Gespräch über Energiesituation „Spielraum gibt es in der Erzeugung“

Stadtwerke-Geschäftsführer Wolfgang Kressel (rechts) referiert im St.-Markus-Gemeindezentrum.

Mühlheim – Viele neue Erkenntnisse gibt es nicht in Sachen Energiesparen: Türen und Fenster schließen und stoßlüften lautet nach wie vor die Parole. Im Gemeindezentrum St. Markus gaben Wolfgang Kressel, Geschäftsführer der Stadtwerke Mühlheim, und Techniker Klaus Weber Informationen über die aktuelle Situation auf dem Gas- und dem Strommarkt.

Sein Unternehmen erhalte die bestellten Energiemengen über Großhändler, beschrieb Kressel. Beispielsweise bekomme ein Wasserkrafterzeuger Geld dafür, dass er Mengen vorhält, „aber der Preis schwebt mit dem Markt“, formulierte er. Die Frage, die sich viele Verbraucher stellen, laute, „wo sind die Gewinnmargen? Wer verdient an den 43 Cent für die Kilowattstunde, die im Tarif Classic Strom ab März berappt werden müssen?“ Der weitaus größte Anteil fließe in die Erzeugung, 36 Cent netto, erläuterte der Referent den zwei Dutzend Zuhörern im kleinen Saal. „Davon gehen knapp zwei Cent Konzessionsabgabe an die Stadt, fünf an den Staat, zehn Cent machen die Netzentgelte vom Kraftwerk zum Hausanschluss aus – die sind staatlich reguliert.“ Die Rendite liege bei fünf Prozent, etwa ein halber Cent pro Kilowattstunde bleibe bei den Stadtwerken. Zwei Cent Marge bringe die Einheit, also circa 17 Euro Reingewinn bei einem Durchschnittsverbrauch von 2 500 kWh pro Jahr, erläuterte Kressel. „Spielraum gibt es praktisch allein in der Erzeugung.“

Es gebe zwar viele Kraftwerke, die günstig Strom erzeugen. Derzeit werde jedoch massiv Elektrizität aus Gas gewonnen, das koste dreimal so viel wie die Produktion aus umweltfreundlicheren Formen. Für alle Anbieter gelten jedoch die Preise des teuersten Verkäufers. „Die Erzeuger mit den niedrigsten Kosten kamen aus dem Lachen nicht mehr raus“, schilderte der Gast, „da wird gerade am meisten Geld verdient.“ Das soll mit neuen Gesetzen abgeschöpft werden, um aus diesen Summen die in Berlin beschlossene Preisbremse zu finanzieren. Sie gelte für 80 Prozent des Verbrauchs im vergangenen Jahr. Wer also 20 000 kWh benötigte, erhält 16 000 für zwölf Cent, für den Rest muss der Tarif des Stromversorgers bezahlt werden.

Weber wies darauf hin, dass die Erde nach Berechnungen von Wissenschaftlern einen Kohlendioxidverbrauch von 1 000 bis 3 000 kWh pro Kopf im Jahr verkrafte. Der Durchschnittseuropäer nutze aber 10 000 kWh. „So viel können sie gar nicht sparen“, gab er zu bedenken. „Wir laufen in eine Entwicklung, die wir wahrscheinlich nicht mehr steuern können.“

Die Hauptverbraucher von Strom seien einfach zu benennen. Mit Zwischenzählern an der Steckdose könne der Verbrauch von Kühlschrank und Fernseher gemessen werden, bei Gas sei es nicht so einfach. Wer die Heizung einfach herunterdreht, riskiere Schimmel. Also: Türen und Fenster zu, aber regelmäßig kurz lüften. Nur die feuchte Luft soll raus, darum fünf Minuten die Fenster aufreißen, erklärte Weber. „Lüftung ist das A und O beim Energiesparen.“  
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