Großes Treffen der Egerländer in Mühlheim Wer seine Wurzeln nicht kennt, weiß nicht, wohin er will

Vorsitzende Gertraud Hirsch (rechts) von der Offenbacher Gmoi und Bundesführer Volker Jobst zeichneten Gertrud Kaiser, Angela Ärmler und Simon Hirsch für besondere Verdienste mit der Bundesehrennadel der Egerländer aus. Foto: m

Mühlheim (m) – Die wenigsten ihrer Gmoi leben in der Mühlenstadt. Doch die Willy-Brandt-Halle ist für die Egerländer aus Offenbach auch ein Stück Heimat geworden. Seit vielen Jahren treffen sich Betroffene und Nachfahren der Vertriebenen zum Feiern im Bürgerhaus. Diesmal zogen gleich zwei kleine Jubiläen besonders viele Gäste in die Säle: Die Eghalanda Gmoi z’Offenbach wurde 65 Jahre alt, die Egerland-Jugend 60. „Als Egerländer Landsleute diese Gmoi im Jahre 1953 gründeten, war ihnen bald klar, dass nur durch einen Jugendverband der Fortbestand der Gemeinde auf Dauer zu sichern ist.“ Die Erkenntnis der „Vüarstäihare“, der Vorsitzenden Gertraud Hirsch, teilten am Sonntagnachmittag viele Ehrengäste. „Das Konzept ging auf, wir können stolz sein, dass der heutige Vorstand überwiegend aus Mitgliedern besteht, die aus der Jugend kommen“, schrieb sie im Heft zum Fest. Der Hessische Sozialminister Stefan Grüttner aus Offenbach hob den Anteil der damaligen Neubürger hervor, den sie zum Aufbau Hessens geleistet haben. „Wer seine Wurzeln nicht kennt, weiß nicht, wohin er will“, lobte er die Brauchtumspflege der Gmoi. Angesichts der rund 45 Kinder und Jugendliche zählenden Gruppe brauche es dem Verein nicht bange werden vor der Zukunft. Grüttner hob die Weitsicht bei der Förderung des Nachwuchs’ und die ehrenamtliche Leistung der Egerländer für ihre Gemeinschaft hervor.

Bundesführer Volker Jobst aus Stuttgart stufte die Zusammenarbeit mit der Egerland-Jugend in Offenbach als „sehr vertrauensvoll und authentisch“ ein. Das vermittle sie auch bei Veranstaltungen wie dem Mainuferfest. „Egerländer Lebensart – das ist gutes Essen, gepflegtes Trinken und feiern“, schmunzelte Jobst. Zur erfolgreichen Öffentlichkeitsarbeit zähle auch das „Gmoibladn“, das bereits in rund 500 Ausgaben erschienen sei.

An die Adresse des Ministers gerichtet bat der Bundesführer, das Procedere für Zuschüsse einfacher zu gestalten. Für das dringend notwendige Geld aus der Landeskasse müsse ein sehr hoher Verwaltungsaufwand betrieben werden. Zu den Gratulanten vor den Wappen der Egerland-Städte zählten auch der Bundes- und der Landesjugendführer, Alexander Stegmeier und Bernhard Glaßl, sowie Ingrid Michael, Vorsitzende der Deutschen Jugend in Europa, deren Mitglied die Gmoi ist. Markus Harzer, Vorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft Hessen, wünschte sich, dass sich die Egerland-Jugend auch in seiner Runde beteilige. Mühlheims Stadtrat Werner Dworschak entschuldigte den Bürgermeister und erinnerte, dass die Gmoi seit 1994 in Mühlheim feiere. Auch er lobte, dass die Jubilarin mit Begeisterung das Brauchtum hochhalte. Das übernahmen in der Brandt-Halle Sing- und Tanzkreise der Jugend und der neu formierten Kindergruppe. Schon die Jüngsten beherrschen Schustertanz, Spitzboumpolka und Gumbinner, zeigten mit Papa oder Mama „Ich schmeiß dir in die Ripp’“ und bekräftigend singend „Bin i niat a schäina Roußbuttnbou“. Die Jugendlichen tanzten auch eine Walzquadrille und die Egerländer Polka, Tanzkreise aus Nordhessen und Hofheim überbrachten Glückwünsche mit Tänzen zu bekannten Melodien. Den Höhepunkt aber bildete der Schwertertanz zu Eger, dargeboten von den Offenbacher Gmoi. Mit der Bundesehrennadel zeichnete Jobst die Kindergruppen-Leiterin Angela Ärmler aus, Gertrud Kaiser aus der sogenannten Erlebnisgeneration, die Mundart-Beiträge vermittelt, und Simon Hirsch aus der Bekenntnisgeneration, der die Egerländer im Stadtjugendring vertritt, in Tanz- und Singkreis aktiv ist. Weitere Ehrungen erfuhr das einzige noch lebende Gründungsmitglied, Zita Gangl. Auch sie leitete die Kindergruppe, nähte Trachten, strickte und beherbergt seit Jahrzehnten den Vorstand. 55 Jahre dabei sind Ursula Ärmel, Leiterin der ersten Kindergruppe, Sigrid König, Vertreterin des Landesverbands, und Singleiter und Umgüldner, Kassenwart, Werner Wirth.