Mit dem Triumph auf der „Route Historique“ Frank Arne Teschner kreuzt mit seinem Oldtimer die Straßen

Bei dem Anblick des Triumph Stag MK II kommt niemand auf die Idee, dass Frank Arne Teschner damals eine Schrottkarre kaufte. Ehefrau Silke Teschner fährt gerne mit. Foto: Mangold

Neu-Isenburg (man) – Natürlich war früher nicht alles besser, aber vieles wesentlich ansehnlicher als heute. Das gilt für die Häuser generell und für die Autos ebenfalls. Modelle aus den Zwanzigern rollten mondän daher, keineswegs prollig wie heutzutage manche Boliden gehobener Preisklassen. Ein VW-Käfer wirkte putzig, seine Nachfolgemodelle doch ziemlich gesichtslos. In Neu-Isenburg treffen sich regelmäßig Liebhaber alter Karossen.

„Den Oldtimern fehlt die Aggressivität“, drückt es Frank Arne Teschner aus. Den Mann kann man nachts um drei wecken und ein Bild irgendeines Autos aus früheren Jahrzehnten unter die Nase halten: Der 56-Jährige kennt jedes Modell. Im vergangenen Juli hatte der selbstständige Grafik-Designer im Naturfreundehaus an der Neuhöfer Straße das erste Treffen von Leuten samt Anhang initiiert, „die alle den gleichen Sockenschuss haben.“ Womit Teschner Typen meint, die sein Faible für Oldtimer teilen.

Dass er damit nicht alleine steht, weiß der geschickte Bastler seit zwei Jahren. Damals nahm die Stadt Kontakt mit Eigentümern von Autos auf, die vor mindestens drei Jahrzehnten vom Band rollten. Das definiert einen Oldtimer. Im September 2013 fuhren schließlich 14 alte Autos auf einer „Route Historique“ von Isenburg nach Bad Vöslau, der österreichischen Partnerstadt. Auch Herbert Hunkel saß am Steuer. Der Bürgermeister benutzt seinen R4 als Alltagsauto. Ähnlich geht Frank Arne Teschner mit seinem „Triumph Stag MK II“ um.

Von dem Modell schifften weiland nur knapp 200 über den Ärmelkanal Richtung Deutschland. Teschner kreuzt mit dem Auto nicht nur sonntags durchs Rhein-Main-Gebiet. „Ich fahre fast jeden Tag damit“, betont der Web-Master des „Triumph Stag Club Deutschland“ mit Sitz in Herford, der das 40 Jahre alte englische Fahrzeug 1985 für 1.500 DM kaufte. Eine Schrottkarre, wie Bilder belegen. „Den bekommst du niemals wieder hin“, bekam Teschner zu hören. „Von wegen“, dachte er.

Teschner unterscheidet zwischen zwei Kategorien von Eigentümern eines Oldtimers. Zur einen gehören jene, die einen top- restaurierten Wagen teuer kaufen und ihren antiken Mercedes oder Jaguar von Profis pflegen lassen. Er selbst gehört zu den anderen, zu denen die über Motoren und Zylinder fachsimpeln und sich die Finger schmutzig machen. Seit in den Fahrzeugpapieren des „Triumph Stag MK II“ sein Name steht, landete der Wagen in keiner Werkstatt. Teschner schraubt alles.

Gattin Silke stört das nicht. Sie musste keineswegs ob seines Hobbys erst mal schlucken, als sich die beiden vor 18 Jahren bei einem Kochkurs in der Volkshochschule kennen lernten. Silke Teschner hätte eher mit einem Kerl Probleme, „der ständig auf den Fußballplatz rennt.“

Oldtimerfreunde haben meist einen Sinn für Stil, der über ihr Vehikel hinausgeht. Teschner gönnt sich gelegentlich einen edlen Whisky, stets länger als eine Dekade gelagert. In seinem Triumph singt nicht Lady Gaga, sondern die Beatles. Teschner besaß auch schon einen Jaguar Baujahr 1960.

Er gehört zur Fraktion der „Engländer“. Die präferiert Modelle von der Insel. Über die „Engländer“ frotzeln die „Deutschen“, die einen Käfer oder Horch ihr eigen nennen. Die Engländer würden einander alle kennen, „weil sie ständig Ersatzteile tauschen müssten“, gibt Teschner ein Klischee wieder, von dem er nichts hält. Jedes Auto habe seine Schwachpunkte. Wer die kenne, sei vor Pannen relativ gefeit. Ein klassisches Thema beim Stammtisch von Oldtimerfreunden.

Zur Premiere hatte Teschner im Sommer auf 20 Leute gehofft. Bis heute treffen sich 30 Oldtimer-Enthusiasten. Jeden dritten Freitag eines Monats stehen seitdem die Modelle vergangener Jahrzehnte vor dem Treffpunkt Naturfreundehaus: Von Mercedes über Käfer, von DKW zu Porsche.