Zum letzten Mal unter der Flagge der Marktplatzgemeinde Beregovo-Hilfstransport wird künftig in Verein organisiert

Möbel, Rollstühle, Fahrräder, Spielzeug und vieles mehr ist erneut in einem von Jutta Loesch (links) organisierten Hilfstransport in die Ukraine gebracht worden. Viele Freiwillige halfen mit, den Laster zu beladen. Foto: Postl

Neu-Isenburg (lfp) – Wieder einmal stand so ein „Ungetüm“, wie die Anwohner die großen Lastwagentransporter nennen, vor dem Haus „An den Schulwiesen“. Über eine „Ameisenkette“ wurden wieder viele Pakete mit warmer Kleidung, Decken und auch Spielsachen für Kinder aus dem Lagerraum im Keller nach oben und schließlich in den Lastwagen gewuchtet.

„Diese Mercedesse kommen ziemlich zum Schluss“, sagt Jutta Loesch, die Managerin aller Transporte, und zeigt auf ein paar Fahrräder. „Seitdem das Benzin aufgrund des Krieges in der Ukraine so teuer und für viele unerschwinglich geworden ist, sind diese Fahrräder dort so etwas wie bei uns ein Mercedes“, erklärt Jutta Loesch. Dann treibt sie auch schon wieder zur Eile an, denn der Transport soll einen bestimmten Zeitplan einhalten.

Das von Jutta Loesch vor 15 Jahren initiierte Hilfsprojekt „Täglich Brot für Beregovo“ ist beispiellos für die Evangelisch-Reformierte Gemeinde am Marktplatz und wohl auch für ganz Neu-Isenburg. Obwohl keine Brote in all den Jahren zu der vom Diakonischen Werk in der Karpato-Ukraine geführten Einrichtung geschickt wurden, haben die Lieferungen aus Neu-Isenburg dennoch vielen Menschen das Überleben ermöglicht. Aus dem ehemaligen Altenheim ist mittlerweile ein kleines Dorf geworden, mit Schule, Wäscherei und einer Großküche. „In dieser Küche wird für viele Menschen auch außerhalb des Dorfes gekocht und freiwillige Helfer bringen das Essen zu den Bedürftigen in die Häuser – dafür brauchen wir auch die Fahrräder“, erklärt die Projektleiterin von „Täglich Brot für Beregovo“.

Für Jutta Loesch wäre es eigentlich ein Grund zur doppelten Freude: 15 Jahre lang hat sie das Projekt aufgebaut und geleitet – und jetzt der 40. humanitäre Transport. Doch es mischt sich unübersehbar auch Wehmut unter die Freude. „Diese Menschen dort sind mir und allen, die mich unterstützt und auch geholfen haben, unendlich dankbar, doch alles hat auch mal sein Ende, leider“, sagt Loesch. Ab dem kommenden Jahr wird ihr Lebenswerk nicht mehr unter dem Dach der Evangelisch-Reformierten Gemeinde am Marktplatz weiter geführt, sondern muss lernen, auf eigenen Beinen zu stehen. Ein Verein soll gegründet werden. Dies hängt damit zusammen, dass ihr Mann, Pfarrer Matthias Loesch, zum ersten Advent aus dem Pfarrdienst ausscheidet. „Es haben sich Mitmenschen gefunden, die das Projekt weiterführen wollen, ich werde mich etwas zurückziehen, aber dennoch weiterhin zur Verfügung stehen“, sagt Loesch.

Erst einmal überwog jedoch noch die Freude, in diesem Jahr bereits den dritten Transport mit wieder über zehn Tonnen Spenden auf den Weg gebracht zu haben. Wieder halfen Schüler der Klasse 8a aus der Goetheschule, und wieder packten auch Neubürger, wie Loesch die Flüchtlinge nennt, die erst kürzlich nach Neu-Isenburg gekommen sind, mit an. „Diese Leute wissen, was Not bedeutet, deshalb sind sie auch hier mit dabei“, lobt Loesch den Einsatz der Geflüchteten.

Gerade jetzt, wo in Beregovo die kalte Jahreszeit begonnen hat und der Winter recht hart ausfällt, werden die Hilfsgüter aus Neu-Isenburg im Diakonischen Office der Reformierten Kirche in Transkarpatien sehnlichst erwartet. „Das größte Hindernis ist zunächst einmal der Zoll, danach werden alle Güter treuhänderisch eingelagert und an die Bedürftigen verteilt“, erklärt Jutta Loesch den Weg von Bettlaken, Kopfkissen und warmen Bettdecken. Aber auch warme Kleidung, von Stiefeln über Hosen und Jacken bis hin zu Strickmützen, sind begehrte Geschenke aus der Hugenottenstadt. „Lebensmittel verschicken wir nicht mehr, da senden wir lieber das Geld, denn so können die Leiter dort genau das kaufen, was auch gebraucht wird“, erklärt Jutta Loesch. Der 40. Transport wird jedenfalls wieder eine große Hilfe sein und den Menschen in Beregovo weihnachtliche Freude bringen.