BIRKENGEWANN Planung für Wilhelm-Arnoul-Platz Gestaltung erinnert an Historie der Stadt

So sieht der Ort, um den es geht, aktuell aus: Vorn in der Mitte entsteht der Wilhelm-Arnoul-Platz, angrenzend an die Kita Birkengewann (links hinten). Von links kommt der Weg der Überführung über die Friedhofstraße und führt rechts weiter durch den Grüngürtel zur Offenbacher Straße. Foto: postl

Neu-Isenburg – Nachdem die Bebauung im Neubaugebiet Birkengewann ihrer Fertigstellung entgegen geht, nimmt auch die Freiflächengestaltung nun nach und nach Formen an. Gemäß einem Beschluss der Stadtverordneten aus dem Jahr 2012 wurden nicht nur die Straßennamen festgelegt, sondern auch über die Freiflächen entschieden.

Neben zwei Spielplätzen und einem Grüngürtel als Teil der Regionalpark-Route wurde ein großer Platz als „zentraler Aufenthaltsbereich“ vorgesehen – und festgelegt, dass dieser zentrale Platz in der Mitte des Wohngebiets einmal zum Wilhelm-Arnoul-Platz werden soll.

Die Rede ist von dem Bereich östlich der Straße Am Trieb, zwischen Friedhofstraße und Offenbacher Straße, der im Korridor der Regionalpark-Route liegt, so die Beschreibung aus dem Rathaus. Im Westen grenzt die neue Kita Birkengewann an, im Südwesten und Nordwesten Bebauung und im Südosten ist ein großer Spielplatz.

Nun liegt ein Gestaltungsentwurf vor, mit dem sich der Magistrat in dieser Woche befasst hat – auch im Zusammenhang mit den dafür beantragten Mitteln im Haushaltsnachtrag von 200 000 Euro. Dieser Entwurf wird nun in eine Drucksache gegossen und im neuen Jahr in den Gremien beraten.

Eine Opernsängerin, ein Weltraumforscher, zwei ehemalige Bürgermeister und ein Stadtverordneter, ein Vereinsförderer sowie der international erfolgreichste Sportler der Stadt: Quer durch das gesellschaftliche Leben geht bekanntlich die Liste jener Namen, nach denen Neu-Isenburg die Straßen im Birkengewann benannt hat. Doch eins verbindet sie: Sie alle haben sich auf ihrem jeweiligen Gebiet um die Stadt verdient gemacht – so auch Ehrenbürger Wilhelm Arnoul, der 1893 in Neu-Isenburg geboren wurde. Er war nicht nur neun Jahre lang Bürgermeister von Neu-Isenburg, sondern auch Landrat des Kreises Offenbach, bevor er zum Regierungspräsidenten in Darmstadt berufen wurde. Auf dem Alten Friedhof fand der am 27. März 1964 in Offenbach verstorbene Wilhelm Arnoul seine letzte Ruhestätte. „Wilhelm Arnoul hat viel für Neu-Isenburg getan, sowohl als Bürgermeister, Landrat, Regierungspräsident als auch als Mitglied des Hessischen Landtages. Er verdient mehr als ein Ehrengrab auf dem Friedhof“, so Bürgermeister Herbert Hunkel.

Der Familienname Arnoul führt zurück zu Pierre Arnoul, der aus Frankreich kommend, sich 1702 in Neu-Isenburg ansiedelte. Und so soll mit der Gestaltung des Wilhelm-Arnoul-Platzes auch insbesondere der Waldenser gedacht werden, die im 17. Jahrhundert aus Pragela im Piemont vertrieben wurden und in Neu-Isenburg eine neue Heimat fanden.

Wilhelm Arnouls Vorfahre Pierre Arnoul kam 1702 als waldensischer Flüchtling nach Neu-Isenburg. Als Geschichtsschreiber verfasste Pierre Arnoul das Gerichtsbuch der Stadt Neu-Isenburg und war ebenfalls der Verfasser des Neu-Isenburger Konsistorienbuches.

Der Platz-Entwurf sieht vor, die Grundform der Gestaltung vom Wappen der Waldenser abzuleiten, das in seiner Anfangszeit als Oval dargestellt wurde. Das geplante Oval in der Mitte des Platzes wird als Pflasterfläche mit hellem Naturstein, wie im Piemont vorhanden, angelegt. In der Mitte der Pflasterfläche wird das Waldenser-Wappen mit verschiedenen Mosaikpflastersteinen dargestellt. Das Wappen beinhaltet sieben Sterne, die am Strahl der Kerzenflamme, der ovalen Form folgend, angeordnet sind. Mit dem Schriftzug „Lux lucet in tenebris“ (Das Licht leuchtet in der Finsternis) mittig in der Sitzmauer am Oval wird ein weiteres Symbol des Waldenser-Wappens in die Gestaltung aufgenommen. Diese Worte aus dem Johannesevangelium stellen eine Art Leitgedanke der verfolgten Waldenser dar, der ihnen half, die Verfolgung zu überleben.

Die umlaufende Fläche des Platzes bis zu den Fuß- und Radwegen könnte laut Entwurf in wassergebundenem Wegebelag versehen werden. Die Formensprache des Ovals wird halbseitig an der Westseite wiederholt, im dem dort die Platzfläche durch zwei Sitzmauern und die Wegekante gefasst wird. Die Sitzmauern erhalten punktuell Sitzflächen aus Holz.

Auf je zwei Infotafeln wird die Gestaltung erläutert, sodass sich die Besucher über Arnoul und die Waldenser informieren können. Zwei Schriftzüge auf dem Fuß- und Radweg der Regionalpark-Route sollen auf den Platz aufmerksam machen. Ferner werden an der Nord- und Südseite des Platzes Fahrradständer aufgestellt. Geprüft werden soll laut Bürgermeister Hunkel, ob dort auch eine Ladestation für E-Fahrräder installiert werden kann.

Die umgebende Bepflanzung mit Maulbeerbäumen und Esskastanie, Stauden und Gräsern, soll ebenfalls Bezug nehmen zur Vegetation des Piemont.

VON LEO F. POSTL