Ein Abend mit Abschieden und hochkarätigen Gästen Die 66. Kümmler-Sitzung ist auch die letzte

Das Männerballett der Kümmler und Watzedonier hatte sich erneut in Schale geworfen. Foto: Postl

Neu-Isenburg (lfp) – Eine 66. Sitzung gilt unter Narren schon als besondere Jubiläumsveranstaltung, für die Kümmler-Narren gab es vergangenes Wochenende jedoch auch Anlass zur Melancholie. Es war nämlich die letzte große närrische Veranstaltung, die der 1862 gegründete Traditionsverein „Sängergruß-Kümmelquartett“ auf die Beine gestellt hatte.

„Wir Sänger sind lustige Gesellen und werden wohl auch weiterhin im kleineren Kreis feiern, aber solch einen großen Aufwand, wie er für eine gelungene Sitzung notwendig ist, packen wir einfach nicht mehr“, begründete der stellvertretende Vorsitzende Fritz Himmighofen den Schritt. Das nicht minder berühmte Waldfest und das Sommerfest in der Kleingartenanlage Fischer Lucius wird es aber weiterhin geben – zumindest noch in diesem Jahr. Wie es mit dem Verein insgesamt weiter geht, das wird auch von der Mitgliederversammlung am 23. März abhängen. Wenn sich dann kein kompletter Vorstand findet, steht eine ungewisse Zukunft bevor. Aber so weit ist es noch lange nicht.

Die 66. Kümmler-Fastnacht, zu der noch ein paar mehr Gäste hätte kommen können, erwies sich wieder als gelungene närrische Veranstaltung. Man konnte sich nur wundern, woher „die Kümmler“ die vielen Beziehungen haben, um derart hochrangige Bühnengäste wie Olga Orange, den Parodisten Bernd Schmitt oder die „Polizistinnen“ der Eschborner Käwwern zu verpflichten und auch zu finanzieren. Auf freundschaftlicher Basis waren wohl wieder der Fanfarenzug Kronberg und auch der seit vielen Jahren für Büttenfurore sorgende Bernd Reisert von der TG Oberroden in der Hugenottenhalle.

Die Zusammenarbeit mit den Watzedoniern hat sich über Jahre bewährt, dies zeigte sich beim Gastspiel der Garde als auch beim Zusammenspiel des Herrenballetts der Kümmler und Watzedonier.

Der Auftritt des Stimmungsmachers Patrick Himmel war wohl unter „Eigenwerbung“ zu verbuchen, denn der Gesangskünstler lebt im Isenburger Buchenbusch. Von dort kommt auch das Siedler-Trio mit Gerd Jacobasch, Karl-Heinz Müller und Horst Schimkat, die ebenfalls in dieser Konstellation wohl ein letztes Mal so auftraten. Hinzu kam der Abschied eines weiteren großen Karnevalisten: Protokoller HaJo Düll, will die Narrenkapp nicht mehr mit in die Bütt nehmen.

Von Abschied war vordergründig bei der 66. Kümmler-Fastnachtssitzung nichts zu spüren. Elf Paukenschläge kündigten den Einmarsch der närrischen Repräsentanten, von Elferrat und Prinzenpaar mit Oberlump und Garde an. Das Sitzungspräsidiums-Duo Katja Gaul und HaJo Düll hieß alle närrischen Gäste willkommen, ein paar Ehrengäste freilich ganz besonders. Prinz Uwe I. und Prinzessin Andrea I. begrüßten die Narrenschar und lobten die Kümmler für ihr langjähriges Engagement, die „Iseborjer Fastnacht“ geprägt zu haben. In seinem Protokoll ging HaJo Düll nur auf seinen Abschied in der Bütt ein. „Aber es wird sich für einen Narr sicher wieder etwas anderes finden lassen“, so Düll. Für seine besonderen Verdienste um das Kulturgut Fastnacht überreichte ihm Katja Gaul den Verdienstorden der Interessengemeinschaft Mittelrheinischer Karneval (IGMK).

Viel Beifall gab es für den Gardetanz der Watzedonier als auch für den Schautanz der 16 „Polizistinnen“ der Eschborner Käwwern. Horst Knippel erfreute die Narren mit seinen Erfahrungen eines Mannes, bevor der Fanfarenzug Kronberg für lautstarke Stimmung im Saal sorgte. Olga Orange hatte es diesmal weniger auf Ersten Stadtrat Stefan Schmitt denn auf Rudi Witzig abgesehen. „Wie alt bist Du? Was, schon über 80 Jahre jung? Du trinkst wohl das Oil of Olaz“, sagte Olga Orange zum ewig jungen Rudi Witzig, vom dem sie sich mit einem Küsschen verabschiedete.

Der Kümmlerchor beschränkte sich diesmal auf Stimmungsmache durch gesangliche Qualitäten. Nur ein „Engel“ kam kurz hereingeschwebt, um Fritz Himmighofen zu überraschen – begleitend zum Schlagertext „Mich hat ein Engel geküsst, der mir erscheinen ist und ich konnte mich nicht wehren.“ Stimmungslieder wie „Der Holzmichel“ und „Die kleine Kneipe“ brachten die Narrenschar in beste Schunkellaune. Für große Begeisterung sorgte auch der Parodist Bernd Schmitt aus Limburg, als er Katja Gaul und HaJo Düll seine Stimme gab und ihnen besondere Aussagen in den Mund legte. Patrick Himmel leitete mit seinem melancholischen Song „Ich war noch niemals in New York“, zu dem alle Besucher im Saal Lichter schwenkten, das große Finale ein.

Oberlump Markus Letz blickte noch einmal auf seine Zeit bei den Kümmlern zurück, als er mit sieben Jahren erstmals auf der Bühne gestanden hatte. „Vielen Dank, dass ihr mich so toll aufgenommen habt und ich so schöne Zeiten mit euch erleben durfte“, sagte der Oberlump unter großem Beifall. Katja Gaul setzte dann mit ihrem Dank an alle, die an der letzten Kümmler-Fastnacht mitwirkten, den Schlusspunkt. Zum Lied „Time to Say Goodbye“ zündete Hugenottenhalle-Cheftechniker Ralph Schrod das finale Feuerwerk.

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