Budenzauber wirkt auch unterm Baukran Isenburger Weihnachtsmarkt gewohnt stimmungsvoll

Die Neu-Isenburg lieben die besondere Atmosphäre ihres Weihnachtsmarktes im Alten Ort. Foto: Postl

Neu-Isenburg (lfp) – Könnte es einen schöneren Ort in Neu-Isenburg für den Weihnachtsmarkt geben als den Marktplatz und die sternförmig angelegten Straßen um ihn herum? Wohl kaum. Denn auch eine große Lücke in der Häuserzeile der Hirtengasse, der durch den Neubau beengte Zugang durch das Nollgäßchen und auch der große Baukran, dessen Ausleger weit über das Fundament des Neubaus hinter der Traditionsgasstätte „Zum Grünen Baum“ hinaus schwebte, vermochten die romantische Stimmung im Alten Ort nicht merklich zu trüben.

Viele Isenburger hatten sich im Vorfeld des Weihnachtsmarktes um die Atmosphäre gesorgt, doch alles war unbegründet, wie sich zeigte. Bei Tageslicht winkte ein großer Schneemann noch von der Gewichtsplattform des Baukrans, doch sobald es dunkel wurde, verschwand alles im Nichts.

Schon bei der Eröffnung des traditionellen Weihnachtsmarktes dankte Bürgermeister Herbert Hunkel dem Bauherrn für die gute Kooperation. So fanden das Kinderkarussell und auch der Stand mit Thüringer Bratwürsten wieder ihren Stammplatz vor dem Parkplatz, der derzeit vom Baukran belegt wird.

„Wir haben uns bemüht, wieder eine schöne Weihnachtsmarktatmosphäre zu bieten und ich danke allen, die dazu beigetragen haben“, lobte Bürgermeister Herbert Hunkel die Kooperationsbereitschaft vieler Standbeschicker. Eröffnet wurde der Budenzauber diesmal vom Kinderchor „Viertel vor Acht“ der Wilhelm-Hauff-Schule unter der Leitung von Anette Müller-Davidi-Günther. Nach klassischen und modernen Weihnachtsliedern des Schulchores lockten die Bläser des Posaunenchors weitere Besucher in den Alten Ort zu einem Bummel durch die Gassen.

Für die jüngsten Besucher war die lebendige Krippe des Kinderzirkus’ Wannabe ein besonderer Anziehungspunkt. Ziegenbock Friedolin fraß buchstäblich aus der Hand, die Kaninchen ließen sich streicheln, nur wenn der Schafsbock mal nicht gut gelaunt war, gab es einen Schubser.

Die meisten Vereine hatten ihre festen Standplätze wieder eingenommen, aber es gab freilich auch ein paar Veränderungen. Zum Duft der berühmten garenden Bratwürste der Metzgerei Andreas Kohout aus Weida konnte man am Stand gegenüber die nicht minder berühmten Marzipanstollen verkosten. Da die Traditionsbäckerei Fehr aus Personalgründen kurzfristig absagen musste, wurde Natascha Lovric mit ihren Handmade-Produkten dieser Stand zugewiesen. „Der Platz hier ist wirklich perfekt, doch viele Leute fragen uns nach den berühmten Stollen, von denen wir aber gar nichts wissen“, erklärte Lovric den regen Zuspruch. Und auch ihre Freundin Susanne Orth war überrascht. „Ich glaube, morgen sollten wir wirklich auch ein paar Stollen mitbringen“, scherzte die Frankfurterin.

Aber auch vor dem Stand der Jugend der Evangelisch-Reformierten Gemeinde am Marktplatz herrschte Betrieb. Grund war hier die „Christbaumfrisur“ von Monika, die ihr Haar zu einer Säule aufgetürmt und weihnachtlich dekoriert hatte. Wie das Kunstwerk dennoch jede Bewegung standhaft mitmachte, war ihr persönliches „Betriebsgeheimnis“. Wer dem Blickfang näher kommen wollte, der musste sich freilich einen Glühwein oder Punsch von ihr persönlich servieren lassen – was den Umsatz beträchtlich steigerte.

Beim Bummel durch die Gassen begegnete man mit etwas Glück St. Nikolaus, aus dessen Sack die Kinder ein kleines Präsent erhielten. Aber auch so manch großer und braver Weihnachtsmarktbesucher wurde beschenkt. Der wandelnde Schneemann „Olaf“ aus dem Animationsfilm „Die Eiskönigin“ war ein beliebtes Selfie-Motiv für Kinder mit ihren Eltern.

Das Stadtmuseum „Haus zum Löwen“ wurde für viele Besucher zu einer warmen Basis am kühlen Winterwochenende. „Wir haben heute schon so viel Punsch ausgegeben wie im letzten Jahr an beiden Tagen“, sagte Museumsleiter Christian Kunz und blickte in die fast leeren Töpfe. Nach seiner Schätzung waren es über 600 Gäste. „Die Leute kommen hierher, gehen auf die Toilette, wärmen sich auf, genießen einen Punsch und bummeln dann durch das Museum, so soll es auch sein“, sagte Kunz erfreut.

Zu Füßen der Porträts der großen Isenburger Sänger Franz Völker und Anny Schlemm fand sich wieder eine ganze Palette kreativer Kunst. So war Amivi Gunn, die bereits mit zehn Jahren freiwillig an der Nähmaschine saß, mit ihren Euro-Afro-Kreationen vertreten und bei Kerstin Höhmann wurden echte Naturblätter, die mit flüssigem Silber bestrichen wurden, nach dem Brand im Ofen zu „ewigen“ Schmuckkunstwerken.

Nach anfänglich ruhigem Beginn erfuhr der Weihnachtsmarkt im Alten Ort mit fortschreitender Zeit einen immer größeren Zuspruch. Zeitweise war in manchen Gassen kaum noch ein Durchkommen möglich – aber dies hatte auch etwas Gutes: Reibung erzeugt schließlich auch kuschelige Wärme. Selbst am Sonntagabend nach dem heftigen Schneetreiben kamen wieder viele Besucher zum romantischen Budenzauber im Alten Ort.

Mehr Eindrücke zum Neu-Isenburger Weihnachtsmarkt gibt es in unserer Fotogalerie.

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