Firewall und Auskunftssperre bremsen den Rathaussturm der Isenburger Narren nicht Mit Kanonenfeuer gegen die Datenschutz-Verordnung

Die Narrenoberhäupter mit Prinz Jörg III., Prinzessin Martina I. sowie Watz Uwe Fräger und Oberlump Markus Letz (links) mit dem eroberten Rathausschlüssel. Fotos: Postl

Neu-Isenburg (lfp) – Just am Samstag, als die Isenburger Narren, das Rathaus erstürmen wollten, machten die Stadtoberen so richtig ernst mit der Datenschutzgrundverordnung. Diese gilt zwar schon seit dem 18. Mai, doch mit der Umsetzung nahm man es nach außen noch nicht so genau. Dafür aber am Samstagmorgen. Der Eingang des Rathauses war mit rotem Flatterband abgesperrt, Hinweisschilder verkündeten: „Wer mit dem Fotografiertwerden einverstanden ist, der möge einen der roten Punkte ausschneiden und diesen – telemetrisch genau – in die Mitte seiner Stirn kleben.“

Von alledem wussten die Narren, die sich in der Fußgängerzone der Bahnhofstraße für den Rathaussturm formierten, freilich nichts. Nach und nach trafen sie ein, die Vertreter der närrischen Vereine und Gruppierungen der Hugenottenstadt. Natürlich fehlte auch das Isenburger Prinzenpaar nicht, Prinz Jörg III. und Prinzessin Martina I., denn sie wollten ja die Macht im Rathaus übernehmen. Leider hatte die Musikband kurzfristig abgesagt, sodass der Ansturm der Narren mehr einem Schweigemarsch glich.

Als Vorposten hatte bereits die Schützengesellschaft Neu-Isenburg mit einer großen Kanone entsprechend Stellung bezogen. Als sich die große Narrengesellschaft vor dem Rathaus versammelte, waren Fenster und Türen verschlossen. Nach dem ersten Donnerschlag regte sich dann etwas hinter den Fenstern. „Ihr da oben, wacht endlich auf und lasst uns rein, ab heute übernehmen wir die Macht“, forderte Oberlump Markus Letz.

Es öffnete sich ein Fenster und das Gesicht des Bürgermeisters Herbert Hunkel, verborgen hinter einer dicken Balkenbrille, kam zum Vorschein. „Jedes Jahr kommt ihr hierher, zum Sturm auf Haus, Buffet und manches mehr. Dies ist nun nicht mehr möglich, wie schön es auch sei, denn bei uns herrscht Datenschutz seit dem 18. Mai! Firewall und Auskunftssperre, Datenschutz auch fürs Gesicht! Im ganzen Rathaus herrscht jetzt Schweigepflicht!“, verkündete der Rathauschef. Dies störte die Narren wenig, mit einem weiteren Donnerschlag gaben sie ihrer Forderung, den Rathausschlüssel herauszurücken, noch einmal Nachdruck. Stadtverordnetenvorsteherin Christine Wagner hielt dagegen: „Dass ihr ins Rathaus kommt, habt ihr auch bloß gedacht, denn für solchen Unsinn hat die EU eine Datenschutzgrundverordnung gemacht. Diese besagt einwandfrei, vorm Rathaus gibt es ab sofort kein Geschrei!“

Dann versuchte es die Prinzessin mit einer ganz persönlichen List. „Ei Herbertsche, tust du mich net erkenne. Ich bin’s, die Luwwis, die immer das Rathaus so sauber hält?“ Und wie reagierte der Rathauschef? „Ach ja, da steht ja eine hübsche Maid, des ist doch mei Butzfraa – die Luwwis im rot-weiße Kleid! Da will ich doch schnell ins Gesetz neiblicke, ob de Datenschutz hat eine Lücke!“ Schnell war klar: Zumindest bis Aschermittwoch regiert mit Frauenpower die Luwwis mit ihrem Prinz.

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