Das "Wort zur Woche" in der StadtPost Neu-Isenburg "In aller Not und Dunkelheit gibt es Momente der Auferstehung"

Geistliche und Mitarbeiter der Neu-Isenburger Kirchengemeinden gestalten in der StadtPost wöchentlich den Beitrag "Wort zur Woche". Da die StadtPost zurzeit nicht erscheint, wird die Kolumne vorübergehend online weitergeführt, heute mit einem Text von Pfarrer Martin Berker, St. Josef Neu-Isenburg. Er fragt sich, ob sich in diesen außergewöhnlichen Zeiten ein neuer Zugang zu Ostern finden lässt und fordert auf: "Suchen wir Gott als den, der handelt, auch jenseits unserer Vorstellungskraft!"

 

Ein neuer Zugang zu Ostern?

 

Viele sehnen sich danach, die besonderen Riten der Tage von Gründonnerstag bis Ostern mitzufeiern. Diese Möglichkeit gibt es nur einmal im Jahr – und in diesem Jahr werden wir sie nicht in der gewohnten Weise feiern können.

In dieser Situation kam mir der Gedanke: Könnte nicht gerade in dieser Erfahrung ein neuer Zugang zu Ostern liegen? Die Frauen und Männer, die sich damals mit Jesus auf den Weg nach Jerusalem machten, sie hatten ihre klare Vorstellung, wie sie dort in der Tradition Israels das Pessach feiern würden. Und doch: Es kommt alles anders in jener Nacht des letzten Abendmahls. Eben noch war da der schön hergerichtete Festsaal – jetzt finden sich die Jünger in einem dunklen Garten am Ölberg wieder

In dieser Situation stellt Jesus die Frage: „Wen sucht ihr?“ (Joh 18,4) Nicht nur diejenigen, die mit Judas kommen, sondern auch seine Jünger hören diese Frage. Vielleicht haben sie im Stillen gedacht: „Wir hätten dich lieber im vertrauten Umfeld gesucht; beim Pessach-Mahl, wie wir es seit Kindesbeinen an gefeiert haben; am heimatlichen See, mit dem wir selbst im Sturm vertraut sind; auf jeden Fall nicht hier, am Ölberg, in dieser rauen Wirklichkeit, die uns völlig fremd ist.“ Ob diese Frage „Wen sucht ihr?“ nicht gerade auch jetzt, auf dem Weg auf Ostern zu gilt? Ich bin von einem Auftrag überzeugt, dem wir aktuell unsere Aufmerksamkeit im Gebet und in der konkreten Begegnung mit Menschen in Not widmen sollten: Suchen wir Gott als den, der handelt, auch jenseits unserer Vorstellungskraft! Suchen wir IHN, der sich uns zeigen wird wie damals in der Nacht des Karfreitags, im Aushalten der Leere des Karsamstags und in der langsam wachsenden Zuversicht des Ostermorgens.

Ich wünsche uns allen, dass die vor uns liegende Zeit eine Zeit der österlichen Suche wird. Wir wissen nicht, was die kommenden Tage und Wochen noch von uns fordern werden. Aber in aller Not und Dunkelheit wird es dennoch Momente der Auferstehung geben, in denen Gott zu uns spricht: Ich bin der „Ich bin da“ (Ex 3, 14) – und in denen uns Jesus als der Auferstandene begegnet, der uns Orientierung gibt: „Ich bin es.“ (Joh 18,5).

 

Gesegnete Kar- und Ostertage wünscht

Martin Berker, Pfarrer St. Josef – Neu-Isenburg