Vier Jahre Spielhaus „Jungle-Box“ an der Dieselstraße „Viele Gäste zeigen sich vom Angebot begeistert“

Wird das Wetter schlecht, bietet ein Spielhaus Alternativen für Eltern, die ein Spaß-Programm aus dem Hut zaubern müssen. Foto: man

Mühlheim (man) – In der Natur eines Spielhauses liegt es, dass sich die Kundschaft alle paar Jahr auswechselt.

Bis sich andere Interessen als die Riesenrutsche oder das Klettergerüst entwickeln, kann die Begeisterung sogar zu Tränen führen.

Mit den Namen verhält es sich heutzutage längst nicht mehr so einfach, wie in früheren Jahrzehnten. Die Jürgens, Rüdigers oder Dagmars gehören längst nicht mehr zu den allerjüngsten Zeitgenossen. Heute empfiehlt es sich, auch in Sachen Geschlecht noch einmal auf Nummer sicher zu gehen, um keinen Fauxpas zu verursachen. Deshalb fragt Periklis Papadopoulos bei der telefonischen Order eines Kindergeburtstages noch einmal nach, ob es sich bei „Bella“ wirklich um ein Mädchen handele. Schließlich gebe es auch den Sportreporter Béla Réthy.

Perikles arbeitet im der „Jungle-Box“ an der Dieselstraße. Vor vier Jahren eröffnete das Spielhaus im Industriegebiet in einem Gebäude, das früher als Produktionshalle diente. Für kurze Zeit trainierten dort Baseballspieler, ehe Adam Papadopoulos das Spielhaus als Familienbetrieb gründete.

Sohn Perikles erklärt, diese Konstruktion habe die Jungle-Box wohl im letzten Jahr überleben lassen. Denn in der Familie sei es leichter, Durststrecken zu überstehen, wenn keine Angestellten pünktlich ihr festes Gehalt erwarten. „Nach dem Sommer 2018 musste fast ein Drittel aller Spielhäuser Insolvenz anmelden“, erklärt der 45-Jährige, „für alle war es eine Katastrophe“.

Heute, an einem Dienstag in den Schulferien, befindet sich das Wetter in der Schwebe. Es könnte regnen, muss aber nicht. Das reicht schon, um der Jungle-Box viele Besucher zu bescheren. Denn es braucht bei Kindern oft nur ein Tropfen vom Himmel zu fallen, um einen pawlowschen Reflex auszulösen, der sich in der Forderung „Spielhaus!“ ausdrückt.

Wer schon mal einen Kindergeburtstag ausrichten musste, der weiß, einen ganzen Tag Kisten zu schleppen nimmt sich dagegen wie ein Kuraufenthalt aus. Man lunst nach drei Stunden verstohlen auf die Uhr, doch dann sind erst zwanzig Minuten vergangen. „Außerdem schaut es am Ende so aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen“, verwendet Papadopoulos eine beliebte Allegorie.

Die Geburtstagsfeier ihrer Lauras, Maries oder Jasons verlegen deshalb immer mehr Eltern in ein Spielhaus. Bis die Trampolins alle durchgehüpft, die Riesenrutsche in allen Positionen gerutscht und die Rennen mit den Elektrik-Autos gefahren worden sind, vergeht schon mal eine gewisse Zeit, ohne dass die Erwachsenen einen Programmpunkt nach dem anderen bieten müssen. Und wenn dann noch das Klettergerüst bestiegen wurde, stehen die Pommes auf dem Plan. Eltern sollten die Feiern aber früh genug anmelden. Im Winter nimmt die Jungle-Box Kindergeburtstage am Wochenende ohnehin nur für den Vormittag an, „mittags wird es sonst einfach zu voll“.

Die jungen Gäste kommen in allen möglichen Konstellationen, mit den Eltern, der Oma, dem Opa oder dem von der Mama getrennt lebenden Papa. Der Kundschaft eines Spielhauses geht es naturgemäß wie der „Sendung mit der Maus“ oder Justin Bieber. Irgendwann schwindet die Begeisterung relativ abrupt. „Unser Kernpublikum ist zwischen drei und zehn Jahre alt“, beobachtet Papadopoulos.

Viele Gäste zeigen sich vom Angebot so begeistert, dass es für die Eltern zum Finale hin anstrengend werden kann. Eine Mutter verlässt mit ihrem Sohn die Jungle-Box. Der Fünfjährige ist damit überhaupt nicht einverstanden, heult und schreit bis auf den Parkplatz.

Eine Szene, die zum Alltag von Perikles Papadopoulos gehört. Sicher kann der Mann verstehen, das sich die Mutter Nerven schonendere Momente wünscht, „aber welcher Restaurant- oder Sonnenstudiobetreiber erlebt schon derart zufriedene Kunden, dass die weinen, wenn sie nach Hause müssen?“