Unterricht für Kinder Emir Duleimi engagiert sich im Flüchtlingscamp

Emir Duleimi steht vor dem Regal mit Spielen und Kinderbüchern n der Stadtbücherei. Hier hilft er Flüchtlingen dabei sich in ihrer neuen Heimat zurechtzufinden. Foto: col

Neu-Isenburg (red) – „Wir machen erst einmal weiter, wie gewohnt, bis der letzte Bewohner ausgezogen ist“, sagt Bürgermeister Herbert Hunkel angesichts der Entscheidung des Landes, das Flüchtlingscamp an der Rathenaustraße zu schließen.

Obwohl die Menschen in der Regel nach vier Monaten weiterziehen, bleiben doch viele in Erinnerung und machen das Abschiednehmen noch schwerer. Dazu gehört auch Emir Duleimi, der seit dem 28. Dezember hier lebt.

Schnell wurde er die gute Seele der „Welcome Library“, die Ende des vergangenen Jahres vom Freundeskreis der Stadtbibliothek in der Unterkunft eingerichtet wurde.

Mitten in der ehemaligen Fabrikhalle entstand eine kleine Lern- und Leseecke mit Tischen und Stühlen für große und kleine Bücherfreunde, ausgestattet mit ein paar Regalen, bestückt mit Büchern und Medien, um den dort lebenden Menschen das neue Land und die Sprache näher zu bringen. Unter den Medien sind viele zweisprachige illustrierte Bücher, Wörterbücher, Kinder- und Bilderbücher sowie Handarbeitsbücher mit anschaulichen Anleitungen. Sehr schnell wurde Emir Duleimi vom Gast zum unersetzlichen Helfer in der kleinen Bibliothek. Alle loben sein großes Engagement. Ohne ihn könnte die Lern- und Leseecke im Camp nicht täglich für alle Bewohner sechs Stunden geöffnet sein. Er kümmert sich selbstständig um die Ausgabe der Bücher, unterrichtet die Kinder aus dem Camp und hilft den Erwachsenen, die schwierige deutsche Grammatik zu verstehen. Er spricht sehr gut Englisch und macht auch im Deutschen große Fortschritte.

Emir Duleimi wurde 1988 in Bagdad im Irak geboren. Er hatte dort acht Jahre lang als Computerprogrammierer gearbeitet und nebenher Schulkinder in Englisch und Mathematik unterrichtet. „Ich liebe es, anderen Menschen zu helfen und ihnen etwas beizubringen – besonders den Kindern“, sagt er.

Das merkt man im Camp: Die Kinder hängen an seinen Lippen, wenn er ihnen an einer Tafel in der Leseecke die Schreibweise lateinischer Buchstaben erklärt.

Er spricht ihre Sprache, und das macht ihn unentbehrlich als Mittler zwischen den Kulturen. Seine Pläne für die Zukunft? Ankommen in Deutschland, Deutsch lernen, Arbeit und Wohnung finden und dann weiter studieren. Doch nicht nur Emir engagiert sich für seine Mitbewohner. Viele Menschen aus dem Flüchtlingscamp helfen bei Hausmeisteraufgaben und führen Reparatur- oder Reinigungsarbeiten aus. Sie betreuen Kinder oder dolmetschen. Andere übernehmen die Aufsicht bei der Essensausgabe.

Diese gemeinnützige Arbeit, die im Flüchtlingsgesetz verankert ist, wird vom Regierungspräsidium Gießen mit einer kleinen Aufwandsentschädigung von 1,05 Euro pro Stunde honoriert. Aktuell gibt es rund 35 sogenannte Volunteers in den unterschiedlichsten Bereichen. Die Nachfrage ist viel höher als die Anzahl der Aufgaben, sodass ständig gewechselt wird.