Musikschule veranstaltet ein „Koffer voller Musik“ Viele musikalische Teile werden ein ganzes Stück

Alphornklänge und zwischendurch ein Schlag auf die Trommel. Die musikalische Reise um den Globus stoppt auch in europäischen Berggefilden. Foto: Mangold

Mühlheim (man) – Ein wolkenloser Himmel und heiße Temperaturen sind normalerweise an einem Samstagmittag alles andere als Garanten für ein volles Haus in der Willy-Brandt-Halle. Das gilt aber nicht für die Weltreise mit dem Titel „Koffer voller Musik“. Die Musikschule veranstaltete am 21. April mit Dutzenden von Schülern und Lehrern ein aufwendiges Konzert.

Das erste Konzert der Art organisierte die Musikschule an gleicher Stelle vor drei Jahren. Zum einen stand der 40. Geburtstag im Kalender, zum anderen wurde Mühlheim 1200 Jahre alt. „Das Konzert kam damals bestens an“, erinnert sich Klaus Schäfer. Weshalb die Idee nicht fern lag, die Geschichte alle drei Jahre zu wiederholen.

Nebenbei erzählt der Fachbereichsleiter Sport und Kultur von seiner eigenen musikalischen Karriere. Die dauerte zwar nicht ewig, verknüpfte sich aber eng mit der Musikschule. Als 16-Jähriger nahm Schäfer bei Norbert Schneider Gitarrenunterricht. Schneider unterrichtet immer noch und steht auch heute auf der Bühne, wie etwa bei der Aufführung der Gruppen aus der musikalischen Früherziehung.

Kurz bevor der Teil des Nachmittags startet, prüft Schäfer im Foyer die Lage. Anschließend öffnet er zusammen mit Martin Deiß, dem Geschäftsführer des Bürgerhauses, die Türen zum hinteren Raum. Ansonsten hätten nicht alle Eltern, Omas, Opas und Geschwister Platz gefunden.

Iris Franke, Margit Goebel, Monika Beller, Daniela Weber und Anja Tlili, die Frau am Kontrabass, setzen die musikalische Reise um die Welt in Szene. Eine Aufführung von Vorschulkindern nach der anderen eignet sich nicht unbedingt, ein Publikum in puncto Aufmerksamkeit von Anfang bis Ende zu fesseln. Der Pfiff beim Konzept der Mühlheimer Pädagoginnen liegt jedoch darin, die einzelnen Beiträge zu einem ganzen Stück zu weben, eben zu einer musikalischen Reise. Die führt etwa von den Alpen samt Alphornklängen bis nach Afrika. An der Stelle blasen die Kinder in die Vuvuzela. Niemand muss jedoch einen Klangbrei fürchten wie 2010 in den Stadien der Fußball-WM in Südafrika. Die Blasinstrumente aus Plastik deuten akustisch nur ganz kurz das Trompeten aus den Rüsseln der Elefanten an.

Lange residierte die Musikschule in den Räumen hinter der Bühne der Willy-Brandt-Halle; 1997 folgte der Umzug ins ehemalige Schwesternwohnheim an der Hauptstraße in Diestesheim. Mittlerweile unterrichten 21 Dozenten mehr als 600 Schüler. Darunter musizieren nicht nur Kinder. Das Schlagzeugensemble des Dozenten und Komponisten Udo Diegelmann spielt dessen Stück „Kpanlogo“. Mit von der Partie ist einer, den man in Mühlheim kennt, der Grüne Kommunalpolitiker Volker Westphal. Er spielt unter anderem mit Emma Garten. Die 13-Jährige gewann jüngst bei „Jugend musiziert“ nicht zum ersten Mal den Regionalwettbewerb, diesmal zusammen mit Richard Johannis im Duo. Die beiden treten ebenfalls miteinander auf.

Im vergangenen Oktober übernahm der Geiger Boris Kottmann die pädagogische Leitung der Musikschule. Seit 30 Jahren unterrichtet er in Mühlheim. Kottmann erinnert an seine Vorgängerin Christiane Wetzlar, die im März 2017 verstarb, „ihr ist der Tag heute gewidmet“.

Der Leiter steht heute mit dem Pianisten und Komponisten Oliver Ruschke auf der Bühne, ebenfalls Lehrer der Musikschule. Aus dessen Feder stammen die beiden Stücke „Hymne“ und „Tabo“ aus dem Zyklus „Unterwegs“. Zuweilen erinnert Ruschkes Tonsprache an die des argentinischen Tangomeisters Astor Piazzolla.

Den Rocksong „Eye of the Tiger“ der US-Band Survivor kennen wohl die meisten im Saal, zumindest jene, die ihre Jugend Anfang der 80er Jahre erlebten. Dozent Markus Hoßner übernimmt beim Klarinetten-Saxofon-Esemble der Sport-Union im Arrangement des Songs den Part der Bassklarinette.

Nach zwei Jahren Unterricht meldete sich Klaus Schäfer einst wieder ab. Dem Verwaltungschef der Musikschule ging es nach dem Ende seiner Ausbildung wie so manchem eingangs hoffnungsfrohen Amateurmusiker. Im Job fand sich keine Zeit mehr, regelmäßig die Gitarrensaiten zu zupfen.