Gute Tropfen, Spundekäs und Winzerknorze bei der Interessengemeinschaft Lämmerspieler Weinbauern Weinfestchen feiert Jubiläum

Munter und gesellig war es beim Weinfest der Lämmerspieler Weinbauern südlich der Steinbrüche auf dem Gelände der Ortsvereine. Foto: m

Mühlheim (m) - „Wir können die Natur nicht überlisten.“ Aber ein bisschen steuern schon, ergänzt Karl-Heinz Stier seine Erkenntnis aus dem Weinbau: „Ohne spritzen geht‘s nicht.“ Seine Worte untermauern die Fotos und Zeitungsartikel aus 25 Jahre Interessengemeinschaft (IG) Lämmerspieler Weinbauern. Zum Jubiläum hatte sie ihr traditionelles Weinfestchen erstmals vom Gailenberg südlich der Steinbrüche auf das Gelände der Ortsvereine verlegt. „Wir sind älter geworden“, sagte der Mitbegründer der 20-köpfigen Gruppe. „Wir hätten Garnituren, Generator und Getränke nach oben bringen und aufbauen müssen“, argumentiert Stier. Das habe immer drei Stunden gedauert, der LOV-Platz war in der Hälfte der Zeit hergerichtet. Dabei haben die Aktiven auch Tafeln mit Fotos und Zeitungsartikeln von der Gründung bis zur Gegenwart aufgestellt. Die Bürger sollen dennoch den kleinen Weinberg mit eigenen Augen erleben, betont der Hobby-Winzer. Darum will die Gruppe im September Interessierte an die Weinstöcke führen. Beim Festchen servierte die IG gute Tropfen, Spundekäs’ und Winzerknorze von Ingeborg Fischer. Zusammen mit Autohändler Reinhold Best, Erich Weikert vom Obst- und Gartenbauverein, dem Ortsvereinsvorsitzenden Justin Schmidt und Stier legte sie aus einer Bierlaune auf der Lämmerspieler Kerb den Grundstein für den Wingert. „Wir wollten keineswegs eine Geschäftsidee umsetzen“, untertstreicht der damalige Stadtverordnetenvorsteher. „Es ging uns allein um das Kulturgut Weinanbau.“ Der Boden auf dem Berg weist Humuserde bis in einen Meter Tiefe auf, dann folgt Basalt. „Das macht der Rebe mit ihren kurzen Wurzeln aber nichts aus“, lernten die Hobby-Winzer. Sie ließen die Bodenqualität von der Forschungsanstalt Geisenheim wissenschaftlich analysieren, sie empfahl den Anbau von Weißburgunder. Schwierigkeiten bereitete die Untere Naturschutzbehörde, die wegen der Einfriedung das Projekt nur über drei Jahre genehmigen wollte. Doch die Forstleute bestätigten, ohne Zaun funktioniere es nicht, das Wild fresse sonst die jungen Pflanzen kaputt. Der Jahrgang 2018 erbrachte 150 Flaschen, 120 Liter, informiert Stier „Die Qualität ist sehr gut, sie hat Spätlese-Charakter“. Dafür sei die Menge geringer. Auch in diesem Jahr entwickeln sich die Schalen dicker, wahrscheinlich können die Lämmerspieler trotz der Fröste im Mai wieder früher ernten. Stier erwartet erneut eine Spätlese, also mehr als 90 Oechsle Zuckergehalt. Ein Winzerbetrieb in Rheinhessen keltert den „Best‘en Stier vom Gailenberg“, lässt ihn reifen und füllt ihn später ab. „Unser Rekord lag bei 220 Liter, das war vor neun Jahren, da haben wir ihn sogar beim Fest ausgeschenkt“, erzählt Stier. Zwei Jahre zuvor 50 Litern zwei Jahre zuvor. „Nur drei Jahrgänge sind uns fast komplett erfroren“, resümiert er. „Heute sind die Fröste nicht mehr so stark wie früher.“ Die größten Feinde der Traube seien Frost und Mehltau, Milben und andere Schädlinge, und gegen die helfe eben nur die Chemie. Die 20 Freizeit-Winzer kontrollieren das Wachstum, sie gießen die 99 Weinstöcke und entfernen zuletzt die großen Blätter, damit die Sonne die Früchte erreichen kann.