Sozialministerium beschließt Aufgabe des Standortes Neu-Isenburg Flüchtlingscamp wird geschlossen

Peter Steinfadt (links) und Christopher Radtke vom Arbeiter-Samariter Bund (ASB) leiten bis zur Schließung die Erstaufnahmeeinrichtung an der Rathenaustraße. Foto: col

Neu-Isenburg (red) – Das Hessische Ministerium für Soziales und Integration hat mitgeteilt, dass die Erstaufnahmeeinrichtung an der Rathenaustraße aufgegeben werden soll.

Anlässlich der Vorstellung des neuen Standortortkonzeptes zur Flüchtlingsunterbringung in Hessen sagte der Minister für Soziales und Integration, Stefan Grüttner: „Mit dem neuen Standortorganisationskonzept ist Hessen gut aufgestellt. Wir sind damit perspektivisch in der Lage, auf verschiedene Szenarien bei den Flüchtlingszugängen angemessen, geordnet und flexibel zu reagieren.“

Grüttner ergänzte: „Wir reduzieren unsere aktiven Einrichtungen auf insgesamt 19 Standorte mit 20 000 Plätzen. Parallel dazu behalten wir als passive Reserve, die wir in angemessener Zeit bei Bedarf aktivieren können, 20 Standorte mit 15 000 Plätzen bei“, nannte Grüttner die Zahlen. 23 Standorte würden ganz geschlossen. Der Minister erläuterte, dass derzeit nur noch 50 Flüchtlinge täglich in Hessen ankommen, die in den Erstaufnahmeeinrichtungen untergebracht werden. Zum Vergleich: im Oktober 2015 betrug der höchste Zugangswert an einem Tag 1 370 Personen. „Wir haben es in einer gewaltigen Gemeinschaftsleistung mit den Kommunen und vielen Helfern und den Hilfsorganisationen geschafft, 80 000 registrierte Zugänge plus etwa 36 000 Menschen, die von hier aus weitergeleitet wurden, unterzubringen. Der Preis dafür waren aber auch Kraftakte im Rahmen von Katastrophenschutzbefehlen, mittels derer Unterkünfte für 1 000 Menschen mehr oder weniger über Nacht von den Kommunen Hand in Hand mit uns aus dem Boden gestampft werden mussten. Das wollen wir mit dem neuen Konzept in jedem Fall verhindern“, sagte Grüttner. Im Falle eines Anstiegs der Flüchtlingszahlen könne man in Hessen in einem stufenweisen Verfahren die Reservestandorte aktivieren, erläuterte Grüttner. Im Rahmen der Reserve werden Standorte einer Kategorie eins vorgehalten, die im Rahmen eines Aktivierungsplanes innerhalb kurzer Vorlaufzeit aktiviert werden können. Eine zweite Kategorie stellt Unterbringungsmöglichkeiten im Rahmen von Gemeinschaftsunterkünften dar, die bei einem massiven Anstieg der Flüchtlingszahlen aktiviert werden könnten. Die Nachricht vom Aus für die Isenburger Erstaufnahmestelle kam, kurz nachdem die Stadt Peter Steinfadt als neuen Einrichtungsleiter vorgestellt hatte. Peter Steinfadt ist in Personalunion für das Flüchtlings-Camp in Isenburg und eine Einrichtung in Langen zuständig, die ebenfalls geschlossen wird. Sein Stellvertreter in Neu-Isenburg ist Christopher Radtke. In der Einrichtung leben zur Zeit 472 Menschen. Die Verweildauer ist unterschiedlich und kann vier bis fünf Monate betragen. Wann der Standort Neu-Isenburg aufgegeben werden soll, teilte das Ministerium noch nicht mit. Die Isenburger erklärte in einer Pressemitteilung, man sei „empört über die plötzliche Schließung der Erstaufnahmeeinrichtung.“ Was von der Landesregierung selbst als vorbildlich bezeichnet wurde, werde jetzt anscheinend mutwillig zerstört, heißt es von Seiten der Flüchtlingshilfe weiter. Opfer seien zwar in erster Linie die Flüchtlinge, aber auch um die Mitarbeiter, die von einer Entlassung bedroht seien, sei man besorgt. Frustrierend sei die Schließung auch für die ehrenamtlichen Helfer.