Die Überreste der Anlagen am Schindkautweg, an der Geschwister-Scholl-Halle und am Brüllochsenweg verfielen, wurden zurückgebaut, von Gestrüpp überwuchert oder ganz pragmatisch anderweitig genutzt. Eine Stellung am Brüllochsenweg wurde zum Pferdestall, eine weitere wurde zu einem Haus umgestaltet, das noch bis 2001 bewohnt war. Ein noch recht gut erhaltener Bunker ebenfalls am Brüllochsenweg wurde mittlerweile eingezäunt, um ihn vor Vandalismus zu schützen. Für den Ersten Stadtrat Stefan Schmitt ist das aber nur eine vorübergehende Lösung. Was mit den Anlagen tatsächlich passieren wird, ist zurzeit noch völlig unklar. Der Heimatforscher Dr. Wilhelm Ott hat allerdings schon ein Ziel vor Augen: Die Flakstellungen sollen unter Denkmalschutz gestellt werden, deshalb waren bei der Begehung in der vergangenen Woche auch Vertreter der Unteren Denkmalschutzbehörde dabei.
Kriegsgefangene verrichten schwerste Arbeiten
Die Wiederentdeckung der Bunker beziehungsweise ihrer Überreste ist Ott zu verdanken, der gleichzeitig Vorsitzender des Vereins Freunde Sprendlingens ist und sich vor allem des Themas „Steine in der Dreieich“ angenommen hat. Ott hat die Flakstellungen, von denen zwei unter der Geschwister-Scholl-Halle verschwunden sind, genau dokumentiert. Auf das Thema stieß er durch einen Hinweis, informierte sich bei der Historikerin Heidi Fogel und machte sich an die Arbeit. Er entdeckte Mauerreste, einen Einmannbunker nahe der Geschwister-Scholl-Halle und Spuren späterer Nutzungen wie nachträglich eingebaute Steckdosen. Die Mauern der Bunker sind 50 Zentimeter dick und zwei Meter hoch, jede Stellung war mit 10,5 mal 11,5 Metern mehr als 100 Quadratmeter groß. Auf einer Luftaufnahme aus dem Jahr 1944 ist ihre Anordnung eindeutig zu sehen.
Von den Flakstellungen aus mussten Ende des Zweiten Weltkriegs meist ältere Flaksoldaten und jugendliche Luftwaffenhelfer versuchen, die heranfliegenden Bomber abzuwehren. Die gröbsten und schwersten Arbeiten in den Flakstellungen leisteten sowjetische Kriegsgefangene, die – wie auch die Flaksoldaten und Luftwaffenhelfer – auf dem Gelände kaserniert waren. Die Stellungen wurden bei Bombenangriffen mehrfach getroffen. Allein am 29. Januar 1944 kamen dabei ein Soldat, fünf Jugendliche und fünf sowjetische Kriegsgefangene ums Leben.
Auf Initiative der überlebenden Luftwaffenhelfer wurde 1994 aus Anlass des 50. Jahrestages ein Gedenkstein am Schindkautweg errichtet.