Friedhöfe in Sprendlingen und Neu-Isenburg ausgezeichnet „Immaterielles Kulturerbe“

Die Vorsitzende des Friedhofszweckverbandes Neu-Isenburg und Dreieich, Inge Bossek-Buch, und die Geschäftsführerin Andrea Mansfeld brachten an der Trauerhalle des Alten Friedhofs Neu-Isenburg ein Hinweisschild an. Foto: p

Dreieich/Neu-Isenburg (red) – Neu-Isenburg und Dreieich sind Teil eines bundesweiten Netzwerkes von über 100 Städten, die sich dem „Immateriellen Kulturerbe“ widmen und so auf die Bedeutung der Friedhofskultur in den Städten aufmerksam machen wollen.

Bereits im März hatte die Kultusministerkonferenz auf Empfehlung der Deutschen UNESCO-Kommission diese Ernennung zum immateriellen Kulturerbe beschlossen. Allerdings ging die Auszeichnung im Corona-Lockdown völlig unter, weshalb man jetzt mit der Aktion „Friedhöfe auszeichnen“ auch in Neu-Isenburg und Dreieich auf dieses vielschichtige Kulturerbe aufmerksam macht. „Es sind nicht die Friedhöfe an sich zum immateriellen Kulturerbe ernannt worden“, erläutert der Verbandsvorstand, „sondern die Friedhofskultur, also all das, was Menschen auf dem Friedhof tun.“ Dazu gehöre das Trauern, Erinnern und Würdigen genauso wie das Gestalten, Pflegen und Weiterentwickeln.

„Der Friedhof ist vor allem auch ein Ort der Lebenden, der weit über die persönlichen Trauerrituale hinaus identitätsstiftende Bedeutung für unsere Gesellschaft hat.“ Hervorzuheben ist zum Beispiel die historische Dimension der Denkmäler. Der Kulturraum Friedhof bildet zudem den größten Skulpturenpark der Städte und ist zugleich Inspirationsfläche für viele Kunstformen. Besonders bedeutsam ist seine soziale Funktion: Der Friedhof erweist sich als Treffpunkt für Familien oder Angehörige und wirkt auch sozialer Vereinsamung von Hinterbliebenen entgegen. Nicht zuletzt zeigt sich dieser Kulturraum über kulturelle und religiöse Unterschiede hinweg als ein Ort der Integration und des Friedens. Nicht zu vergessen ist die Bedeutung der Friedhöfe für den Naturschutz, zum Beispiel auch als Ort der Biodiversität.

Grundvoraussetzung für die Ernennung der Friedhofskultur in Deutschland zum immateriellen Kulturerbe war für die UNESCO „die Lebendigkeit der kulturellen Ausdrucksform“. Es gehe nicht um ein Mumifizieren unserer Friedhöfe, erklärt Andrea Mansfeld, Geschäftsführerin des Friedhofszweckverbandes, sondern um deren zeitgerechte Weiterentwicklung. So werde man auch in Zukunft Bestattungsformen anbieten, die den Wünschen der Menschen entsprechen, zum Beispiel naturnah gestaltete oder pflegeleichte beziehungsweise pflegefreie Grabformen.

Die Auszeichnung der Friedhöfe in Sprendlingen und Neu-Isenburg hat das „Kuratorium Immaterielles Erbe Friedhofskultur“ initiiert, das sich der Pflege und Weiterentwicklung dieses Kulturerbes verschrieben hat. Auf seiner Seite www.kulturerbe-friedhof.de finden sich umfangreiche Informationen über die Friedhofskultur in Deutschland, die Ernennung zum immateriellen Kulturerbe und deren Bedeutung für unsere Gesellschaft.