Kulturpreis an Maler und Grafiker Host Noll verliehen / Ausstellung bis zum Sommer Farb-Forscher mit Lust auf Experimente

Bürgermeister Gene Hagelstein zeichnete Horst Noll mit dem städtischen Kulturpreis aus, auch Dr. Bettina Stuckard, Fachbereichsleiterin Kultur, und Kunsthistoriker Gunther Sehring (rechts) gratulierten.

Neu-Isenburg – Die Jury war sich einig wie selten: Einstimmig votierte das Gremium dafür, Horst Noll mit dem städtischen Kulturpreis 2022 auszuzeichnen. Bei einer Feierstunde in der Stadtgalerie überreichte Bürgermeister Gene Hagelstein die mit 2.500 Euro dotierte Auszeichnung an den Neu-Isenburger Maler und Grafiker. Eine Ausstellung mit einer Werkschau zu Nolls Arbeiten wurde anschließend eröffnet.

Vor dem protokollarischen Teil war es dem Bürgermeister wichtig, auf die aktuelle Weltlage einzugehen. „Wir befinden uns gerade in schrecklich unmenschlichen Zeiten, denn nicht einmal 1.000 Kilometer von hier wird ein Vernichtungskrieg gegen das ukrainische Volk geführt“, sagte Hagelstein. „Wir haben Glück, dass wir hier sein und uns an der Kunst erfreuen können“, schlug der Rathauschef die Brücke zur Preisverleihung.

Den Kulturpreis verleihen zu dürfen, sei für ihn als Bürgermeister und Kulturdezernent etwas Besonderes – „vor allem, wenn es sich beim Preisträger um einen Künstler handelt, dessen Lust an Farbe bereits in sich freudvolle Momente birgt“, sagte Hagelstein. Das Stadtoberhaupt verwies auf das langjährige künstlerische Schaffen mit einer Vielzahl von Arbeiten Nolls, von denen ein Teil im Kunstbuch „Horst Noll Bilder“ auf über 500 Seiten zu entdecken ist. „Ästhetik und Poesie werden von Ihnen in einen Zusammenhang gebracht, der sich hier in dieser Ausstellung ganz unmittelbar erfahren lässt. Als Farb-Forscher loten Sie ein ganzes Farb-Universum aus“, sagte Hagelstein.

Wichtig sei Noll die Offenheit des Bildes, „die sich dem Betrachter als bewusste Unabgeschlossenheit mitteilt und ihm gedanklichen Freiraum lässt“. Die Jury habe „eine hervorragende Wahl“ getroffen, betonte der Kunsthistoriker Gunther Sehring aus Langen, der auf Nolls Schaffen, die Entstehung der Kunstwerke sowie deren Interpretation einging.

„Das Kunstschaffen von Horst Noll ist über Jahrzehnte gewachsen und beschränkt sich nicht nur auf die Malerei, sondern Noll ist auch Zeichner, Grafiker und Illustrator“, so Sehring. „Mit seiner Farbforscherei bestreitet Noll einen Weg mit und auch abseits bekannter Lehrmethoden, die Werke haben Substanz und Charakter zugleich.“ Besonders ging Sehring auf den Roten Faden des Kunstschaffens von Noll ein. Dieses lebe von einem weiten experimentellen Ansatz, „die Kunstwerke genügen sich selbst, weshalb sie keinen Titel haben – und auch keinen benötigen.“

Die eigentliche Kunst finde im Kopf des Betrachters statt, weshalb Noll mit einem von ihm gewählten Titel – den er bewusst weglässt – auch keine Beeinflussung des Betrachters vorgeben will. Bis zu 30 Farbschichtaufträge, deren Eindringen in den Untergrund an ausgewählten Stellen mittels Abklebung verhindert – und später entfernt – wird, schaffen jene Farbkompositionen, die den Arbeiten von Noll eigen sind. „Der Bildträger wird manchmal buchstäblich gesprengt“, verwies Sehring auf die Untergründe wie einfaches Packpapier oder alte Holzbretter, die im ständigen Alterungsprozess mit den vielen Farbschichten interagieren. So sieht der Betrachter stets ein Unikat.

Die Ausstellung „Horst Noll. Bilder“ ist bis zum 3. Juni in der Stadtgalerie über dem Bürgeramt, Schulgasse 1, zu sehen. Geöffnet ist die Galerie montags bis freitags von 7 bis 18 Uhr und an Samstagen von 9 bis 12 Uhr.
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