Bürgerinformationsveranstaltung zur Stadtentwicklung Diskussion um Bau der Regionaltangente in Neu-Isenburg

Hannelore und Jochen Steffens suchen nach einer Wohnung im Neubaugebiet Birkengewann. Foto: Postl

Neu-Isenburg (lfp) – Rund 350 Neu-Isenburger mögen es gewesen sein, die sich vergangene Woche während einer Bürgerinformationsveranstaltung in der Hugenottenhalle über den neuesten Sachstand zur Stadtentwicklung in Neu-Isenburg informieren lassen wollten.

Für die meisten stand allerdings nur ein Aspekt – die Verlängerung der Regionaltangente West – im Vordergrund. So waren einige enttäuscht, dass an der Wand nur eine Karte der Trassenführung „Abschnitt Süd 1“ hing. Dieser betrifft nur den Bereich um den Bahnhof Neu-Isenburg. „Der Abschnitt nach der Kleingartenanlage Fischer Lucius bis in die Stadtmitte als auch die Weiterführung in das Birkengewann sind noch nicht geplant, es gibt nur einen Entwurf“, erklärte Horst Amann, Geschäftsführer der Planungsgesellschaft der RTW.

So informierten sich einige Besucher über den möglichen Erwerb einer der barrierefreien Wohnungen, die seitens der Gewobau im Birkengewann erstellt und von der Sparkassen-Immobiliengesellschaft vertrieben werden. Aber auch die Volksbank Dreieich war mit Regionalleiter Dirk Gieling vertreten, sie hielt Finanzierungsangebote für „freie“ Wohnungsbauträger bereit. „Wir wohnen derzeit über drei Stockwerke verteilt, das wird mit zunehmendem Alter immer problematischer, deshalb sehen wir uns nach einer passende Alternative um“, sagten Hannelore und Jochen Steffens.

Bürgermeister Herbert Hunkel freute sich über den regen Zuspruch, hieß die Isenburger, aber auch die zahlreichen Referenten willkommen. Mit Blick auf die von ihm vorgestellte Tagesordnung rollten einige schon mal mit den Augen. Birkengewann, Stadtumbau, Stadtquartier Süd und Regionaltangente West waren dort unter „Aktuelle Stadtentwicklungsprojekte“ zusammen gefasst. „Die Bezeichnung Stadtumbau darf nicht falsch verstanden werden, wir wollen keine Häuser abreißen und alles neu aufbauen, sondern die Stadt schöner und grüner machen“, so Hunkel. Nachdem Neu-Isenburg in das Städtebauförderprogramm mit einem Volumen von 20 Millionen Euro aufgenommen wurde, soll diese Chance genutzt werden, um nicht nur den Alten Ort und Frankfurter Straße samt Bahnhofstraße, sondern auch den Übergang in die „Neue Welt“, wie das Stadtquartier Süd bezeichnet wird, attraktiver zu machen.

Nachdem Beschwerden von Neu-Isenburgern eingegangen waren, dass über 400 Bäume der RTW-Trasse zum Opfer fallen würden, wurde eigens eine Fachstudie veranlasst. Danach wären in der Carl-Ulrich-Straße „nur“ rund 100 Bäume betroffen, in der Friedhofstraße weitere 49. Die meisten davon müssten ohnehin entfernt werden, da sie viel zu nahe an der im Boden verlaufenden Gasleitung stünden.

Die Informationen von Horst Amman bezüglich der Trassenführung der RTW im Bereich des Neu-Isenburger Bahnhofes wurden aufmerksam verfolgt. Als er bestätigte, dass dem Lärmschutz besondere Aufmerksamkeit zuteil und die Kleingartenanlage Fischer Lucius nicht berührt werde, war für die meisten dieses Thema erledigt.

Edwin Mayer stellte Prognosen bezüglich der Verkehrsentwicklung bis zum Jahre 2030 in der Hugenottenstadt vor. Professor Jürgen Follmann, bekannt als ein Förderer des Radverkehrs, kündigte schon mal die Planungswerkstatt Friedhofstraße/ Carl-Ulrich-Straße an. „Mit welchen Straßen wollen wir in Zukunft leben und wie sollen diese aussehen?“, so seine Fragestellung. Studenten der technischen Universität Darmstadt werden bald in der Friedhofstraße die Passanten ansprechen, um eine gemeinsame Lösung zu finden.

Obwohl die Verlängerung der RTW ins Birkengewann nicht Thema des Abends war, kamen hierzu die einzigen Fragen auf. So verwies Kurt Ortelbach darauf, dass die Besucher des Isenburg-Zentrums, insbesondere am Wochenende, das größte Verkehrsaufkommen verursachten. „Und die wollen und werden auch weiterhin mit dem Auto ins Parkhaus fahren“, konstatierte Ortelbach. „Warum fährt die RTW nicht zwischen Neu-Isenburg und Sprendlingen, dann hätten doch gleich beide Städte was davon?“, wollte Horst Schimkat wissen. Hier verwies Bürgermeister Herbert Hunkel auf den Bannwald, der „unberührbar“ sei. „Wie verlässlich Prognosen sind, sieht man an der Buslinie X17, die meist leer durch Neu-Isenburg fährt“, zweifelte Christopher Kaus die Prognosen Edwin Mayers an. „Prognosen sind nicht falsch oder richtig, sie basieren auf derzeit vorliegenden Fakten, die sich freilich in der Zukunft ändern können“, antwortete Mayer. Schließlich hatte Horst Schimkat einen noch – von Bewohnern entlang der Friedhofstraße mit viel Applaus bedachten – Vorschlag: „Wieso verlegt man die RTW nicht in den Untergrund, dann könnte man aus der Friedhofstraße eine wunderbare grüne Flaniermeile machen.“ Hierzu will Bürgermeister Herbert Hunkel eine Kostenschätzung einholen.