Großer Andrang beim Tag der offenen Tür von Feuerwehr und THW Für den Notfall gewappnet

Selbst zum Löschmeister werden konnten die Besucher unter fachkundiger Anleitung: Hier zeigt Stadtbrandinspektor Sebastian Morawe dem Nachwuchs, wie ein Feuerlöscher funktioniert.

Neu-Isenburg – Hinter die Kulissen schauen, den Fuhrpark begutachten und bei spektakulären Vorführungen den Arbeitsalltag der Rettungskräfte kennenlernen, aber auch Leute treffen und sich unterhalten: Die Freiwillige Feuerwehr Neu-Isenburg hatte nach der langen Corona-Zwangspause am Sonntagnachmittag erstmals seit 2018 wieder alle ihre Türen geöffnet – ebenso das Technische Hilfswerk nebenan. Und die Einladung stieß auf riesengroßes Interesse.

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll, ich kann nur staunen – die jungen Leute würden so etwas wohl geflasht nennen“, sagt Wehrführer Jens Multer und guckt auf den nicht enden wollenden Andrang. Wie gut, dass man den Tag der offenen Tür auf einen Sonntag gelegt hatte, um den Parkplatz des Lidl-Supermarkts gegenüber nutzen zu können. Doch auch dieser ist am Nachmittag schnell proppenvoll, sodass einige Besucher doch ins Gewerbegebiet ausweichen müssen, um ihr Auto abzustellen. „Die Leute sind wirklich interessiert, das hat wohl auch mit der derzeitigen allgemeinen Situation zu tun“, sagt Multer, der mit seinem Team erstmals den Tag der offenen Tür ausrichtet. „Wir mussten uns auch erst finden, aber es läuft ganz gut“, zeigen sich die Organisatoren mit dem Ablauf zufrieden. Das betrifft nicht nur die Präsentation der vielfältigen Feuerwehrtechnik, sondern auch die Verpflegung der Gäste mit Speis und Trank. Es gibt zwar zeitweise lange Warteschlangen, „aber die Leute sind wirklich verständnisvoll – und es lohnt sich ja auch“, zielt Multer auf die bekannt gute „Küche“ mit Grillstation und Pommes ab.

So gibt es bei Familienverbänden schon mal das „Problem“ der Zusammenführung, wenn der technikinteressierte Sohn die Wartezeit an der Löschstation für Kinder oder lieber im Führerhaus eines Einsatzfahrzeuges verbringen will, anstatt auf der Bank bei Mama aufs Essen zu warten. „Was tun, wenn der Strom ausfällt?“ Antworten auf diese und ähnliche Fragen geben Ralph Schrod und Simone Stribrny am Notfall-Stand, wo mancher Besucher lange verweilt und sich informiert.
 lfp

Fortsetzung auf Seite 2

Was eine von der Bundesregierung vorgeschlagene Notfallbevorratung enthalten sollte, hat die Feuerwehr dazu ebenfalls beispielhaft aufgebaut. Doch woher bekommt man Licht oder auch Wärme, wenn es zunehmend kälter in der Wohnung oder gar im Keller wird? Auch dafür zeigt Simone Stribrny eine Lösung. Mit einer kleinen Kurbel erzeugt sie nicht nur Licht, sondern „generiert“ auch noch Strom für den integrierten Akku. „Und genauso funktioniert das auch mit dem Radio hier. Das ist vielleicht mal wichtig, wenn man auch Nachrichten angewiesen ist“, demonstriert Ralph Schrod das Kurbel-Radio.

Ganz besondere Aufmerksamkeit richtet sich am Wochenende auf die Jugendfeuerwehr: Diese wurde am 27. Mai 1972 gegründet und feiert das 50-jährige Bestehen. „Sie genießt einen hervorragenden Ruf und ist eine wichtige Einrichtung, um den Nachwuchs für die Freiwillige Feuerwehr zu rekrutieren“, sagt Jens Multer. Kinder ab zehn Jahren können ihr beitreten. Und die Kinderfeuerwehr „Die Löschdrachen“ um Udo Bachmann für einen noch früheren Einstieg in die Arbeit der Feuerwehr – sie nimmt bereits Kids ab sechs Jahren auf.

Nicht nur beim Tag der offenen Tür zeigt der Feuerwehrnachwuchs mit einem eigenen Einsatz sein Können. Sondern schon tags zuvor wird bei einer Akademischen Feier die Jugendfeuerwehr gewürdigt. So hebt etwa Stadtverordnetenvorsteherin Christine Wagner lobend hervor, dass es der Neu-Isenburger Wehr immer wieder gelinge, junge Menschen für diesen wichtigen Dienst zu gewinnen. Dass die Neu-Isenburger Feuerwehren – im Gegensatz zu vielen anderen Wehren in der Region – keine Nachwuchssorgen haben und sich über eine große Kontinuität bei ihren Mitgliedern freuen dürfen, hänge auch mit der vorausschauenden Jugendarbeit zusammen. „Es gelingt den Neu-Isenburger Feuerwehrleuten immer wieder, die Wehr für junge Leute attraktiv zu machen und ihnen Spaß an der Hilfe für andere Menschen zu vermitteln.“

Wagner erinnert auch an die Gründungsväter Michael Hörr, Joachim Kügler, Sven Wieland, Hans-Jürgen Poths und Siegfried Seiferlein, die bereits damals erkannt hätten, wie wichtig es sei, sich um einen kontinuierlichen Nachwuchs zu kümmern.

Ein weiteres Thema ist die Anwerbung neuer Einsatzkräfte. „Unser Personalbestand ist zwar gut, Zuwächse aber immer willkommen“, sagte Multer. In diesem Sommer war die Feuerwehr vor allem mit Waldbränden beschäftigt.

Neu-Isenburg kam bis auf eine Ausnahme bislang glimpflich davon. Doch die Einsatzkräfte wurden zu vielen Bränden in der Umgebung gerufen – beispielsweise Mitte August in Münster.

Nicht minder belebt als das Feuerwehrgelände ist am Sonntag das des Technischen Hilfswerks. Dort steht die Demonstration der Wasseraufbereitung als auch das Abpumpen von Wasser aus überfluteten Gebäuden im Vordergrund. Zu bestaunen gibt es Gerätschaften wie die Schmutzwasserkreiselpumpe „Hannibal“, die sogar schon in New Orleans im Einsatz war. Zudem hat das THW wieder, sozusagen als Beleg für das eigene Einsatzspektrum, einen Steg von seinem Gelände zur Feuerwehr gebaut. Andere kommen aber auch wegen des legendären Erbseneintopfs.

Bürgermeister Gene Hagelstein informiert sich hüben wie drüben und dankt allen, die diesen Tag der offenen Tür wieder möglich gemacht haben. „Was heute hier abgeht, zeigt uns allen, dass die Bürgerinnen und Bürger an der Arbeit ihrer Feuerwehr sehr interessiert sind – so wie ich auch“, sagte Hagelstein.    lfp

Infos im Internet

ffni.org

jf-neu-isenburg.de

ov-neu-isenburg.thw.de