Das Stadtprinzenpaar im Porträt Weltenbummler und Tanzvirtuosin regieren Mühlheims Narren

Das neue Prinzenpaar der Katholischen Karnevalisten Mühlheim: Prinz Holger und Prinzessin Evelyn. Foto: m

Mühlheim (m) – Die ersten hochoffiziellen Termine haben sie schon bewältigt. Allerdings nur in Abendkleid und schwarzem Anzug, denn die Insignien, die sie als Mühlheimer Prinzenpaar ausweisen, gibt’s erst beim Empfang am Sonntag um 11.11 Uhr. Dann präsentieren die katholischen Karnevalisten Mühlheim (KaKaM) im Gemeindezentrum ihre aktuelle Regenten, Holger I. und Evelyn I..

Das erste Blitzlicht der Öffentlichkeit traf sie am Esstisch von KaKaM-Vorstandsmitglied Gabi Kolinko. Unter dem strengen Blick der Führungsriege der Karnevalisten, voran Sitzungspräsident Wolfgang Sterr, legen die beiden schon mal probeweise Narrenkappe und Amtskette an. Sterr ist zufrieden mit der Wahl, denn diesmal musste das Komitee nicht in die Ferne schweifen.

Holger I. erblickte das Licht der Welt zwar im Ketteler-Krankenhaus in Offenbach, wuchs aber im Schatten des Pfarrhauses von St. Markus in der Bleichstraße auf. Er absolvierte die übliche Karriere über Goetheschule und Friedrich-Ebert-Gymnasium. Danach studierte der närrische Herrscher Bauingenieurwesen in Darmstadt, um heute als Verkehrsplaner beim Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) zu arbeiten. In Hofheim ist der 44-Jährige stellvertretender Leiter im Bereich Netzentwicklung und Schienenverkehr.

Prinz Holger kümmert sich darum, dass die S-Bahnen und einige regionale Linien rollen, erledigt Bestellungen und Abrechnungen. In seiner Heimatstadt leitet Seine Hoheit das Jugendorchester der Sport-Union (SUM), ist Vizedirigent im großen Orchester. Er selbst spielt Klavier und Fagott, beherrscht aber (fast) alle Instrumente. „Als Dirigent muss man sich auskennen“, begründet er seine vielfältigen Qualifikationen. Musik macht er außerdem in Ensemble Vielklang. Im Winter schnallt er die Skier an, im Sommer besucht er Freunde in Namibia, reist nach China, Thailand, Kroatien und in die USA.

Das muss ihn animiert haben auszuwandern. Nach Lämmerspiel. „Aber mit Blick ins Herz der Mühlenstadt“, beschreibt der Thronfolger seine Adresse. 1986 regierte er schon einmal als Kinderprinz, untermauert Holger seine Eignung. Opa und Papa haben auf der Fastnachtsbühne gesungen und als Zeremonienmeister gedient. Schon einmal hatten sie das Multitalent im Visier, aber während des Studiums „ging das gar nicht“.

Die Biografie von Prinzessin Evelyn beginnt ganz ähnlich, auch in der Goetheschule.

Als sie die vierte Klasse besuchte, ist Familie Mrokon umgezogen, die Tochter musste das letzte Grundschuljahr in der Markwaldschule beenden. An der Friedrich-Ebert-Schule legte Ihre Lieblichkeit später die mittlere Reife ab. Damit begann sie bei Appelrath-Küpper auf der Frankfurter Zeil, einer ersten Adresse für Damenoberbekleidung, eine Ausbildung zur Einzelhandelskauffrau. Nach acht Monaten wechselte sie in die Romantic Brautgalerie in ihrer Heimatstadt. Für die eine oder andere Modenschau ist sie dabei schon mal in die begehrteste Rolle vieler Frauen geschlüpft. Bei der DJK hat sie ihre ersten Tanzschritte gelernt, dann wechselte sie zur Sport-Union. 2013 kehrte die Prinzessin zurück ins Gemeindehaus und war eine der „Teufel“. Seit drei Jahren trägt sie nun das Garde-Kostüm der „Sharks“ und tanzt obendrein mit der Garde des TSC Steinheim bei Turnieren. Jetzt beherrscht sie fast alle Stile, von der Polka bis zum Hip-Hop: „Das wollte ich schon immer!“ Und das ist längst nicht alles. Zu ihren Steckenpferde gehört auch zeichnen, mit Freunden geht sie gerne essen. Evelyn I. spricht fließend polnisch, stammen ihre Eltern doch aus Schlesien. Seit 1989, versichern die stolz, haben sie keine Sitzung der KaKaM verpasst. Der 17-jährige Bruder der Regentin gehört der Feuerwehr an und ist für die Fastnacht so gar nicht zu begeistern. Bis zum Aschermittwoch am 6. März warten nun rund 60 Termine auf das Prinzenpaar, kündigt Präsident Sterr an, „so viel wie nie“.