Zweiter Kostümball des Senats mit Narren-Tränen Karl-Heinz Müller besingt seinen Abschied

Christiana Krumpholz (Zweite von links) wurde als buntes Candy-Girl für das schönste Kostüm geehrt, auf Platz zwei kamen die „Orientalen“ Hilde und Siggi Seiferlein. Foto: Postl

Neu-Isenburg (lfp) – Narren sind nicht nur fröhliche Menschen – sondern auch „nur“ Menschen, die Gefühle und Regungen zeigen können. Beides bot der zweite Kostümball des Senats als Ersatz für den Ball des Gesellschaftsclubs. Nach der erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr folgte nun die Fortsetzung.

Der zweite Kostümball bot einen ganz besonderen Höhepunkt, den man nicht dem Genre der närrischen Freude, sondern mehr der auch für Narren geltenden Geschichte zuordnen muss. „Es ist doch schön, wenn man den Zeitpunkt seines Rückzuges aus der ersten Reihe noch selbst bestimmen kann“, meinte Karl-Heinz Müller – freilich mit etwas Ironie. Der Narr, der in Neu-Isenburg wie kaum ein anderer seine Spuren hinterlassen hat, zieht sich aus der ersten Reihe zurück. Diese Entscheidung verkündete er auf seine Art – mit einem selbst verfassten Lied.

Wieder waren viele närrische Gäste ins katholische Gemeindezentrum St. Josef gekommen, alle mehr oder weniger aufwendig kostümiert. Der Reiz der Verkleidung lag weniger darin, sich vor anderen unkenntlich zu machen – was man in Zeiten einer Datenschutzgrundverordnung hätte durchaus mit ins Kalkül ziehen können – es konnte sich ja auch lohnen, denn das beste Kostüm wurde prämiert. Ausgenommen freilich das Prinzenpaar, obwohl Prinz Joachim II. und Prinzessin Beate I. durchaus einen Preis für ihren aufwendigen Ornat verdient hätten. „Wir wollen mit dem Preis für das beste Kostüm an die schöne Tradition des Gesellschaftsclubs und vor allem früherer Maskenbälle anknüpfen, wo es ja darum ging, möglichst lange – oder gar nicht – vor der Demaskierung um Mitternacht erkannt zu werden“, sagt Harald Streb. Der Senatspräsident selbst war als „Punk-Prinz“ erschienen und freilich ebenfalls vom Kostümwettbewerb ausgenommen.

Die meisten Gäste liebten es einfach, mal närrisch in Erscheinung treten zu können – dies betraf sowohl ihr Outfit als auch ihre Tanzfreude. Christiana Krumpholz fiel nicht nur als buntes Candy-Girl auf, sie wirbelte auch fröhlich über die Tanzfläche. Ein Paar wie aus einem orientalischen Bilderbuch präsentierten sich Hilde und Siggi Seiferlein. Man durfte also recht gespannt sein auf die Prämierungsentscheidung – diese oblag im Finale dem Publikum. Mit einem Applausometer fällte das Publikum seine Entscheidung: Das Candy-Girl wurde zum besten Kostüm des Abends gekürt, Rang zwei belegte das orientalische Paar.

Zuvor begeisterten die Party Rockers der Watze mit ihrem Bollywood-Tanz, der ebenfalls orientalisches Flair verbreitete und mit großem Applaus bedacht wurde. Einmal muss es sein – und er wollte den Zeitpunkt selbst bestimmen: Karl-Heinz Müller hat dazu die Veranstaltung des Senats gewählt. Der legendäre Watz und derzeit noch Vorsitzender des Fördervereins zur Brauchtumspflege des Isenburger Karnevals (FBIK) hatte es angekündigt, sich zur passenden Zeit zumindest aus der ersten Reihe der Karnevalisten in Neu-Isenburg zurückzuziehen. „Ich hatte mir eine Altersgrenze gesetzt, die habe ich jetzt erreicht, also wird es Zeit“, so seine Begründung. Doch sich so einfach zu verabschieden wäre eines so großen Karnevalisten wie es Karl-Heinz Müller immer noch ist, nicht würdig. In geheimer Mission schrieb er einen passenden Text und übte in vielen Stunden die passende Melodie dazu ein.

„Ein Narr sagt Dankeschön, es ist jetzt Zeit für mich, um zu erkennen, dass mir die Mütze nicht mehr steht. Drum lass‘ mich langsam zieh’n ich weiß auch schon wohin. Ich schlendre endlich hin, zum gold’nen Tor, durch das die Freiheit weht. Und bin ich endlich dort, dann stoß ich kräftig auf und renn’ hinaus. In jene unbekannte Welt und tue alles das, wovon ein Narr so träumt. Ich will nicht gut, und auch nicht böse, nicht stolz, nicht tapfer sein. Nicht ordentlich, nicht tüchtig, nicht vorbildlich und nicht wichtig. Nur noch ich selber sein“, sang Karl-Heinz Müller unter Live-Begleitung der Band Take Two. Die überaus langen Ovationen waren der Dank für sein unvergessliches Engagement für die Isenburger Fastnacht.

Zu Tränen gerührt dankte ihm auch Senatspräsident Harald Streb und rang ihm ein Versprechen ab. „Wir beide sind zwar nicht gleich alt, aber gleich lang bei der Isenburger Fastnacht – das sind jetzt 49 Jahre. Im nächsten Jahr feiern wir unser 50-jähriges Engagement – es wäre schön, wenn Du deshalb beim nächsten Kostümball nochmals dabei wärst“, so Streb. Da konnte Karlheinz-Müller nur noch zustimmend nicken – und versuchte die Tränen der Rührung zu unterdrücken.