Pfarrer, Hospizhelfer und Bestatter berichteten im Erzählcafé Über Abschied-Nehmen, das Sterben und den Tod

Pfarrer Johannes Schmitt-Helfferich, Bestattungsunternehmerin Sandra Glock, Moderatorin Ingeborg Fischer und Hospiz-Chef Dr. Josef Hahn (von links) redeten im Erzählcafé über „Sterben einst und jetzt“. Foto: m

Mühlheim (m) - Über das „Sterben einst und jetzt“ unterhielt sich Ingeborg Fischer vom Geschichtsverein in der Reihe Erzählcafé mit Pfarrer, Bestatter und Hospizhelfer im Stadtmuseum. Das Thema sei immer aktuell, zumal in der Mühlenstadt im vergangenen Jahr 212 Todesfälle gezählt wurden, aber nur 137 Geburten.

Sandra Glock vom gleichnamigen Bestattungsunternehmen erläuterte eingangs die Begriffe: Von Beisetzung spreche man bei der Einsetzung einer Urne, der eine Trauerfeier vorangehe. Eine Beerdigung sei, wie der Name schon sagt, eine Erdbestattung mit Sarg. „Begräbnisse sind heute so unterschiedlich wie die Leute“, meinte Pfarrer Johannes Schmitt-Helfferich und sprach von einer Individualisierung.

Viele wünschen einen Priester oder einen anderen Seelsorger, manche einen freien Redner am Grab. „Ich sehe das ohne Wehmut“, kommentierte der Leiter der Pfarrei St. Markus, „bewahren geht nicht, alles, was lebt, entwickelt sich weiter, es geht immer vorwärts“. So verändere sich auch der Umgang mit dem Tod.

Angehörige sterben zu sehen, sei schmerzlich, wandte sich Moderatorin Fischer dem Vorsitzenden der Hospizgemeinschaft zu, „was können sie tun?“ Die Mühlheimer Gemeinschaft umfasse 120 Mitglieder, berichtete Dr. Josef Hahn, darunter zehn qualifizierte Hospizhelfer. Der ambulante, überkonfessionelle Dienst gehe „sehr behutsam“ vor, versicherte er den rund 40 Zuhörern. „Manche möchten beten oder singen, manche erzählen, andere einfach schweigen“.

Anfragen erfolgen über ein Palliativteam oder durch persönliche Kontakte wie beim Überbringen der Krankenkommunion. „Die meisten Leute wollen zu Hause sterben“, erklärte Dr. Hahn und appellierte für „Leben und Sterben in Würde“. Dazu können Pflegedienst, Angehörige, Pfarrer, Freunde und Bekannte beitragen. „Wir sind Begleiter; helfen, einen eigenen Weg in Leben und Sterben zu finden“, sagte der Hospiz-Leiter. Pflegedienste stünden unter Zeitdruck, „wir sind einfach da, nichts muss schnell gehen, das zeichnet uns aus“. Der letzte Wunsch sei oft, nicht allein zu sein, keine Schmerzen zu haben, umsorgt zu sein. „Sterbende wollen sich aussprechen, Probleme, die sie ein Leben lang aufgeschoben haben, lösen, um dann in Frieden loslassen zu können.“ Nach dem Ableben haben Angehörige offiziell 36 Stunden Zeit, um sich in Ruhe zu verabschieden. „Eine Familie hat dabei Pizza gegessen und Rotwein getrunken, die meisten aber wollen, dass der Bestatter rasch überführt.“

Der Dienstleister entwickle sich zum Event-Manager, beschrieb Sandra Glock. „Früher war der Pfarrer erster Ansprechpartner, heute ist es der Bestatter.“ Hinterbliebene möchte, so viel wie möglich abgenommen haben, ein „Rundum-Sorglospaket“. In Deutschland herrsche ein Bestattungszwang. Angehörige wollen dem Toten von der Zeitung über die Flasche Bier, Schmuck und Fotos bis zur eigenen Kleidung ins Grab mitgeben. „Sterben ist teuer, Billiganbieter im Internet gibt’s zuhauf, deshalb geht der Trend zu Alternativbestattungen im Wald für 1000 Euro“, informierte die Fachfrau.

Eine Sterbegeldversicherung lohne sich in jüngeren Jahren abzuschließen. Pfarrer Schmitt-Helfferich regte an zu überlegen, was wirklich wichtig ist und riet, „das Leben nicht zu verlernen“.