Rosemarie Kempers in Nouna gestorben Verein Thiogo verliert eine Freundin und Vermittlerin

Delegationsbesuch 2009 bei Rosemarie Kempers (Zweite von rechts) in Nouna im Rahmen des partnerstädtischen Engagements Mühlheim/Saint Priest. Foto: p

Mühlheim (red) – Das Leben von Rosemarie könnte den Stoff für einen spannenden und unterhaltsamen Spielfilm liefern. Nach Mühlheim am Main hatte sie zwölf Jahre gute Kontakte, obwohl sie die Mühlenstadt nie besucht hat.

Die Stadt Mühlheim und der Verein „Thiogo“ trauern um Rosemarie Kempers. Sie verstarb vor vier Wochen im Alter von 74 Jahren in Nouna.

Seit dem Jahr 2005 wird ein von Rosemarie Kempers initiiertes Bildungs- und Brunnenprojekt von den Partnerstädten Mühlheim und Saint-Priest in Burkina Faso unterstützt. Rosemarie Kempers entwickelte den bis dahin landesweit einmaligen Ansatz, bestehende dörfliche Tiefbrunnen zu pflegen, zu reparieren und gleichzeitig durch burkinische Fachkräfte junge Leute zu Brunnenwarten auszubilden.

Im April 2012 wurde der Verein „Thiogo“ gegründet, der diese Kooperation fortführt und vertieft. Frau Kempers war Ansprechpartnerin, gute Seele aber auch kritische Stimme der Projektarbeit vor Ort. Damit hatte der Mühlheimer Verein Thiogo einen Garant für den sinnvollen und immer wieder reflektierten Einsatz der Spenden und Hilfsgüter für die Menschen in der Sahelregion von Burkina Faso.

Als ausgebildete Krankenschwester arbeitete Rosemarie Kempers schon früh in der Entwicklungshilfe für den Deutschen Entwicklungsdienst, unter anderem war sie in Kamerun, im Tschad und in Tunesien tätig, bevor sie für den Aufbau eines Operationstraktes des Kreiskrankenhauses 1974 nach Nouna kam. Damals hieß das Land noch Obervolta.

Die Menschen dort, mit ihrer freundlichen und offenen Art, hatten es ihr angetan. Also entschied sich die deutsche Krankenschwester, genau an diesem Ort, weit entfernt von der Hauptstadt Ouagadougou im burkinischen Sahel über ihr Dienstende hinaus zu bleiben. Sie betrieb ein Restaurant, baute ein Wohnhaus und Gästebungalows im afrikanischen Stil. Sie adoptierte ein Waisenkind und unterstütze etliche notleidende Familien in und um die Provinzhauptstadt Nouna.

Im Ruhestand verstärkte sie ihr soziales Engagement durch Patenschaften für Waisen- und Halbweisenkinder aus vielen umliegenden Dörfern. Sie legte so den Grundstein für etliche Karrieren junger Menschen, die sonst nie hätten eine Schule besuchen können.

Der Bau eines Alphabethisierungszentrums mit Abendkursen für Kinder und Erwachsene, eine vielschichtige Schulpartnerschaft der Goetheschule Mühlheim mit der Grundschule im Dorf Kousseri und das Brunneninstandhaltungs- und Ausbildungsprojekt entstanden schließlich aus der engen Kooperation des Vereins „Thiogo“ mit der engagierten Entwicklungshelferin.

Für ihr außergewöhnliches Engagement wurde Rosemarie Kempers im Jahr 2011 mit dem Verdienstorden am Bande der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Diese Ehrung ist die einzige allgemeine Verdienstauszeichnung und damit die höchste Anerkennung, welche die Bundesrepublik Deutschland für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht.

Auch das Land Burkina Faso hat die Initiativen von Frau Kempers in Nouna und der Provinz Kossi mit einer der höchsten staatlichen Auszeichnungen gewürdigt.

Rosemarie Kempers hat sich mit ihrer starken Persönlichkeit, mit Weitblick und Geschick und einer besonders ausgeprägten Zielstrebigkeit resolut für die Verbesserung der Lebensbedingungen und für eine Zukunftsperspektive von jungen Menschen in der Sahelregion eingesetzt.

Mit ihrer beeindruckenden Lebensgeschichte, viel Humor und kreativen Lösungen für so manches Problem war Rosemarie Kempers über viele Jahre etlichen Mühlheimer Besuchern von Nouna eine unvergessliche Gastgeberin.

„Wir verlieren eine wertvolle, engagierte Persönlichkeit und Freundin, die eine große Lücke hinterlassen wird. Wir werden ihr stets ein ehrendes Gedenken bewahren“, formulierten Torsten Ehmann und Daniel Tybussek vom Verein „Thiogo“. Ehmann stand in engem Kontakt mit Rosemarie Kempers.