Stadt Neu-Isenburg bringt ehrenamtlich engagierte Bürger an einen Tisch Gastmahl für Frieden, Toleranz und Mitmenschlichkeit

An der langen Tafel diskutierten geladene Neu-Isenburger beim Gastmahl. Foto: Postl

Neu-Isenburg (lfp) – Mitmenschen, die sich in besonderer Weise für andere engagiert haben, kann man auf vielfältige Art und Weise danken. Ehrungen durch Urkunden oder Medaillen sind die geläufigste Form, doch in Neu-Isenburg ging man jetzt einen anderen Weg: „Wir wollten Bürger, die sich persönlich nachhaltig und mit großem Engagement für die Integration ausländischer Mitbürger eingesetzt haben, einfach mal alle an einen Tisch bringen“, sagte Neu-Isenburgs Kulturdezernent Theo Wershoven. Dabei sollte ihnen nicht nur ein „anständiges“ Gastmahl sondern auch kulturelle Zugaben geboten werden.

Das erste Gastmahl war für 25 Gäste angerichtet worden, die sich für Frieden, Toleranz und Mitmenschlichkeit in der Neu-Isenburger Gesellschaft in vorbildlicher Weise eingebracht haben. Aber auch zwei Unternehmen waren auserwählt worden: Das Hotel Kempinski Gravenbruch und die Bäckerei Café Ernst. Beide hatten Geflüchteten schnell eine Arbeitsstelle angeboten und berichteten über ihre Erfahrungen. Karina Ansos, die Direktorin des Hotels Kempinski Gravenbruch als auch Andreas Schmidt, Geschäftsführer von Café Ernst, lobten die Geflüchteten als willig und engagiert, sich ihr „Brot“ selbst zu verdienen. Bevor das Mahl auf den Tisch kam, wurden die Gäste im Foyer der Hugenottenhalle empfangen. Dort wurde ihnen eine besondere „akustische Kunstperformance“ geboten. Der Neu-Isenburger Kunsttherapeut inszenierte, zusammen mit Mathias Ziegler am Blech und Sibylle Pausch mit Rezitationen eine Klangperformance. Alles passend zum Thema „am östlichen Horizont – dort wo der Frieden in Gefahr ist“.

Als die Gäste ihre Plätze eingenommen hatten, erläuterte ihnen Theo Wershoven den Begriff Gastmahl, der aus der Antike stammt. „Gastmahl steht sinnbildlich für einen Ort der Begegnung, wo Menschen zusammen kamen, um sich kennenzulernen, miteinander ins Gespräch zu kommen. Dabei wurden nicht nur gegenseitig Freundlichkeiten ausgesprochen, sondern auch über Themen von politischer und kultureller Relevanz intensiv debattiert. Und zwar nicht nur unter Freunden, sondern auch mit anwesenden Fremden, die man stets als Gäste behandelte“, sagte der Kulturdezernent.

Theo Wershoven verwies aber auch die vielfältiger und komplexer gewordene Stadtgesellschaft. Auch in Neu-Isenburg leben inzwischen viele Menschen mit unterschiedlichen Wertvorstellungen, Kulturen, Überzeugungen und Lebensstilen, die verschiedener kaum sein könnten. „Mit dem Gastmahl für Frieden, Toleranz und Mitmenschlichkeit möchten wir ein öffentliches Zeichen setzen und kundtun, dass wir uns auch künftig dieser Verantwortung sehr wohl bewusst sind und dass wir auf die Unterstützung, Toleranz und Solidarität vieler Menschen auch weiterhin angewiesen sind“, betonte der Gastgeber. Das Gastmahl wurde musikalisch von der Gruppe „Merhaba“ um Björn Lindig begleitet.

Ein paar wenige Stühle blieben leer, auch jener von Sarantis Biscas, dem Vorsitzenden des Ausländerbeirates Neu-Isenburg. Er war beim Fest der Nationen vor der Hugenottenhalle zu Gast.