Hospizgemeinschaft Mühlheim besteht seit 20 Jahren Sterben gehört zum Leben eines Menschen

Im Rathaus stellten sich auch mehrere Organisationen aus der Region an Informationstischen vor, die durch Pflege oder Beistand Menschen in der letzten Lebensphase helfen. Foto: Prochnow

Mühlheim (m) – 20 Jahre sind kein „richtiges“ Jubiläum, aber sehr viel Zeit für Menschen, für die jede Stunde zählt. Um die bemüht sich die Hospizgemeinschaft mit qualifizierten Kräften, Herz und Seele, wie die Vorträge zum runden Geburtstag des Vereins zeigten. Erster Vorsitzender Dr. Josef Hahn begrüßte am Samstag im Rathaus Vertreter aus mehreren Organisationen, mit denen die Hospizhelfer kooperieren, und viele interessierte Besucher.

Schirmherr und Bürgermeister Daniel Tybussek lobte die „sehr wertvolle Arbeit“ unter dem Gedanken, „dem Leben nicht mehr Tage, sondern den Tagen mehr Leben zu schenken“. Oft zeigten Menschen gegenüber dem Thema Tod und Trauer Berührungsängste, umso wichtiger sei es, die „schwere Kost“ durch engagierte Mitmenschen zu vermitteln. Er sicherte der Gruppe Unterstützung zu. „Sterben ist ein Teil des Lebens“, sagten Boris Knopf und Susanne Lehr, Pflegekräfte im Palliativteam Frankfurt und in der Hospizgemeinschaft in Rodgau und Rödermark. Sie möchten Menschen informieren, die mit dem Sterben konfrontiert werden, helfen beim Vorsorgen und Entscheiden, körperliche, psychische, soziale und existenzielle Nöte zu lindern und Abschied zu nehmen vom Leben. Sie packten das Thema auch von der rechtlichen Seite an und regten an, Leben und Sterben als Unterrichtsfach einzuführen.

Ihre Erfahrung vermittelten sie in einem „Letzte-Hilfe-Kurs“. Darin geht es um die Linderung von Leid und die Erhaltung von Lebensqualität, um Früherkennung, Wiederbelebung und das Wissen um palliative, also passende, schmerzlindernde Versorgung. „Wann beginnt der Sterbeprozess, schon mit der Geburt?“, stellte die Krankenschwester in den Raum. Es gehe darum, die Bedürfnisse eines Betroffenen zu erkennen, Beschwerden zu lindern. Doch, „auch Fachkräfte stoßen an ihre Grenzen“. Die Fachkräfte wollen darum mit kleinen Informations-Modulen die Angst nehmen. So könne ein Sterbeprozess daran erkennbar sein, dass ein Mensch immer weniger Interesse an Essen und Trinken zeigt, Berührung und Nähe sowie Mitmenschen und Umwelt meidet, extreme Schwäche und Müdigkeit sowie vermehrte Bettlägerigkeit aufweist und umsorgt werden möchte.

Beim Verhalten gibt es kein Richtig und Falsch

Spätere Anzeichen seien eine veränderte Bewusstseinslage, die Person ist immer weniger kontaktierbar, weist zunehmende Verwirrung bis zur Bewusstlosigkeit und einen veränderten Berührungssinn auf. „Aber es gibt keinen Fahrplan fürs Sterben“, betonte Knopf und forderte, „unser Bewusstsein muss viel sensibler werden, wir müssen Gespür entwickeln, aber beim Verhalten gibt es kein Richtig und Falsch“, ermutigte er. „So individuell wie Menschen sind, so individuell sterben sie“. Aus seiner Erfahrung berichtete er, „man wird demütig, kommt immer wieder in neue Situationen“. Der Referent sprach von magischen Momenten und Situationen, in denen man jemanden nicht mehr alleine lassen kann“.

110 Mitglieder zähle die Hospizgemeinschaft, informierte Josef Hahn, davon 18 aktive, die sich einem lebenslangen Lernen und Austausch verschrieben haben. „Wir sind einfach da, gehen auf Bedürfnisse der Menschen ein, haben Zeit zum Reden, Zuhören und Schweigen - was der Patient will“. Die Gruppe bietet Information und Beratung, regelmäßige und verlässliche Besuche und einen Offener Treff für Trauernde. In den kommenden Wochen folgt eine Reihe weiterer Veranstaltungen.