OGV Lämmerspiel bittet zum Erntedankfest Weit und breit kein Apfel auf dem Gailenberg

Äpfel waren Mangelware beim Erntedankfest des OGV Lämmerspiel, dafür waren Pilze, Honig und alte landwirtschaftliche Geräte bestens vertreten. Foto: Prochnow

Mühlheim (m) – Sie tragen so wohlklingende Namen wie Schiitake, Maitake und Frisee. Dieser Krauthaufen könnte das Stammesmahl der Friseurinnung werden, gleicht die Art doch dem Haar im Afro-Look. Tatsächlich aber handelt es sich um köstliche Speisepilze, den japanischen Baum- und Heilpilz, den Klapperschwamm und den Stachelbart. Mathias Kroll von der gleichnamigen Edelpilzzucht stellte sie beim Erntedankfest des Obst- und Gartenbauvereins (OGV) Lämmerspiel an der Kirche St. Lucia vor.

Zum Kosten und Bestaunen hat er Samttaube, Rote Henne und den Igelstachelbart mitgebracht, der auch Affenkopfpilz oder Löwenmähne genannt wird. Letzterer gilt als Totholzzersetzer und kommt ganz selten auch im Wald zwischen Offenbach und Lämmerspiel vor. Die Fette Henne ist ein Parasit, der sich auf der Kiefer niederlässt, lehrt Experte Kroll.

Aus seiner Sicht herrschten 2017 ideale Klimabedingungen. „Es hat immer wieder geregnet und dann wurde es wärmer“, freute sich der Pilzexperte über die Wetterkapriolen. Dabei ist er gar nicht vom Wetter abhängig, er züchtet die exotischen Spezialitäten in einem Bunker nahe des Bieberer Bergs. In der Tiefe dort herrschen immer dieselbe Temperatur und Luftfeuchtigkeit, so könne er gleichbleibende Qualität an die Gastronomie liefern, die „etwas Besonderes“ bieten möchte.

Ernüchternd sieht es dagegen unter dem Pavillon aus, unter dem die Obstbauern sonst stolz ihre Ernte präsentieren. Diesmal stehen da nur ein paar Teller mit Boskop, Berlepsch und Goldparmänen. Einige Mitglieder des OGV konnten die Blüten am Haus vor den fatalen April-Frösten schützen. „Auf dem Gailenberg reift weit und breit kein Apfel“, resümierte auch Imker Jürgen Panthöfer die Bilanz. Doch seine Bienen haben Ersatz gefunden.

An seinem Stand mitten im Pfarrgarten schenkte er milden Met aus, Honigwein. Kleine, kunstvolle Kerzen hat er mitgebracht, und die Kinder basteln an einem niedrigen Tisch oder suchen die markierte Königin im gläsernen Bienenstock. Neben den Äpfeln habe es auch Kirschbäume und Akazien erwischt, informierte Panthöfer, fast alle Blüten seien erfroren. Seine Brummer schwenkten um auf so genannten Honigtau: Blattläuse piksen die Adern der Blätter an, die Bienen holen die klebrige Masse ab. „Auch Brombeer-Honig schmeckt sehr gut“, warb Panthöfer für seinen dunklen, flüssigen Brotaufstrich oder die feste, kandierte Version.

Der meiste Honig komme wie auch viele Äpfel in diesem Jahr aus Nordhessen. Dort finde die Apfelblüte zwei Wochen später statt, erläuterte der Fachmann, die Obstbäume blieben vom Kälteeinbruch verschont. Die Gastgeber in den grasgrünen Polo-Hemden und ihre Besucher auch, am Nachmittag ließ die Sonne die sauber lackierten Oldtimer-Traktoren blitzen.

Ein starkes Team des rührigen Vereins hatte das Gelände liebe- und phantasievoll ausgestattet. Neben den alten Landmaschinen prangte eine Fachwerkhaus-Fassade. Von den Theken dufteten frische Kartoffel-Pfannkuchen, ein Gemüse-Eintopf und der Kaffee zwischen den Kuchen-Leckereien. Dazu schenken die Gartenfreunde gute Tropfen aus. An den Ständen von Gudrun Frey gab’s süße, selbst eingemachte Marmeladen, Roland Schlitt, der „letzte Herr auf dem Brühl“ in Hainhausen, bot eine Vielfalt an Schnäpsen und Likören aus der eigenen Brennerei an.