Waldis letzte Ruhestätte Gabriele Schweitzer setzt sich für Neu-Isenburger Tierfriedhof ein

Gabriele Schweitzer setzt sich dafür ein, das brachliegende Grabfeld 6 des Waldfriedhofs als letzte Ruhestätte für Tiere zu nutzen. Foto: Mangold

Neu-Isenburg (man) – Es klingt ein wenig verwunderlich, wenn jemand im Zug oder im Stehcafé erzählt, am Ende mit seiner Katze Dido oder dem Rüden Aeneas im Grab gemeinsam die letzte Ruhe finden zu wollen.

Wer so spricht, nimmt es schon in Kauf, seinem Gegenüber als leicht spleeniger Charakter zu erscheinen. Gabriele Schweitzer wirkt aber total sachlich und kein bisschen schrullig. Die 50-Jährige setzt sich nämlich zusammen mit der Tierheilpraktikerin Viola März-Kämmerer für einen Tierfriedhof in Neu-Isenburg ein. Und Schweitzer geht noch weiter: Irgendwann solle es in Deutschland tatsächlich möglich sein, dass Mensch und Tier nebeneinander unter der Erde liegen dürfen.

Verlust eines Hundes immer emotional

Die Mutter einer 20-jährigen Tochter spricht von ihrer Labradorhündin, von der Trauer, die deren Tod bei ihr und ihrem Mann auslöste. Die habe über Wochen die Atmosphäre im Haus bestimmt. Fast jeder Hundebesitzer erlebt es gleich: Der Vierbeiner, der erwartungsfroh zur Türe springt, wenn es läutet oder sich ein Schlüssel umdreht, nimmt automatisch den Part eines Familienmitglieds ein. Für Kinder, die ein Leben ohne den Hund bis dahin nicht kannten, fühlt sich dessen Tod mitunter schmerzhafter an als das Hinscheiden von nahen Verwandten. Erst recht, wenn die weit weg wohnen. Lebt der Mensch mit einem Haustier, bindet er sich fast zwangsläufig emotional ähnlich stark wie an einen Menschen. „Aus dem Grund stellt sich auch die Frage nach dessen Bestattung im Grunde nicht anders“, kommt Schweitzer, die Tierurnen herstellt und vertreibt, zu ihrem Thema.

Kaum jemand ist bereit, sein Tier dem Abdecker zu überlassen, den meisten fehlt ein Garten. Gabriela Schweitzer warnt sowieso davor, den Hund oder die Katze auf dem eigenen Grund zu vergraben, ohne bei den Behörden nachzufragen. Das Grundwasser dürfe schließlich niemand gefährden. Schweitzer erzählt von Menschen, die ihre Lieblinge im Wald beerdigen.

Einige verhalten sich wie Wahnsinnige

Einige verhalten sich dabei wie Wahnsinnige: „Sie stellen brennende Kerzen auf, auch während Trockenperioden“. Es sei bei mehr als 1500 in Neu-Isenburg gemeldeten Hunden – Katzen dürften es noch mehr sein – nicht nur eine Frage des Gefühls, sondern auch der Vernunft, in der Stadt einen Tierfriedhof einzurichten. In Frankfurt oder Bad Homburg existieren schon welche, um zwei von sechs in der Region zu nennen.

Gabriele Schweitzer und Viola März-Kämmerer lernten sich sich vor einem viertel Jahr kennen. Die Tierheilpraktikerin lässt noch ein wirtschaftliches Argument fallen: Republikweit hätten Friedhöfe damit zu kämpfen, ihre Kosten zu decken. Die Bundesbürger verfügten mittlerweile immer häufiger, verbrannt zu werden oder in einem Begräbniswald zu liegen – beides zu Lasten der Friedhöfe, die für den Kauf eines reinen Urnengrabs für 25 Jahre bis zu 75 Prozent weniger verlangen können, als für einen Sarg in der Erde.

Waldfriedhof im Blick

Gabriele Schweitzer nennt einen Platz in Isenburg, der sich ihrer Ansicht nach als Tierruhestätte eignet: Das Grabfeld 6 des Waldfriedhofs, das eine Fläche von rund einem Hektar umfasst. Auch hier argumentieren die beiden Frauen ökonomisch. Das brachliegende Grundstück müsse die Stadt gärtnerisch versorgen, um es nicht verwildern zu lassen. Mit dem Verkauf von Tiergräbern ließen sich die Kosten dafür zumindest drücken.

Peter Viehmann, Geschäftsführer des Zweckverbands für das Friedhofs- und Bestattungswesen in Neu-Isenburg und Dreieich, hält dem entgegen, beim Waldfriedhof handele es sich um einen Humanfriedhof, der an das Grabfeld 6 grenze. Auch aus Gründen der Pietät habe der Vorstand dagegen gestimmt, dort Tiere bestatten zu lassen. Trauernde Angehörige könnten sich daran stoßen, wenn ein paar Meter weiter jemand sein Haustier beerdigt.

Tierfriedhöfe organisierten ohnehin private Gruppen wie Tierschutzvereine, „nirgends ist die Stadt der Träger“. Gabriele Schweitzer rechnet weiter damit, mit dem Thema nicht überall offene Türen einzurennen. Sie hofft, die Diskussion darüber in Bahnen zu lenken, in denen sich die Argumente sachlich austauschen lassen.