STADTARCHIV Historiker Andreas Greim ist neuer Leiter Fürs Gedächtnis der Stadt

Auf seine neue Aufgabe als Stadtarchivar freut sich Andreas Greim. Der 47-jährige Historiker bringt profunde Kenntnisse mit.

Neu-Isenburg – Ein lang gehegter Berufswunsch ist für Andreas Greim in Erfüllung gegangen. Der 47-jährige Historiker ist seit Anfang Januar Leiter des Stadtarchivs und damit Nachfolger von Claudia Lack, die mehr als 20 Jahren dafür zuständig war. Eine seiner vorrangigsten Aufgaben auf dem Weg zu einem modernen Bürgerarchiv sieht Greim in einer digitalen Aufstellung.

Bürgermeister Gene Hagelstein freut sich, einen so qualifizierten Mitarbeiter für das Stadtgedächtnis gewonnen zu haben. Denn Greim bringt profunde historische Kenntnisse und Erfahrungen in der Archivarbeit mit.

1975 in Südhessen geboren und aufgewachsen, begann er nach seinem Abitur ein Studium für Geschichte und Politik in Darmstadt. Über ein Praktikum und als freier Mitarbeiter im dortigen Staatsarchiv fand er den Weg ins Archivwesen. „Ich habe mich schon immer für die Arbeit direkt mit den Quellen interessiert“, erzählt Greim. In der Historischen Kommission Darmstadt engagiert er sich für die Erforschung der südhessischen Stadt- und Regionalgeschichte und hat in mehr als 20 Jahren etliche Arbeiten und Beiträge verfasst. So erschienen unter anderem 2019 eine von ihm bearbeitete Quellendokumentation zum Arbeiter- und Soldatenrat Offenbach 1918/19 sowie 2022 ein Aufsatz über die Kontroverse um die Einführung der Sonntagsruhe im Frankfurter Einzelhandel vor 125 Jahren. Zuletzt verfasste der Historiker einen Beitrag über die besonderen Probleme der wirtschaftlichen Demobilmachung in Hessen nach dem Ersten Weltkrieg, der 2023 fortgesetzt wird.

Die Aufarbeitung der Nazi-Zeit bezeichnet er als weiterhin wichtig. Dabei dürfe aber nicht vergessen werden, dass es viele weitere interessante historische Themen gibt. Greim verweist auf das bald 80-jährige Bestehen der Bundesrepublik Deutschland, die er als Erfolgsgeschichte in Sachen Demokratie bezeichnet. Und da gebe es genügend Anknüpfungspunkte wie beispielsweise die Migration. Im Stadtarchiv ist ihm ein Buch aus dem Jahr 2005 in die Hände gefallen mit Interviews von Menschen, die als Gastarbeiter in Neu-Isenburg ankamen, über ihren Werdegang. Besonders interessiert ihn die Alltagsgeschichte. Auch das, was heute passiert, sei in wenigen Jahren unter historischen Aspekten interessant. Jetzt freut er sich auf die Zusammenarbeit mit der Seminar- und Gedenkstätte Bertha Pappenheim, dem Verein für Geschichte, Heimatpflege und Kultur (GHK) sowie dem Stadtmuseum. Dazu stehen erst einmal Gespräche an, um sich näher kennenzulernen. Gemeinsam mit den ehrenamtlichen Helfern des Stadtarchivs möchte er den 2001 eingeschlagenen Weg, das historische Gedächtnis der Stadt allen Bürgern zu öffnen, weiter fortsetzen. Die enge Zusammenarbeit mit den Nutzerinnen und Nutzern als Partner bei der Erforschung der Stadtgeschichte soll dabei weiter ausgebaut werden. Bausteine für ein modernes Bürgerarchiv sind neben einer neuen, zeitgemäßen Satzung und Benutzerordnung auch die Digitalisierung.

Momentan befinde sich das Neu-Isenburger noch in einem vorwiegend analogen Zustand. Greim sieht den Weg in die Digitalisierung als eine seiner Hauptaufgaben. So könnten zukünftig noch mehr Interessierte Zugriff auf das Stadtgedächtnis bekommen.
 hok