Die Resonanz aus der Bevölkerung war groß. Neben dem Bürgermeister war auch Carsten Müller, Sozialdezernent des Kreises Offenbach vor Ort. Für die meisten wohl überraschend, war auch Kai Singh unter denGästen. „Ich mache nichts Geheimes oder gar Verbotenes, ich will einen offenen Dialog mit den Gravenbruchern und werde meine Pläne alle im Internet offen legen“, sagte der Eigentümer der Immobilie. Er ließ ein Info-Blatt mit dem Umbauvorhaben verteilen. „Auf drei Etagen entstehen je vier abgeschlossene, kleinere Wohneinheiten, zuzüglich Gemeinschaftsflächen, Gruppenräume, Waschküche und eine Büro des Kreises“, so die Angaben. Weitere Informationen gibt es auch im Internet auf der Seite www.meisenstrasse13.de
Zunächst schilderte Müller das Zustandekommen des Vertrages des Kreises mit dem Eigentümer. Als er bestätigte, dass die Verhandlungen bereits seit Dezember vergangenen Jahres liefen, gab es Raunen im Publikum. „Gemäß entsprechendem Gesetz sind wir verpflichtet die uns zugewiesenen Flüchtlinge entsprechend unterzubringen – entweder die Städte stellen uns entsprechenden Wohnraum zur Verfügung oder wir machen das selbst“, sagte Müller. Bisher gebe es in elf Städten mindestens eine vom Kreis entweder selbst errichtete oder angemietet Objekte, erläuterte der Sozialdezernent.
Gemäß einem Verteilungsschlüssel werden die Flüchtlinge dann zugewiesen. Für Neu-Isenburg beträgt der Schlüssel 8,5 Prozent. „Also werden wir seitens 8,5 Prozent der uns zugewiesenen Flüchtlinge an Neu-Isenburg weiterleiten“, erklärte Carsten Müller. Mit dem Eigentümer des Singh-Hauses habe der Kreis nun einen Mietvertrag über vorerst fünf Jahre abgeschlossen. Die Stadt wurde entsprechend früh mit eingezogen, schließlich habe sie in Sachen Baurecht die letzte Entscheidung. Gerade diese Aussage kam bei den Gravenbruchern nicht gut an und auch Ortsvorsteher Eddi Fischer monierte, dass man sich übergangen fühle. „Wenn man die Bürger mitnehmen will, dann muss rechtzeitig informiert werden, sonst entsteht der Verdacht, dass etwas gegen den Willen der Bevölkerung durchgesetzt werden soll“, sagte Fischer.
Wie Kai Singh den Gravenbruchern erläuterte, will er das Gebäude so umbauen, dass es später für sozial schwache Familien als Unterkunft genutzt werden kann. So werden Wohneinheiten mit 25 Quadratmetern für zwei Personen, mit 30 Quadratmetern für drei Personen und mit 60 Quadratmetern für bis zu sieben Personen entstehen. „Das sind einfache Verhältnisse, denn in den Räumen müssen Betten, Kleiderschrank und Tisch Platz finden, gekocht wird in einer Gemeinschaftsküche“, sagte Carsten Müller. Er verwies zudem darauf, dass die dort untergebrachten Flüchtlinge ihren Alltag selbst organisieren müssten, vom Einkaufen bis hin zu den Fahrkarten für öffentliche Verkehrsmittel. Die sozialarbeiterische Betreuung wird durch die Diakonie übernommen. 58 bis 72 Personen sollen in Gravenbruch untergebracht werden.
Die Bedenken bezüglich steigender Kriminalität, gerade durch die Flüchtlinge, wollte Polizeichef Volkmar Meyer nicht sehen. „Ja, es gab den eine oder anderen Vorfall in der Erstaufnahmestelle und in der Stadt selbst, die den Flüchtlinge zugeordnet werden konnte, aber alles im ganz normalen Rahmen“, betonte Meyer. Dennoch waren viele Gravenbrucher der Meinung, dass die Polizei in ihrem Stadtteil nicht präsent sei. „Am Waldrand und auf dem Gelände der Schule wird viel Alkohol getrunken und auch Drogen konsumiert, da macht keiner was“, sagte eine Bürgerin. Schließlich gab es noch den Vorwurf des Wortbruches an Landrat Oliver Quilling, der versichert habe, dass mit der Ersteinrichtung keine weiteren Flüchtlinge überstellt würden. Hier verwies Carsten Müller darauf, dass die Erstaufnahmeeinrichtung in der Rathenaustraße zum 31. August geschlossen werde und Neu-Isenburg dann einen Nachholbedarf habe, was die Aufnahme von Flüchtlingen betreffe. In seinem Schlusswort stellte Bürgermeister Herbert Hunkel heraus, dass es bisher mit den Flüchtlingen keine Probleme gegeben habe. „Es wird vor dem Bezug einen Tag der offenen Tür geben, wo sich alle von der Einrichtung überzeugen können – und wenn die geflüchteten Menschen dort wohnen, dann machen wir auch mal ein Grillfest zusammen“, sagte Hunkel.