma-Wirtmann, Lernbegleiterin der Jüngsten. In den Regalen stehen dann aber auch Kästen, die den Satzbau näherbringen oder Sachbücher über die Welt, auch große Karteikarten, auf denen das Schreibschriftalphabet gedruckt ist. Mit diesen Mitteln lernen die Kinder in ihrem eigenen Tempo und sagen dann von sich aus, wann sie den Unterrichtsstoff gelernt haben. So können mehrere Gruppen verschiedenen Alters im gleichen Raum verschiedene Themen behandeln. Zeugnisse gibt es indirekt als sogenannten Entwicklungsbericht.

Dieser beschreibt auf mehreren Seiten die Leistung des Schülers. „Die Freiheit ist mit viel Arbeit verbunden“, sagt Hagen Schreiber, Lernbegleiter der siebten bis zehnten Klasse. Wenn die Kinder sich langsam auf die Abschlussprüfungen vorbereiten, die denen an staatlichen Schulen entsprechen, wird der Unterricht auch mal frontal gehalten und ab der achten Klasse gibt es dann auch richtige Schulnoten. Die Lernmaterialien sind in den höheren Klassen weniger. Auch am Computer wird dann im Unterricht gearbeitet. „Trotz des freien Arbeitens gibt es kein Däumchen drehen“, fügt Schreiber hinzu. Mit 16 neu aufgenommenen Kindern ist das Limit der Schule derzeit erreicht. Auch ein Quereinstieg aus dem Regelschulbetrieb ist in Einzelfällen möglich. An die Freiheit, die es im Unterricht gibt, müssten sich diese Schüler jedoch erst mal gewöhnen.

Beim Tag der offenen Tür gab es auch Veranstaltungen speziell für Erzieher aus dem Kindergarten. Hier gab es Informationen zur Beratung von Eltern bei der Schulwahl. Auch die Aufnahmekommission und die Geschäftsleitung der Montessori-Schule informierten über Kosten und beantworteten Fragen.