Eine Vorstandswahl stand nicht auf der Einladung, die 876 Mitglieder im Briefkasten fanden. So viele zählt die Bürger- und Seniorenhilfe Mühlheim, die ins Rathaus in den großen Sitzungssaal zur Jahreshauptversammlung eingeladen hatte. Natürlich kamen nicht alle, die fänden schließlich keinen Platz. Wer aber nicht früh genug erschien, musste mit ganz hinten vorliebnehmen. Die Bürger- und Seniorenhilfe Mühlheim gründete sich vor 22 Jahren als Verein. Im Kern geht es darum, einander zu helfen. Das Konzept leuchtet auf Anhieb ein: Wer sich in gesundheitlich stabilen Jahren um andere kümmert, einkauft oder mit zum Doktor geht, der bekommt sein Engagement auf einem Punktekonto verbucht. Eine Stunde macht zwei Punkte.
Ehrungen für eifrige Helfer
Davon kann dann zehren, wer selbst mal mit gebrochenem Bein auf der Nase liegt oder in späteren Jahren nicht mehr so kann wie gewünscht. Die Vorsitzende Ilse Picard ehrt etwa Renate Cyris, die im vergangenen Jahr 1.000 Punkte sammelte, was 500 geleisteten Stunden entspricht. Auf die gleiche Zahl kommt auch Walter Breidenstein. Was in Mühlheim wie in anderen Städten auffällt, als Picard die Zahlen vorliest: Männer brauchen anscheinend weniger Hilfe, oder sie wollen es nicht zugeben. Deren Anteil unter den Mitgliedern macht gerade mal ein knappes Drittel aus. Darunter befindet sich aber einer wie Thorsten Scholz, der einmal im Monat eine Technikstunde hält, während der er die Mülheimer etwa durch die Fallstricke ihres neuen Mobiltelefons lotst.
Picard erwähnt die Aktivitäten des vergangenen Jahres, spricht über die Lesepaten, die in die Markwaldschule gehen, den Grundschülern vorlesen, aber sich auch vorlesen lassen. Außerdem organisierte der Verein den Besuch einer Aufführung des Musicals „Der Medicus“ in Fulda. Es wollten mehr Leute mit, als Platz hatten.
Tagesausflug nach Andernach
Das gilt auch für den großen Tagesausflug in diesem Jahr nach Andernach. In erster Linie geht es dann nicht um den Wein, sondern um den Kaltwassergeysir, der etwa alle anderthalb Stunden für acht Minuten eine Fontäne von bis zu 60 Metern gegen Himmel spritzt. Das Prinzip ähnelt einer geschüttelten Mineralwasserflasche: Irgendwann entsteht durch die Kohlensäure ein Überdruck, der entweichen muss. Die Fontäne in Andernach ist die höchste ihrer Art weltweit. Obwohl die Fahrt schon ausgebucht ist, rät Picard Interessierten, sich auf die Liste zu setzen, „auch beim Musical im letzten Jahr sagten noch welche ab“.